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Der Italienfan

Die IG Immobilien feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Stürme hat sie keine erlebt. Man ist auf ruhiger Fahrt. Praktisch von Anfang an mit an Bord: Geschäftsführer Hermann Klein.
Michael Neubauer

Es ist ein milder, ja fast zu milder, wenn auch etwas stürmischer Novembertag. Die IG Immobilien feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Stürme hat sie keine erlebt. Man ist auf ruhiger Fahrt. Praktisch von Anfang an mit an Bord: Geschäftsführer Hermann Klein.

Ich treffe Hermann Klein im Motto am Fluss. „Ich bin gern hier“, verrät Klein gleich am Anfang unseres Gesprächs. „Das Motto am Fluss liegt ideal, die Küche ist ausgezeichnet und es gibt Fisch“. Daher fällt die Wahl rasch auf den Business Lunch. Vorspeise Vitello Tonnato an Kräuter-Senfblatt und Wasabi, Hauptgang St. Petersfisch mit Tomaten-Ebly und Zuckerschoten. Beim Petersfisch schließe ich mich an, Vitello Tonnato ist nicht so das meine, also Tagessuppe. Dazu erfrischende Zitronen-Ingwerlimonade, Klein wählt den Klassiker „Soda Zitrone“.

Wann immer es geht mit den Öffis unterwegs

Der IG Immobilien Chef ist ein bekennender und begeisterter U-Bahn-Fahrer. Kein Wunder, hat er doch die U2 quasi vor seiner Bürotür im Stadion Center. Dorthin fährt Klein mit dem Auto – dann aber wann immer es möglich ist, fährt er mit den Öffis. „Mit der U-Bahn bin ich in 15 Minuten in der Stadt. Das schaffe ich mit dem Auto kaum. Da dauert die Parkplatzsuche oft länger“. Daher verschlägt es den Immobilien Manager immer wieder ins Motto an den Donaukanal. Gleich zu Beginn outet sich Klein als Italienfan. Nicht nur, dass seine Frau Nicole Italienerin ist, verbringt der dreifache Familienvater (Marco, Luca und Teresa) die Sommer mit seiner Familie in Nord-Italien. Obwohl er fast alles isst, schätzt er speziell die Italienische Küche: „Ich bin aber eher der Esser, denn der Koch“. Auch seine Traumimmobilie, sein Haus in der Hinterbrühl, hat italienischen Touch. „Ich wollte ja eher ein klassisches Haus, aber bedingt durch meine Frau hat unser Haus Arkaden, ein Ziegeldach und eine sehr wohnliche italienische Atmosphäre“. Was mich als Chefredakteur des Magazins der Nachhaltigen Immobilienwirtschaft besonders freut ist die Tatsache, dass mein Gesprächspartner Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft ist. „Wir haben mit der ÖGNI im Bürobereich durch die Zertifizierungen einen Paradigmenwechsel bewirkt. Dieser ist im Wohnbau leider noch nicht angekommen“. Man müsse bei den Endnutzern ein Bewusstsein dafür schaffen. „Das wird dauern!“. Man müsse die Vorteile deutlicher herausstreichen. „Beim Bau des Motel One wurde gefragt: Was bringt mir eine Zertifizierung. Wo sind die Vorteile? Genau das aber muss man noch prononcierter auf den Punkt bringen.“

