In Krisen und Kriegszeiten kommt den Medien eine große Bedeutung zu. Wie ist es heute um die Medienlandschaft in der Ukraine bestellt? Nach der Maidan-Revolution im Jahr 2014 gab es Pläne, den Einfluss des Staates und der Oligarchen in diesem Bereich zurückzudrängen. Was wurde aus der Reform?
Karl Habsburg: Die Reformen wurden zum Teil umgesetzt, aber nur bruchstückhaft. Was ich prinzipiell in der Ukraine schätze, ist, dass die National Commission for the State Regulation of Communications and Informatization (NCCIR) relativ schnell und unabhängig arbeitet. So zumindest meine Erfahrung als Radiomacher. Im Rundfunkbereich sehe ich, dass es gute, unabhängige Regionalsender gibt.
In einem Interview aber haben Sie betont, dass Sie den einzigen nicht staatlichen Rundfunksender der Ukraine betreiben. Wie passt das zusammen?
Derzeit. Ich betreibe derzeit den einzigen Sender, der nicht staatlich sendet. Es gibt auch andere unabhängige Sender. Aber seit Kriegsbeginn im Februar 2014 senden praktisch alle nationalen Radio- und Fernsehsender ein gemeinsames Programm. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir dies nicht tun werden. Es gibt auch regionale Sender, die weiterhin ihr eigenes Programm senden. Auf nationaler Ebene sind wir aber die einzigen, die ein eigenes Programm ausstrahlen.
Wie finanziert man in Kriegszeiten einen Radiosender? Der Werbemarkt…
…ist tot. Das bedeutet für mich, dass ich derzeit Entscheidungen, die mein Engagement in der Ukraine betreffen, nicht auf einer rein ökonomischen Ebene treffen kann. Ich wollte immer mein berufliches Engagement von meinen politischen Interessen getrennt wissen. Das hat auch immer wunderbar funktioniert – bis ich mich in der Ukraine engagiert habe und der Krieg ins Land kam.
Seit wann sind Sie in der Ukraine aktiv?
Ich bin 2007 mit der Übernahme von Radio Gloria ins Radio-Business eingestiegen. Daraus haben wir Kraina FM, ein kommerziell erfolgreiches Musikradio geformt. Das hat ganz passabel funktioniert. Dann kam der Kriegsausbruch 2014 – und auch wir wurden aufgefordert, das staatliche Programm zu übernehmen. Der damalige Präsident Petro Poroschenko – ein Gegner Wolodymyr Selenskyjs – wollte entsprechend der politischen Kriegs- und Krisensituation der Ukraine ein patriotisches Programm. Wir haben abgelehnt. Kurzfristig haben wir auch unsere Lizenzen zurückgelegt, haben diese aber später wieder gekauft.
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