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Deutsche Baubranche leidet unter Kriegsfolgen

"Just in time – wie wir es in der Vor-Corona-Zeit kannten – findet nicht mehr statt", sagte der BVB-Vorsitzende Marcus Nachbauer in Berlin.
Amelie Miller
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Weniger Aufträge und Materialmangel, weniger Nachfrage und hohe Energiepreise: Die Folgen des Ukraine-Kriegs belasten die deutsche Baubranche und sorgen für ein Ende des langjährigen Booms. Die Beschaffung von Baustoff und die steigenden Preise stellten die Unternehmen vor große Probleme, erklärte die deutsche Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB) am Donnerstag.

"Just in time – wie wir es in der Vor-Corona-Zeit kannten – findet nicht mehr statt", sagte der BVB-Vorsitzende Marcus Nachbauer in Berlin. Klammere man die höheren Preise aus, dürften die realen Erlöse 2022 um ein bis zwei Prozent zum Vorjahr sinken. Aus heutiger Sicht erwarte er auch 2023 inflationsbereinigt kein Umsatzplus.

Nachbauer sieht allerdings einen kleinen Hoffnungsschimmer: "Sollten sich die Prozesse zur Beschaffung von Material sowie die Preisentwicklung ein Stück weit stabilisieren und die Inflationsrate deutlich nachgeben, ist Aufwärtspotenzial gegeben." Für Impulse sorge die Nachfrage bei Sanierungen, während der Neubau an Fahrt verliere. "Insgesamt bleiben Bautätigkeit und Umsatz damit noch auf hohem Niveau." Allerdings signalisierten der Rückgang beim Neugeschäft und der Abbau der Auftragspolster eine rückläufige Neubautätigkeit für 2023. Die aktuellen Förderbedingungen sowie die hohe Inflation ließen vermuten, dass die Sparte Sanierungen die Einbußen im Neubau nicht ausgleichen könne.

Die deutlich teureren Preise für Material und Energie bremsten die Baunachfrage. Private Häuslebauer, Unternehmen und die Kommunen seien inzwischen vorsichtiger. "Die Investitionsbudgets der Auftraggeber für Maßnahmen im Wohnungsbau, im Gewerbebau und der Infrastruktur reichen schlicht nicht mehr aus", warnte Nachbauer.

Der Verband vertritt die Interessen von rund 370.000 Betrieben der deutschen Bau- und Ausbauwirtschaft. Dies umfasst nicht nur die klassischen Baufirmen, sondern auch Gewerbe wie Maler, Installateure, Dachdecker oder Gerüstbauer. Der gesamte Bereich hat rund 3,4 Millionen Beschäftigte. (apa/Reuters)