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Der Wohnungskaiser

Wohnungen für alle Bedürfnisse. Die BUWOG würde gerne mehr bauen. „Der Bedarf wird nicht kleiner werden und dort, wo das Gesetz keine marktgerechten Mieten zulässt, gibt es Änderungsbedarf“, meint Daniel Riedl, BUWOG CEO im Interview mit dem ImmoFokus.
Michael Neubauer

Wohnungen für alle Bedürfnisse. Die BUWOG würde gerne mehr bauen. „Der Bedarf wird nicht kleiner werden und dort, wo das Gesetz keine marktgerechten Mieten zulässt, gibt es Änderungsbedarf“, meint Daniel Riedl, BUWOG CEO im Interview mit dem ImmoFokus.

Ihr Einstieg in die Immobilienbranche - wie sind Sie in die Immobilienbranche gekommen?

Immobilien, Bauen und Architektur haben mich immer schon interessiert. Ich komme aus einer eher intellektuell geprägten Familie, mein Bruder und ich kamen also sehr früh und intensiv mit Architektur und Kunst in Berührung. Aber der Einstieg dann selbst war eher Zufall – ich habe mich nach dem Studium bei drei Firmen beworben, eine davon war die Constantia Privatbank AG und bei der habe ich dann kurze Zeit später begonnen.

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Haben Sie diesen Schritt jemals bereut?

Nein.

Hatten Sie einen Mentor?

Mentor kann ich nicht wirklich sagen, aber die beiden Persönlichkeiten, die mich beruflich am meisten beeinflusst haben waren sicher Karl Petrikovics und Eduard Zehetner, zwei völlig verschiedene Menschen und Manager-Typen, von denen ich in unterschiedlichen Phasen meines Berufslebens viel lernen konnte.

Haben Sie noch Kontakt mit ehemaligen Mitschülern oder Studienkollegen?

Ich bin in Linz aufgewachsen und zur Schule gegangen, zu den Kollegen von damals ist der Kontakt weitgehend abgerissen. Zu einzelnen Kollegen vom Studium an der Wirtschaftsuniversität habe ich noch Kontakt.

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Was war Ihr Berufswunsch als Jugend­licher: Feuerwehrmann oder Lokführer?

Das müssten wir meine Mutter fragen.

Was bedeutet Ihnen Erfolg?

Erfolg ist etwas Schönes, vor allem wenn man ihn mit einem Team teilen kann. Daher bedeutet mir Erfolg auch entsprechend viel und wenn der sich einstellt, dann feiere ich diesen mit den Kollegen auch entsprechend. Aber auch der Weg dorthin ist wichtig, auch der sollte entsprechend Freude bereiten.

Würden Sie sich als ehrgeizig bezeichnen?

Ja, im positiven Sinne. Es macht mir Spaß, etwas zu bewegen und andere mit meinem Tatendrang anzustecken.

Was würden Sie als ihren größten Erfolg bezeichnen?

Da gibt es zwei Komponenten. Einmal meine Familie, wobei der Anteil meiner Frau am Gesamterfolg sicher weit höher ist als meiner. Und beruflich ist mein größter Erfolg mit Sicherheit der Spin-off und erfolgreiche Börsengang der BUWOG und der damit einhergehende Ausbau der Tätigkeiten der BUWOG in Deutschland mit dem Erwerb von rund 18.000 Einheiten und der Integration von über 300 neuen Mitarbeitern. Also alles, was ich mit der BUWOG im Jahr 2014 erlebt habe. Es war aber natürlich nicht mein, sondern unser aller gemeinsamer Erfolg!

Wenn Sie noch einmal von vorne beginnen könnten, was würden Sie anders machen?

Ich bin kein grübelnder Rückblicker, sondern ein konsequenter Vorausblicker – und da habe ich noch viel vor!

Immer wieder hört man aus den USA, die Niedrigzinsphase sei bald vorbei? Wie sichert sich die BUWOG gegen höhere Zinsen ab?

