Die deutsche Baubranche hat zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2024 einen Nachfrageeinbruch erlitten. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe fiel im Juli um 5,9 Prozent schwächer aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es sogar einen inflationsbereinigten Rückgang von real 9,7 Prozent.
"Im Baugewerbe haben sich mit den kräftig sinkenden Auftragseingängen die Aussichten für die nächsten Monate erneut verschlechtert", kommentierte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia, die Entwicklung. Für die nächsten Quartale sei im Hochbau nicht mit einer Erholung zu rechnen. "Beim Tiefbau könnte die Generalsanierung der Bahnstrecken sicherlich helfen", sagte der Experte.
Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu der staatlich dominierte Straßenbau zählt, schrumpfte im Juli um 0,7 Prozent zum Vormonat. Der Hochbau - der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt und überwiegend von der privaten Nachfrage abhängig ist - meldete dagegen einen realen Einbruch von 12,2 Prozent. Von Jänner bis Juli wurde im gesamten Bauhauptgewerbe ein Mini-Plus von real 0,1 Prozent registriert.
Die Umsätze wuchsen trotz der Auftragsflaute. Sie legten im Juli um 3,8 Prozent zum Vorjahresmonat auf 10,7 Mrd. Euro zu. Inflationsbereinigt blieb davon ein Anstieg von 2,6 Prozent übrig.
Die Stimmung im Bauhauptgewerbe hat sich zuletzt ein wenig aufgehellt, wie aus der Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. Das Barometer verharrte im September aber mit minus 25,2 Punkten tief im negativen Bereich. Die Aussichten für die kommenden Monate wurden etwas weniger pessimistisch eingeschätzt. "Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen hingegen etwas unzufriedener", so das Ifo-Institut.
Die Branche hofft auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB). Diese hat ihre Zinsen im Juni und September gesenkt und dürfte sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr nachlegen. Dadurch dürften die Bauzinsen wieder attraktiver werden. Eine Belebung der Baubranche dürfte aber erst mit Verzögerung erfolgen, sagen Ökonomen. (apa)