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Der österreichische Handel nach 15 Monaten Pandemie

Laut einer Umfrage des Handelsverbandes und der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY rechnen 43 Prozent der österreichischen Handelsunternehmen auch 2021 mit sinkenden Umsätzen. Fast vier von fünf Händler verzeichnen schon jetzt eine gesunkene Kundenfrequenz.
Amelie Miller

Bei mehr als jedem zweiten Händler (52 %) gingen die Umsätze um mehr als 25 Prozentpunkte zurück. Am stärksten betroffen waren jene Geschäftszweige, die wegen der verhängten Lockdowns mit langen Schließungen zu kämpfen hatten. Dazu zählen unter anderem Juweliere, Optiker und Fotoserviceanbieter (minus 39 %) aber auch der Großhandel (minus 36 %). Insgesamt konnte nur jeder dritte Händler steigende Umsätze verzeichnen (31 %). 

Die Folgen der Corona-Pandemie werden auch im laufenden Geschäftsjahr im Handel weiterhin deutliche Spuren hinterlassen: Für das Jahr 2021 erwartet fast die Hälfte der Handelsunternehmen (43 %) sinkende Umsätze von durchschnittlich minus vier Prozent. Besonders betroffen sind hier kleine Unternehmen, bei denen das Minus sogar bei sieben Prozent liegt.

Die Erwartungen der befragten österreichischen Handelsunternehmen hinsichtlich der Kundenfrequenz im Laufe des Jahres 2021 sind hingegen vorsichtig optimistisch: 28 Prozent der österreichischen Handelsunternehmen rechnen mit einer leichten Erholung bis zehn Prozent, nur jeder Zehnte erwartet eine deutliche Erholung mit mehr als zehn Prozent gesteigerter Frequenz. 41 Prozent gehen davon aus, dass die Kundenfrequenz auf dem aktuellen Niveau bleiben wird, zwei von zehn Unternehmen (21 %) rechnen mit einer Verschlechterung der Kauflaune durch die Wirtschaftskrise. Insgesamt hat sich die Kundenfrequenz im bisherigen Verlauf der Coronakrise deutlich negativ entwickelt und ging um durchschnittlich 31 Prozent zurück.

Die steigende Nachfrage nach Online-Shops und die Umsatzeinbußen im letzten Jahr zeigten in den letzten Monaten auch geringfügige Auswirkungen auf den stationären Handel und mögliche Filialschließungen: Zwar konnten 83 Prozent der befragten Unternehmen die Anzahl ihrer Standorte im letzten Jahr halten, aber dennoch mussten bei jedem zehnten Geschäft (13 %) die Rollbalken für immer heruntergelassen bleiben. Besonders stark betroffen war hier der stationäre Einzelhandel (minus 17%).

"Die Krise macht nun sichtbar, was zuvor schon feststand: Die Digitalisierung transformiert den Handel fundamental. Jeder Händler, der nach wie vor auf rein stationäre Vertriebskonzepte setzt, muss dringend an seinem Modell arbeiten. Reine Onlinehändler haben es aber nach wie vor schwer – Hybridkonzepte sind gefragt", erklärt Nikolaus Köchelhuber, Managing Director bei EY-Parthenon und Experte im Bereich Handel- und Konsumgüter bei EY Österreich.

Um die Kosten vorübergehend zu senken, traten Handelsunternehmen auch mit ihrem Vermieter in Kontakt, um eine Mietzinsminderung anzusuchen – jedoch zumeist ohne großen Erfolg: Nicht einmal jeder fünfte Händler hat eine Mietzinsminderung von mehr als 25 Prozent für den Zeitraum des Lockdowns erhalten, bei 38 Prozent blieb die Anfrage erfolglos, so die Umfrage unter 136 Mitgliedern des österreichischen Handelsverbands.