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Der Stratege

„Das Spannende ist, dass bei uns wirklich Entrepreneure tätig sind – in einem weitaus höheren Ausmaß als in anderen Baufirmen des Landes“, so der neue Swietelsky-CEO Peter Krammer im Interview mit dem ImmoFokus
Michael Neubauer
Coverinterview
Coverinterview
© Rizar.Photo/REMG: V.r.n.l.: Peter Krammer (CEO Swietelsky AG), Sandra Bauer (Head of Corporate Communications Swietelsky AG), Patrick Baldia (Chefredakteur ImmoFokus), Michael Neubauer (Herausgeber ImmoFokus)

Ihre ersten hundert Tage bei der Swietelsky sind vorbei. Normalerweise ist damit die Schonfrist abgelaufen. Daher meine Frage: Wie waren die ersten hundert Tage?

Peter Krammer: Ich bin zwar mit Anfang Jänner in das Unternehmen eingetreten, allerdings als stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Das war die Einarbeitungszeit, um das Unternehmen kennenzulernen. Für mich beginnen die ersten hundert Tage mit dem 1. April, seit ich CEO bin. Ich kenne das Unternehmen aus der fernen Vergangenheit, als ich da als Filialleiter tätig war. Seitdem hat sich aber wahnsinnig viel getan, das Unternehmen ist mittlerweile sieben Mal so groß wie damals. Jetzt möchte ich mir die Zeit nehmen, mit meinen Kollegen Strukturen und Prozesse zu analysieren, um herauszufinden, wie die Dinge im Detail laufen, und wo manches gegebenenfalls anzupassen ist. Das ist jetzt meine Aufgabe.

Haben Sie lange gezögert, als Sie das Angebot bekommen haben?

Das war eher ein längerer Prozess und nicht eine Entscheidung, die ich sofort getroffen habe. Das hatte auch mit den damaligen Entwicklungen in der Strabag zu tun, vor allem damit, wie die Nachfolge im Unternehmen geregelt wird. Als das feststand, war es für mich dann klar: Ja, das Angebot möchte ich sehr gerne annehmen.

In einer Presse-Aussendung anlässlich Ihres Einstiegs bei Swietelsky meinten Sie, Sie wollen nun Strukturen und Prozesse neu denken…

Swietelsky ist ein ausgesprochen kleinstrukturiertes Unternehmen, auch von der Führungsstruktur her. Das ist auch das Spannende am Unternehmen, dass hier wirklich Entrepreneure tätig sind – in einem weitaus höheren Ausmaß als in anderen Baufirmen des Landes. Bei Themen wie etwa Nachhaltigkeit, Nachwuchsförderung, Personalentwicklung oder Digitalisierung macht es Sinn, sie zentral zu denken. Dazu braucht es Einheiten mit einer gewissen Größe, die sich entsprechende Stäbe leisten können. Wenn wir diese Themen in der Zentrale smart angehen – natürlich im engen Austausch mit unseren Operativen – werden unsere operativen Einheiten stark davon profitieren.

Heißt das, dass viele Unternehmen, die in der Vergangenheit angekauft wurden und noch als eigenständige Unternehmen bestehen, integriert werden?

Das ist ganz unterschiedlich. Beispielsweise wurden 2013 mit der Übernahme der Alpine Teile des Unternehmens übernommen, die jetzt zum Teil eigenständige Swietelsky-Filialen sind und sich sehr gut entwickelt haben. Es gibt aber auch viele Akquisitionen, meist kleinere, die weiter als eigenständige Unternehmen unter ihrer Marke geführt werden. Das muss man sich jetzt einfach genau anschauen, wo es optimal läuft und wo vielleicht durch eine größere Organisationseinheit Synergien realisiert werden können. Kaufmännisch sind alle jedoch schon jetzt voll integriert.

In derselben Aussendung erklärten Sie auch, neue Geschäftsfelder erschließen zu wollen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen. Können Sie da Konkreteres nennen?

Ehrlich gesagt, wenn ich aktuell die Gesamtkonjunktur am Bau betrachte, so komm ich schön langsam ins Schwitzen. Nach vielen guten Jahren ziehen jetzt eindeutig Wolken auf beziehungsweise ist das Donnergrollen schon zu hören – teilweise fallen sogar schon die ersten Tropfen. Das wird uns 2023 und auch 2024 in der ganzen Branche erwischen – insbesondere im Hochbau. Wie Sie wissen, stehen dahinter unter anderem die strengeren Kreditvergabekriterien, ebenso wie die Zurückhaltung der institutionellen Investoren.

Heißt das, dass es der falsche Zeitpunkt für neue Geschäftsfelder ist?

Nein. Schaut man sich beispielsweise den Infrastrukturausbau an – und ich meine nicht nur die Straßen- und Schieneninfrastruktur – schaut das Ganze schon anders aus. Konkret meine ich beispielsweise Telekommunikationsinfrastruktur wie Glasfaserkabel oder auch Stromleitungen. Und natürlich stehen wir in den nächsten Jahren, was den Ausbau erneuerbarer Energien betrifft, vor einem gewaltigen Schub. Das geht von Photovoltaiküber Windenergie bis hin zu Wasserkraft. Ganz zu schweigen von generellen Effizienzsteigerungsmaßnahmen und Sanierungen. Es gibt ja ganz viele Themen, die im Zusammenhang mit der Energiewende und der Verringerung des CO2-Ausstoßes stehen. Bei diesen Themen verschwinden die konjunkturbedingten Angstschweißperlen auf meiner Stirn schnell wieder. Gerade im Gebäudebestand muss die Sanierungsthematik an Geschwindigkeit aufnehmen – beginnend bei der Fassade, über Fenster und Dach bis zu neuen Heizsystemen.

Sind Sie in diesen Bereichen gut aufgestellt? Man verbindet Sie eher mit Neubauten…

Natürlich sind wir im Neubaubereich in der Öffentlichkeit präsenter. Da drehen sich auch die großen Kräne überall. Aber wie gesagt: Swietelsky ist ein Unternehmen, das sich aus vielen Kleinunternehmen zusammensetzt und im sogenannten Flächengeschäft sehr stark ist. Und das Geschäftsfeld der Sanierungen fällt genau dort rein. Aber generell verfügt die österreichische Bauwirtschaft im Moment nicht über genügend Kapazitäten, um die angestrebte Sanierungsoffensive zu bewältigen. Da geht es ja nicht nur um Baukapazitäten, sondern etwa unter anderem auch um Dienstleister aus dem Haustechnikbereich. Zukünftig gibt es wahnsinnig viel zu tun. 

Das vollständige Interview finden Sie in der Ausgabe 02/2023 des ImmoFokus.