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Die BUWOG ist sehr konservativ finanziert und hat einen vergleichsweise niedrigen Verschuldungsgrad. Unsere durchschnittliche Verzinsung von 2,12 Prozent ist auch meines Wissens in der Branche unerreicht. Diese niedrige Verzinsung haben wir uns langfristig gesichert, wir haben eine Zinsbindungsdauer von ca. 14 Jahren und ungefähr 85 Prozent unserer Verbindlichkeiten sind zinsgesichert. Umgekehrt ist uns zwar klar, dass der aktuelle Immobilienboom durch die niedrigen Zinsen befeuert wurde, glauben aber nicht, dass uns bei steigenden Zinsen Kunden und Investoren wegbrechen werden. Immobilieninvestments in den sicheren Märkten Österreich und Deutschland werden auch bei steigenden Zinsen attraktiv bleiben.

In den nächsten fünf Jahren will die BUWOG 1,4 Milliarden Euro investieren und 5000 neue Wohnungen bauen? Woher kommt das Geld und wo genau soll gebaut werden?

Wir sind sogar schon bei knapp bei 1,5 Mrd. Gesamtinvestitionsvolumen und rund 5.500 Einheiten in der Development-Pipeline. Wien und Berlin bleiben unsere fokussierten Städte, wobei wir in Berlin das Neubaugeschäft noch stärker ausbauen werden. Wir konnten uns neue Grundstücke sichern, haben aktuell etwa Projekte in Berlin-Grünau, Lichtenberg, Pankow, Weißensee. Neu hinzu wird ein Großprojekt in Schöneweide kommen. Das Geld für das Property Development generieren wir aus den anderen Säulen unseres Geschäftsmodells, aus dem Asset Management und dem Property Sales in Österreich, also aus den Einzelwohnungs- und Blockverkäufen. Als börsennotiertes Unternehmen halten wir uns aber natürlich auch andere Finanzierungsmöglichkeiten über den Kapitalmarkt offen, sofern diese ohne Verwässerungseffekte durchführbar sind. Wenn Wachstumschancen da sind, muss man flexibel sein.

Studentisches Wohnen ist kein Thema?

Wir haben uns dieses Geschäftsfeld natürlich genau angeschaut und wollen es in Zukunft nicht komplett ausschließen, da man im Bereich studentisches Wohnen ordentliche Renditen erzielen kann und gerade die Städte Wien und Berlin, in denen wir bauen, weiterhin stark wachsende Studentenzahlen haben. Aktuell ist es aber nicht Teil unserer Strategie, wir fokussieren den Neubau von Eigentumswohnungen. Hier kennen wir uns aus und akzeptieren, dass es eigene Nischenplayer gibt, die erfolgreich Studentenwohnheime bauen. Studentisches Wohnen ist ja Kurzzeitwohnen und das heißt, dass man in der Bewirtschaftung mit starker Fluktuation und entsprechender Betreuung umgehen muss. Das muss man wollen und können.

Binnen drei Jahren soll der Immobilienbestand in Deutschland durch jährliche Zukäufe von 3000 bis 4000 Einheiten auf 40.000 Wohnungen wachsen. Eigenentwicklungen zahlen sich nicht aus?

Eigenentwicklungen, also die Errichtung von Wohnungen für den eigenen Bestand sind Teil unseres Geschäftsmodells, aber nur in Wien, wo wir nach wie vor geförderte Mietwohnungen in unser Portfolio bauen. Schwerpunkt unserer Entwicklungstätigkeit in Wien und Berlin sind aber Eigentumswohnungen. Damit der deutsche Bestand wächst, kaufen wir entsprechende Bestände zu, dies vor allem in unserer Kernregion Nordwestdeutschland mit den Städten Hamburg, Kiel, Lübeck, Lüneburg, Braunschweig und Kassel. Hier stehen wir im massiven Wettbewerb und haben auch unsere Preisgrenzen. Wachstum ja, aber nicht um jeden Preis, ist unsere Devise.

Spüren Sie Auswirkungen der Mietpreisbremse?

Nicht dramatisch und vor allem bremst die Mietpreisbremse in keinem Fall das Investment der BUWOG in Deutschland. Wir konzentrieren uns jetzt schon hauptsächlich auf Märkte, in denen die Mieten nicht überhitzt sind und die Mietpreisbremse daher wenig zum Tragen kommt. Wir werden sehen, wo die Mietpreisbremse zum Tragen kommt. In jedem Fall sind der Bereich geförderte Wohnungen und Neubauwohnungen davon ausgenommen.