All-In-Verträgen gehört die Zukunft

Ein großer Hemmschuh sei allerdings, dass viele Investitionen, die der Nachhaltigkeit dienen würden, nicht durchgeführt würden, weil derjenige, der dafür aufkommen muss, nicht der ist, der von diesen profitiert. Ein gutes Beispiel dafür seien Energieeinsparungsmaßnahmen. Der Eigentümer trage die Kosten für zum Beispiel die Dämmung und der Mieter profitiere von geringeren Betriebskosten. All-in-Verträge könnten hier ein probates Mittel zum Zweck sein. „Da sind wir sicher Vorreiter zum Beispiel bei der Campus Lodge. Dort haben wir All-In Mieten, auch bei unserem Projekt in der Brühlerstraße. Der Mieter hat gedeckelte Mieten, er zahlt unter Umständen weniger, aber sicher nicht mehr.“ Dadurch sind die Energiekosten schon ein Thema. „Die Leute kommen immer mehr mit einem Gesamtbudget und wollen All-In. Sie suchen auch nicht mehr nach Quadratmetern, sondern nach Zimmern. Wir kennen das aus Brüssel, weil wir dort 50 Wohnungen haben. In Brüssel wird nach Zimmern und All-In gemietet. Den Trend nach All-In-Mieten sehe ich auch in Österreich!“ Dass die Regierung ein neues Mietrecht zusammenbringt, daran glaubt Klein nicht. „Ich fürchte, die werden nichts Vernünftiges zusammenbringen! Es werden Nuancen sein, weil zu viele Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen. Bei den Verhandlungen zur Novelle war im Gespräch, dass alles was älter als 20 Jahre ist, ein Altbau sein soll. Was soll das? Natürlich muss es Sozialwohnungen geben. Auch die soziale Ausgeglichenheit ist wichtig. Dass man im Bereich Altmieten den Hebel ansetzen miss ist auch klar, aber 20 Jahre halte ich für zu kurz.“ „Für uns ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern wir setzen diesen Gedanken konsequent um“. Mit dem Motel One hat die IG Immobilien die erste DGNB-zertifizierte Hotelimmobilie in Österreich präsentiert und mit der Campus Lodge eines der ersten DGNB-zertifizierten Wohnobjekte“, freut sich Klein. Durch detaillierte Planung konnte IG Immobilien die Betriebskosten für die Mieter auf 3 Jahre deckeln. Neben einer transparenten Aufstellung der Betriebskosten ist die langfristige Kostensicherheit der Hauptvorteil für die Mieter. Dass sich der Passivhausstandard im großvolumigen Wohnbau durchsetzen wird, daran glaubt Klein nicht. „Das ist für viele Mieter einfach zu kompliziert“. Klein, Ing. Hermann (IG Immobilien) _ 022 Wie hält sich Klein fit? „Radfahren mindestens zweimal in der Woche für jeweils eine Stunde. Und am Wochenende ausgiebige Spaziergänge mit meiner Frau und unserem Golden Retriever Cosmo. Da geht es dann auf den Anninger hinauf“, erklärt der glühende SK Rapid-Anhänger „Wann immer es möglich ist besuche ich die Rapid-Spiele“ - und leidenschaftlicher Fußballer. „In meiner Jugend habe ich beim FC Mödling gespielt“. Das lässt er heute bleiben. „Meine Knie sind bedient. Da ist Radfahren besser“. Sichtlich stolz erzählt Klein, dass einige Spieler aus der Kampfmannschaft von Rapid sich in der Campus Lodge eingemietet hätten. „Idealer Standort für die Profi-Fußballer. Vormittags und Nachmittags Training. In der Pause geht’s in die eigene Wohnung oder ins Stadioncenter zum einkaufen“. Klein freut sich schon auf das erste Match in der Allianz-Arena. „Das wird ein ganz tolles Stadion“. Wenngleich er es wirtschaftlich als nicht besonders sinnvoll erachtet. „Drei Stadien in einer Stadt wie Wien sind zwei zu viel. Warum können Austria und Rapid nicht in einem Stadion spielen?“, fragt sich Klein. „In anderen Städten funktioniert das ja auch.“ Wien ist hier anders. Auch der Sportclub und die Vienna könnten sich ein Stadion – zum Beispiel die Hohe Warte - teilen. „Das Sportclub-Areal wäre ein toller Wohnbaustandort“, ist Klein ganz plötzlich wieder Immobilien-Manager. Musik ist eine seine weiteren Leidenschaften. „Ich gehe gern auf Konzerte“. Zuletzt standen die Söhne Mannheims und Ende Oktober Monti Beton & Johann K. in der Stadthalle. „Hans Krankl ist auch einmal in Jesolo aufgetreten – natürlich war ich dort“. Seine ersten Sporen in der Immobilienbranche verdiente sich der Absolvent der HTL für Elektrotechnik in Mödling – „Ich habe das Studium der technischen Physik an der TU Wien begonnen und war nebenbei Assistent an der HTL Mödling“ bei verschiedenen Ziviltechnikern im Bereich der technischen Planung tätig. „1991 wurde mir von einem Bekannten, der erster Geschäftsführer der IG Immobilien war, ein Job im Immobilienmanagement angeboten. Zu dritt begannen wir die IG Immobilien aufzubauen“, blickt Klein zurück. IG Immobilien ist heute einer der führender Anbieter bei Errichtung, Betrieb und Betreuung von Immobilien und hat sich im Lauf seiner 25-jährigen Unternehmensgeschichte auf hochwertig ausgestattete Wohn- und Büroobjekte, innerstädtische Einkaufszentren sowie auf attraktive Geschäftsobjekte spezialisiert. 73 hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen heute über 50 Eigen- und Fremdobjekte, die zum Großteil in Österreich, aber auch in Brüssel, Amsterdam und Budapest, angesiedelt sind. Aktuell beobachtet man den Deutschen Markt. „Wir haben uns in Hamburg, Berlin und Düsseldorf umgesehen, aber noch kein geeignetes Objekt gefunden“.

Der Immobranche steht ein Umbruch bevor

Für Klein steht die Immobilienbranche vor einem Umbruch. „In den kommenden Jahren wird sich der Immobilienmarkt kontinuierlich auf neue Zielgruppen einstellen müssen. Ein Paradebeispiel ist ‚studentisches Wohnen‘ – leistbare Mietwohnungen mit guter Verkehrsanbindung. Aber auch ‚emotionales Wohnen‘ gewinnt an Bedeutung, denn Mieter richten sich heute bei der Wahl des für sie passenden Objektes mehr und mehr nach ihrem Gefühl. Der qualitative Anspruch an eine Immobilie setzt sich demnach aus einer 1A-Lage, einem Top-Zustand, einer guten Verkehrsanbindung und dem Angebot von Dienstleistungen im Umfeld der Immobilie zusammen. Zukünftig wird es daher auch unsere Aufgabe sein, verstärkt auf diese veränderten Bedingungen einzugehen“, gibt Klein einen Ausblick auf die Schwerpunkte der kommenden Jahre. Zum Abschluss lassen wir uns dann doch noch einmal die Karte geben. „Zweimal Espresso macchiato und Crêpe Suzette, bitte“. „Ich liebe Süßes“, gesteht Klein. Da werden es bei der nächsten Radtour wohl ein paar Minuten mehr werden müssen.