Trotz der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sind laut Deutscher Bundesbank die Immobilienpreise in Deutschland 2022 kaum zurückgegangen. "Das liegt daran, dass die Preise noch bis Mitte 2022 kräftig gestiegen waren", hält die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht fest. Danach seien sie zwar gesunken. Doch zum Jahresende seien die Immobilienpreise immer noch nahe am Jahresendniveau 2021 gelegen - eine Überbewertung von im Schnitt 20 bis 30 Prozent.
In mehr als 90 Prozent der 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte seien die Preise losgelöst von den fundamentalen Einflussfaktoren geblieben. In den sieben Großstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart, hätten die Preisübertreibungen bei mehr als 35 Prozent gelegen.
"Aus dem Befund weiterhin bestehender Überbewertungen ergibt sich ein Potenzial für weitere - möglicherweise spürbare - Preiskorrekturen", heiß es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Das Risiko abrupter Korrekturen bestehe insbesondere dort, wo die Überbewertung rein auf Spekulationen - einer Preisblase - beruhe. Die Deutsche Bundesbank weist schon seit einigen Jahren auf Übertreibungen am Immobilienmarkt hin.
Die deutsche Notenbank berechnet Überbewertungen auf dem Immobilienmarkt, indem sie ökonomische und soziodemografische Einflussfaktoren heranzieht, um einen fundamental gerechtfertigten Wert zu ermitteln. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem der Immobilienbestand, das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen, der Hypothekenzins und das erwartete Wirtschaftswachstum.
Die Finanzierungskosten für den Immobilienkauf sind inzwischen deutlich gestiegen. Denn die EZB war im Sommer 2022 im Kampf gegen eine hohe Inflation auf einen aggressiven Straffungskurs umgeschwenkt. Allein 2022 erhöht sie viermal die Schlüsselzinsen - bis heute sind es inzwischen neun Zinsanhebungen in Folge. (apa)