IMMOunited

Deutscher Bau hofft 2022 auf starkes Umsatzplus

Die deutsche Bauwirtschaft will die Lieferprobleme im Frühjahr weitgehend hinter sich lassen und blickt deshalb optimistisch nach vorn. Die Branchenumsätze dürften im nächsten Jahr nominal um 5,5 Prozent auf 151 Mrd. Euro steigen, erklärten die Verbände HDB und ZDB am Donnerstag.
Amelie Miller
Baustelle
Baustelle
© Pixabay

Da sich Bauleistungen im Jahresschnitt um weitere vier Prozent verteuern dürften, sei dies inflationsbereinigt nur ein Plus von 1,5 Prozent.

Die Zahl der Beschäftigten dürfte um 10.000 auf 915.000 steigen. "Die Branche kämpft gegen die Nebenwirkungen der Pandemie - das sind gestörte Lieferketten, Mangel an Baumaterialien und die höheren Einkaufspreise", sagte ZDB-Präsident Reinhard Quast. 

Lieferengpässe und steigende Kosten machen der Branche schon länger zu schaffen. "Mittlerweile scheinen wir aber den Gipfel der Dynamik bei den Preisen erreicht zu haben - leider auf hohem Niveau", sagte der Chef des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Die Belastungen machten sich beim Umsatz bemerkbar. Für 2021 rechne man nur mit einem Mini-Anstieg der Erlöse im Bauhauptgewerbe um nominal 0,5 Prozent. Real sei dies wegen der gestiegenen Preise aber ein Minus von sechs Prozent. "Ein Stück weit gelingt es den Bauunternehmen inzwischen bei neuen Verträgen, diesen Druck auf der Einkaufseite auch an den Markt weiterzugeben", erklärten die Verbände.

Die Kapazitätsauslastung sei mit 80 Prozent hoch, hieß es. "Wir kaufen eine Menge Geräte und werden auch mehr Mitarbeiter beschäftigen", sagte Quast. Umfragen zeigten verhaltenen Optimismus der Betriebe - wenn es "nicht drei Monate Schnee gibt". Grund seien die hohen Auftragspolster und die Zuversicht, dass sich die Lieferkettenprobleme im zweiten Quartal 2022 wieder normalisierten. Der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Peter Hübner, befürchtet, dass sich der Preisanstieg durch den Materialmangel aber nicht ganz zurückentwickeln werde. "Das wird dauerhaft ein Problem bleiben und die Baupreise treiben." Im Wirtschaftsbau werde der Umsatz im nächsten Jahr nominal wohl um sechs Prozent klettern, im Wohnungsbau sogar um sieben Prozent, während der öffentliche Bau nur um zwei Prozent zulegen dürfte. 

Zum Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP äußerten sich die Verbände weitgehend positiv und begrüßten etwa verbesserte Abschreibungsbedingungen. "Die neue Bundesregierung kommt nicht am Bau vorbei und will das auch gar nicht", sagte Hübner. Das Ziel des Ampel-Bündnisses, dass jährlich 400.000 Wohnungen gebaut werden, bezeichnete er aber als extrem ambitioniert. Die Frage sei, ob es ausreichend bezahlbares Bauland gebe. "Da wird in unseren Augen oftmals von den Kommunen Schindluder getrieben", mahnte Hübner. "Es wird Gelände umgewidmet und dann teuer verkauft an Projektentwickler." 

Hübner kritisierte, dass Pläne wie die Verlängerung der Mietpreisbremse und Debatten über Mietendeckel kontraproduktiv seien. "Das wird Investoren abschrecken." Und diese seien nötig, da man allein mit Wohnungsbaugesellschaften der öffentlichen Hand 400.000 Neubauten nicht schaffen werde. HDB und ZDB gehen davon aus, dass 2022 rund 320.000 Wohnungen fertiggestellt werden, nach rund 310.000 im laufenden Jahr. (apa/Reuters)