Hohe Zinsen, teure Materialien, schwache Konjunktur: Die deutsche Bauindustrie blickt angesichts schwieriger Rahmenbedingungen pessimistisch auf das heurige Jahr. Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe werde voraussichtlich um 6 Prozent sinken, heißt es in der aktuellen Prognose des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB).
Besonders dem Wohnungsbau machten die schwierigen Umstände zu schaffen: Hier wird mit einem inflationsbereinigten Umsatzeinbruch von 9 Prozent gerechnet.
Die Branche rechnet für 2023 mit 250.000 fertiggestellten Wohnungen. Das wären rund 45.000 weniger als im vergangenen Jahr und weit weg vom Ziel der deutschen Regierung, die sich jährlich 400.000 neue Wohnungen zum Ziel gesetzt hat. "Ohne große Änderungen der Rahmenbedingungen dürfte das Ergebnis 2024 schlechter ausfallen", so der Verband.
Der gesamte Auftragsbestand lag den Angaben zufolge Ende März zwar nominal um zwei Milliarden Euro höher als ein Jahr zuvor. Dies sei jedoch auf die stark gestiegenen Baupreise zurückzuführen. Inflationsbereinigt (real) bedeute dies ein Minus von elf Prozent, im Wohnungsbau sogar von 21 Prozent.
Große Sorgen bereitet der deutschen Bauindustrie auch der Verkehrswegebau. Im laufenden Jahr wolle Deutschland für Straßen, Schienen und Wasserwege knapp 800 Mio. Euro weniger investieren als im Vorjahr. "Ein deutlicher Rückgang, der durch steigende Preise vervielfacht wird", beklagt der Verband. Ähnlich problematisch sehe es bei den Kommunen aus, die nach wie vor etwa 60 Prozent der öffentlichen Baunachfrage stellten. Zwar planten die Kommunen für das laufende Jahr mit einem Investitionsplus von 4,4 Prozent. "Durch steigende Preise ergibt sich jedoch ein reales Minus und damit ein tendenziell weiter steigender Investitionsrückstand", so der HDB. (apa)