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Der nächste Paradigmenwechsel

Kommentar von Walter Senk, Die unabhängige Immobilien-Redaktion, zum Artikel "Wenn Anleihegläubiger Haare lassen müssen"
Walter Senk

Als ich mich mit dem Thema „Crowdfunding“ befasst habe, wirkte es am Anfang eher wie ein neuer Trend auf mich. Je tiefer ich aber in die Thematik eingetaucht bin, desto mehr verfestigte sich bei mir eine ganz andere Meinung: Wir haben es hier – nach dem Prozess zur Nachhaltigkeit – mit einem weiteren Paradigmenwechsel zu tun.

Transparenz, Eigenverantwortung, Demokratisierung, Unabhängigkeit oder Kommunikation sind Begriffe, die sehr positiv besetzt sind und auch unmittelbar mit Crowdfunding in Zusammenhang stehen.

Es ist ein enormer Markt, der sich auftut, und erst die technische Entwicklung macht diese Form an Beteiligungen, egal ob an Unternehmungen oder Immobilien, möglich. Die rasanten Wachstumsraten zeigen, wohin der Weg führt, und ich bin überzeugt davon: Je leichter es Menschen gemacht wird zu investieren – vergleichsweise geringe Summen – desto eher werden sie es tun. Die Zukunft des Crowdfundings liegt auch darin, dass es eine jüngere und „internetaffine“ Gesellschaft betrifft – die Kundenschicht reift sozusagen gerade heran. Die Wachstumsraten machen bereits klar, wohin der Weg geht, und wenn man in die USA blickt – die uns bei solchen Businessmodellen einige Jahre voraus sind – dann bekommt man bereits eine Ahnung, in welche Richtung sich die Finanzierung über die Massen bewegt. Für die Protagonisten der heimischen Immobilienwirtschaft werden sich auch zahlreiche neue Wege und Möglichkeiten auftun.

Dass es auf dem Konto ohnehin keine Zinsen mehr gibt, ist ein aktuelles Argument, viel weitreichender ist aber, dass die Menschen den Banken immer kritischer gegenüberstehen. So wie sich die Entwicklung derzeit darstellt, wird es da auch keine Gegenbewegung geben, eher wird eine Verschärfung der Situation der Fall sein. Und wie die Immobilienbranche schon seit Jahren argumentiert: Grundbuch statt Sparbuch.

Wie bei anderen Entwicklungen, die in einer rasanten Geschwindigkeit aufpoppen, werden wir auch sicher einige „Kinderkrankheiten“ beim Crowdfunding erleben. Es mag schon sein, dass die eine oder andere unzulängliche Plattform auf den Markt kommt. Damit sollen aber keine Ängste geschürt werden, denn ich bin davon überzeugt, dass der Schaden, der dadurch entstehen könnte, sich in Grenzen halten wird. Ich bin lange genug als Journalist in der Immobilienwirtschaft tätig und habe diesbezüglich schon sehr viel erlebt, und ob man bei einem Investment 50.000 Euro verliert oder 500 ist zweifellos ein Unterschied.

Insofern ist es auch äußerst erfreulich, dass mit dem geplanten Gesetz relativ schnell die rechtliche Grundlage für eine Massenfinanzierung geschaffen wird. Aber wie es im Netz eben so ist: Ein „Shitstorm“ der Crowd fegt ein unzulängliches Projekt schneller weg als jeder Paragraph.

Der wirkliche Erfolg des Crowdfundings beruht aber auf einer sich verändernden Gesellschaft. Daher ist es ein Paradigmenwechsel und der lässt sich langfristig nicht aufhalten.