Die Preise für deutsche Wohnimmobilien werden Experten zufolge heuer um durchschnittlich 2 Prozent etwas stärker fallen und 2025 mit einem Plus von 2 Prozent langsamer steigen als bisher angenommen. Dies ergab die vierteljährliche Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 13 Immobilienanalysten, die vom 9. bis 21. Mai durchgeführt wurde. Im Februar war für heuer noch ein Minus von 1,7 Prozent und für 2025 soll von einem kräftigeren Plus von 3 Prozent ausgegangen.
Neue Impulse werden durch die für kommende Woche signalisierte Zinswende durch die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet. Sie dürfte ihren Leitzins vom aktuellen Rekordhoch von 4,5 Prozent auf dann 4,25 Prozent senken. Weitere Schritte könnten im Jahresverlauf folgen. "Mit dem Rückgang der Anleiherenditen und Hypothekenzinsen Ende 2023 zog die Nachfrage Anfang 2024 wieder an", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski mit Blick den Immobilienmarkt. "Da die Erschwinglichkeit auf einem niedrigen Niveau verharrt und die Preise im Bausektor weiterhin hoch sind, erwarten wir jedoch keine starke Erholung der Nachfrage nach neuen Wohnungen."
Die Immobilienpreise sind seit ihrem Höchststand im zweiten Quartal 2022 um fast 13 Prozent gesunken. Allein im vergangenen Jahr sind sie um mehr als 8 Prozent gefallen - der stärkste Rückgang seit Beginn der amtlichen Statistik im Jahr 2000.
Die Mehrheit der Analysten geht davon aus, dass das Angebot an erschwinglichen Wohnungen in den kommenden zwei bis drei Jahren weit hinter der Nachfrage zurückbleiben wird. "Aufgrund der erheblichen Anzahl von Projektstornierungen werden die Wohnungsfertigstellungen insgesamt auf 225.000 Einheiten im Jahr 2024 und auf nur 195.000 Einheiten im Jahr 2025 sinken", sagte BayernLB-Immobilienanalyst Sebastian Schnejdar. "Das Wohnungsangebot wird also abnehmen. Dies gilt umso mehr für das Angebot an bezahlbaren Wohnungen, das in den kommenden zwei bis drei Jahren noch weiter zurückgehen wird."
Zum Vergleich: Die deutsche Regierung hat sich den Bau von 400.000 Wohnungen pro Jahr zum Ziel gesetzt, verfehlt es aber deutlich. "Ohne staatliche Anreize und Programme wird sich der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den kommenden Jahren eher noch verschärfen", sagte ING-Experte Brzeski. "Ein Abbau von Bürokratie und gezielte Investitionen könnten den Bausektor unterstützen und damit die Bautätigkeit im Wohnungsbau ankurbeln." Da zudem die Kaufnebenkosten recht hoch seien, könnten direkte Subventionen dazu beitragen, die Erschwinglichkeit zu verbessern. (apa)