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Der Goldpreis reagiert auf den Inflationsdruck

Gold sucht Klarheit im Inflationsdunst, erklärt Joe Foster, Portfoliomanager und Goldstratege bei VanEck. Ein Goldkommentar.
Lisa Grüner
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© jeff connell

Im Oktober verzeichnete der Goldpreis einen kleinen Zuwachs von 26,43 USD (1,53%) und schloss bei 1777,50 USD pro Unze. Goldanlagen erholten sich von überkauften Niveaus und brachten dem NYSE Arca Gold Miners Index einen Zuwachs von 7,87% sowie einen Zuwachs von 13,21% für den MVIS Global Junior Gold Miners Index. 

Die Goldmärkte versuchen gerade, sich einen Reim darauf zu machen...

Die U.S. Federal Reserve Bank (Fed) ist auf dem besten Weg, ihr Anleihekaufprogramm in Kürze zu reduzieren, und die Fed Fund Futures3 zeigen, dass der Markt den Dezember 2022 als Termin für die nächste Zinssatzerhöhung der Fed ansieht. Die Lage auf dem Goldmarkt schien im Oktober durcheinander zu sein, da man sich nicht entscheiden konnte, ob a) eine straffere Fed-Politik ein Risiko für die Wirtschaft darstellt und ob b) die Inflation vorübergehend oder langfristig ist. Am 13. Oktober stieg der Verbraucherpreisindex (CPI)4 auf Jahresbasis und in von den US-Konsumenten bezahlten Preisen gemessen mit einem Zuwachs von 5,4% mehr als erwartet an. Der Goldpreis stieg an diesem Tag um 32 USD pro Unze. Zwei Tage später gab der Goldpreis diese Gewinne jedoch wieder ab, als die Einzelhandelsumsätze unerwartet stiegen. 

Inflationsunsicherheit scheint nicht hilfreich zu sein ...

Am Morgen des 22. Oktober stieg der Goldpreis um bis zu 30 USD pro Unze, als die FünfJahres-Breakeven-Inflation5 (wie von der Federal Reserve Bank of St. Louis gemeldet) stark anstieg und zum ersten Mal seit über 20 Jahren über 3% lag. Bis zum Nachmittag gab der Goldpreis diese Gewinne jedoch größtenteils wieder ab, nachdem der Fed-Vorsitzende Powell in einer Podiumsdiskussion erklärt hatte, dass er erwarte, dass „sich die Inflation wieder unserem 2%-Ziel annähert” und dass „wenn wir ein ernsthaftes Risiko sehen, dass sich die Inflation dauerhaft auf ein höheres Niveau bewegt, wir sicherlich unsere Instrumente einsetzen würden, um die Preisstabilität zu wahren”. 

Der Goldpreis reagiert eindeutig auf den Inflationsdruck. Dies wurde jedoch durch die Überzeugung des Marktes ausgeglichen, dass eine straffere Geldpolitik der Fed die Inflation eindämmen wird und die Wirtschaft robust genug ist, um höhere Zinsen zu verkraften. Die Verwirrung darüber, wie die Reaktion des Goldes während dieser Übergangszeit der Fed zu interpretieren ist, wird Geduld erfordern. Im Gegensatz zum Markt besteht unserer Meinung nach ein erhebliches Risiko, dass die durch die Liquidität angeheizte Wirtschaft und der Aktienmarkt nicht mehr funktionieren, sobald die Fed die Liquidität abzieht. Wie in unserem September-Kommentar erläutert, glauben wir außerdem, dass strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft zu einem mehrjährigen Inflationszyklus führen dürften.

Silberstreifen 

Der Silbermarkt entwickelte sich zu Beginn des Jahres gut, als Silber zu einer gefragten Anlage an beliebten Online-Handelsplätzen wurde. Seitdem hat Silber etwas von seinem Glanz eingebüßt und lag im dritten Quartal um etwa 14% unter dem Goldpreis. Im Oktober 2 erfreute sich Silber jedoch wieder einer höheren Nachfrage und erzielte eine Outperformance gegenüber Gold von rund 6%. Metals Focus, ein unabhängiges Beratungsunternehmen im Bereich Edelmetall-Research, sieht mehrere Gründe für den stärkeren Silbermarkt. Erstens wurde die Angebotsverknappung durch Verzögerungen bei der Seefracht verursacht, die einen Großteil der Silberbarren transportiert. Zweitens stiegen die Goldbarreneinfuhren nach Indien im September sprunghaft an, da der indische Markt nach dem verheerenden Covid-Ausbruch wieder geöffnet wurde. In Europa schließlich hat die Nachfrage zugenommen, da sich die industrielle Nachfrage in Deutschland erholt hat, die italienische Schmuckherstellung um 21% gestiegen ist und der Einzelhandel verstärkt Barren und Münzen kauft.

Bergbaugesellschaften sollten langsam vom Gas gehen 

Die Bergbauindustrie verfolgt weiterhin verschiedene langfristige Nachhaltigkeitsziele. Unserer Ansicht nach besteht die größte Herausforderung für die Branche darin, vom Dieselkraftstoff wegzukommen, der für den Antrieb von Transportfahrzeugen, Ladern, Planierraupen und anderen Großgeräten benötigt wird. Zu diesem Zweck arbeiten Rio Tinto (nicht in der Strategie enthalten) und Caterpillar (nicht in der Strategie enthalten) nach Unternehmensangaben zusammen, um die Entwicklung eines emissionsfreien 220- Tonnen-Lkw in Westaustralien voranzutreiben. In Südafrika arbeiten Engie (nicht in der Strategie enthalten) und Anglo American (nicht in der Strategie enthalten) an der Entwicklung von Prototypen für 300- bis 500-Tonnen-Lkw, die mit WasserstoffBrennstoffzellen betrieben werden. Vielleicht ist Netto-Null nicht nur ein Traum...