Nahe den Wiener Weinbergen entsteht im Nobelbezirk Döbling ein außergewöhn­liches Wohnprojekt mit 78 hochwertigen Eigentumswohnungen und 7 Stadtvillen. Steigt die BUWOG nun in den exklusiven Wohnungsmarkt ein?

Das Projekt „Pfarrwiesengasse 23“ ist wirklich das bisher exklusivste Development der BUWOG in Wien und hebt sich durch eine Fülle an Besonderheiten und Services ab. Abgesehen von der tollen Döblinger Lage werden wir den zukünftigen Bewohnern vom Concierge-Service, über ein Außenpool, einen Fitnessraum, einen eigenen Spa & Wellness-Bereich bis hin zur Hundewaschstation einiges bieten. Als Weinliebhaber freut mich auch der eigene Weinkeller mit privaten Lagerabteilen und der Degustationsraum, den wir ins Projekt integriert haben. Aber selbstverständlich wird die BUWOG in Zukunft nicht nur noch Projekte im Luxusbereich bauen, sondern wir bleiben uns treu und bauen weiterhin Wohnungen für alle Bedürfnisse.

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Glauben Sie, dass es nun nachdem die Wahlen in Wien geschlagen sind, sich die politischen Parteien auf ein neues Mietrecht einigen werden können?

Es wird noch ein bisschen dauern, aber egal wann es kommt, es muss vereinfacht werden. Wir wollen jedenfalls vor allem keine Versuchsballons und auch keine weiteren Diskussionen über neue Mietzinsbeschränkungen. Der Bedarf an Wohnungen wird nicht kleiner werden und dort, wo das Gesetz keine marktgerechten Mieten zulässt, gibt es Änderungsbedarf, denn es bremst die Errichtung von Wohnraum und schadet der Wirtschaft und den wohnungssuchenden Österreichern.

Die Stadt Wien will Baurechte vergeben. Aus Sicht der BUWOG eine sinnvolle Maßnahme? Wie verändert sich damit das Geschäftsmodell BUWOG?

Insgesamt stellt dies natürlich eine mögliche Chance dar, das Bauen günstiger zu machen – vor allem für gemeinnützige Bauträger. Aber für Unternehmen wie die BUWOG Group, die einen starken Fokus auf den Verkauf von Eigentumswohnungen haben, ist das Bauen auf Baurechtsgründen wenig attraktiv, da eine Verwertung schwierig ist, wenn einem die Liegenschaft nicht gehört und das Objekt irgendwann (in der Regel nach 99 Jahren) in das Eigentum des Baurechtsgebers übertritt. Für uns daher eher kein Thema.

Welche Auswirkungen wird die Flüchtlingswelle auf den Wohnungsmarkt in Österreich und Deutschland haben?

Die Auswirkungen sind vielfältig. Von der simplen Steigerung der Wohnungssuchenden bis hin zur möglichen Senkung von Baustandards, um Neubau anzukurbeln und die Zwischennutzung von Leerstand für Flüchtlingswohnen wird ja aktuell sehr viel diskutiert in der Branche und auch schon viel umgesetzt. Auch in der BUWOG haben wir einen eigenen Flüchtlingskoordinator bestellt und wir prüfen Wohnungen aus unserem Bestand genau daraufhin, ob sie für die Unterbringung von Flüchtlingen in Frage kommen. In Österreich werden aktuell BUWOG-Wohnungen in Kärnten, Salzburg und Wien an in der Flüchtlingsbetreuung tätige Institutionen vermietet. In Deutschland erfolgt die Anmietung in der Regel direkt durch die Städte bzw. Kommunen. Wir haben in beiden Ländern bisher gute Erfahrungen gemacht, aber es benötigt natürlich viel Fingerspitzengefühl. Politische Ambitionen, die in Richtung Zwangsbelegung gehen, sind natürlich für alle Parteien kontraproduktiv.

Wenn Sie für einen Tag Wiener Baustadtrat wären: Was wären ihre ersten drei Maßnahmen?

