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Deutscher Handelsexperte erwartet Zustimmung zum Galeria-Rettungsplan

Experte: Dass so viele Filialen fortgeführt werden, ist "ein großes Signal an die Arbeitnehmer"
Patrick Baldia
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© APA/dpa/Oliver Berg | Handelsexperte Jörg Funder glaubt, dass die Galeria-Karstadt-Kaufhof-Gläubiger gar keine andere Wahl haben, als den Plan zur Sanierung der Kaufhauskette anzunehmen

Der Handelsexperte Jörg Funder rechnet damit, dass der Plan zur Sanierung der deutschen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof angenommen wird. "Alles andere als eine Zustimmung wäre eine Riesenüberraschung. Die Gläubiger müssen Zugeständnisse machen, aber haben eigentlich keine andere Wahl", sagte der Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Dass so viele Filialen fortgeführt werden, sei "ein großes Signal an die Arbeitnehmer", so Funder. Von einer Ablehnung des Plans und einer Generalinsolvenz würde niemand profitieren.

Zu den Gläubigern von Galeria zählen unter anderem Vermieter, Lieferanten, das Finanzamt und die Bundesagentur für Arbeit, die Insolvenzgeld an die Beschäftigten gezahlt hat. Sie stimmen am Dienstag in Essen über den von Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus erstellten Insolvenzplan ab. Das Dokument liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Die Gläubiger werden auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten müssen. Er erwarte eine Insolvenzquote in Höhe von 2,5 bis 3 Prozent, sagte Denkhaus. Die Quote legt den Anteil des geschuldeten Geldes fest, den die Gläubiger bei Annahme des Plans zurückerhalten. Zahlungen aus den Ansprüchen gegen den bisherigen Eigentümer, die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor René Benko, könnten die Quote nach Angaben von Denkhaus noch erhöhen. Zunächst hatte das Wirtschaftsmagazin Capital darüber berichtet.

Die Gläubiger haben Forderungen in Höhe von 886,1 Mio. Euro angemeldet, wie dem Plan zu entnehmen ist. Wird dieser angenommen, werden allerdings nur bis zu 22,5 Mio. Euro an die Gläubiger ausgezahlt, und das in zwei Schritten. Zunächst fließt eine "Basisquote", für die 4,5 Mio. Euro eingestellt sind, der Rest zu einem späteren Zeitpunkt. Die exakte Höhe sei "noch nicht abschließend bezifferbar", heißt es. Etwas weicher würden in jedem Fall viele Lieferanten von Galeria fallen. Rund 85 Prozent haben eine Warenkreditversicherung.

Für die Fortführung des Geschäftsbetriebs bleiben Galeria laut Insolvenzplan Mittel in Höhe von knapp 87 Millionen Euro. Mögliche Investitionen der neuen Eigentümer sind hier nicht berücksichtigt. Die Kosten des Insolvenzverfahrens, also für Insolvenzverwalter und Gericht, liegen bei 41,2 Millionen Euro. Sollten die Gläubiger den Plan ablehnen, gehen sie leer aus und Galeria droht die Zerschlagung. In diesem Fall würden die Verfahrenskosten auf 71,2 Millionen Euro steigen und die Forderungen auf knapp 3,2 Mrd. Euro. Die hohe Summe ist vor allem durch hohe Mietausfallansprüche von Vermietern zu erklären, die dann entstünden.

In dem von Denkhaus ausgearbeiteten Plan ist auch festgelegt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz Galeria übernehmen soll. Bereits Ende April hatte Denkhaus angekündigt, bis Ende August 16 der 92 Warenhausfilialen zu schließen. 1.400 Beschäftigte verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz.

Wenn die Gläubiger dem Plan zustimmen, muss dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt werden. Anschließend kann das Insolvenzverfahren aufgehoben werden. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben. Anfang Jänner hatte Galeria einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. (apa)