Ich bin nicht der Typ, der hier Ratschläge erteilt. Was uns beschäftigt ist die Verfügbarkeit von bebaubaren Liegenschaften und der entsprechende Genehmigungslauf. Wir brauchen schnellere Umwidmungen und schnellere Bauverfahren, wenn wir der Wohnungsnachfrage in Wien gerecht werden wollen. Dafür sind in Wien das Planungs- und das Bauressort zuständig. Und wir wollen für die Stadt und unsere Kunden ein verlässlicher Partner bei der Schaffung von neuen Wohnungen sein.

Berlin - der neue Heimatmarkt der BUWOG?

Unsere Heimat und der Hauptsitz der BUWOG Group bleibt Wien. Im Neubau fühlen wir uns, aber mittlerweile in Berlin genauso heimisch wie in Wien und wollen weiter wachsen.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

„Rosa Riedl Schutzgespenst“ von Christine Nöstlinger mit meinen drei Kindern. Und „Allmen und die verschwundene Maria“ von Martin Suter (alle Allmen-Krimis von Martin Suter kann ich sehr empfehlen)

Haben Sie privat ihre Traumimmobilie schon gefunden?

Ja.

Mit welcher (lebenden oder bereits verstorbenen) Persönlichkeit würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Mit meiner Frau natürlich! (Es wäre nicht clever diesen aufgelegten Elfer hier nicht zu verwandeln!)

Haben Sie ein spezielles Hobby, wie entspannen Sie sich?

Ich gehe gerne in die Oper und ins Konzert – was wäre das Leben ohne Musik?! Ich liebe barocke Opern, aber auch Richard Wagner und Richard Strauss und eigentlich auch alles, was dazwischen komponiert wurde. Wir sind eine Reisefamilie – immer irgendwo unterwegs um Neues in der Welt kennenzulernen - Dinge, die einen bereichern und die Augen öffnen. Und ich beschäftige mich mit Wein und Essen. Entspannung nach einem anstrengenden Tag bringt für mich Barockmusik im Flieger oder im Auto.


ÜBER DIE BUWOG

Die BUWOG Group ist der führende deutsch-österreichische Komplettanbieter im Wohnimmobilienbereich und blickt auf eine mittlerweile rund 65-jährige Erfahrung zurück. Heute zählt sie auch zu den wichtigsten Playern am deutschen Markt.

Insgesamt verfügt die BUWOG Group über ein hochwertiges Portfolio mit rund 51.500 Wohnungen (je rund die Hälfte in Österreich und Deutschland). Als Bauträger zeichnen wir bislang für die Errichtung von mehr als 35.000 Wohnungen allein in Österreich verantwortlich.

Mit einem Neubauvolumen von jährlich rund 500 Wohnungen im Großraum Wien ist die BUWOG Group einer der aktivsten Wohnbauträger und Immobilienentwickler in Österreich. 2012 stieg die BUWOG mit der Übernahme eines renommierten Berliner Entwicklungsunternehmens auch in den Wohnungsneubau im deutschen Markt ein und arbeitet an einer Projektpipeline von rund 1.900 Wohnungen.

Die Aktien der BUWOG AG notieren an den Börsen Wien, Frankfurt und Warschau.


Mag. Daniel Riedl, FRICS

CEO

Daniel Riedl ist studierter Handelswissenschaftler und Fellow der Royal Institution of Chartered Surveyors. Bereits in den Jahren 2004 bis 2011 stand Riedl an der Spitze der BUWOG, von 2008 bis 2014 war er Mitglied des Vorstands der IMMOFINANZ AG. Von Anfang 2012 bis Oktober 2013 war Riedl als Vorsitzender des BUWOG-Aufsichtsrats tätig. Im November 2013 wurde Riedl zum CEO der BUWOG Group ernannt und führte die BUWOG über die Abspaltung von der IMMOFINANZ AG erfolgreich an die Börse.

Bestellt im November 2013 läuft sein Vertrag noch bis bis Ende April 2017

Riedl ist verantwortlich für die Bereiche: Development (Wien/Berlin), Marketing & Kommunikation, Human Resources & Organisation, Recht, Interne Revision und Investor Relations.