IMMOunited

Deutscher Immo-Investmentmarkt nach Rekordjahr mit Mega-Fusion stabil

Die Großübernahme des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen durch den Konkurrenten Vonovia hat dem deutschen Immobilien-Investmentmarkt mitten in der Pandemie ein Rekordjahr beschert. Wie die Beratungsfirma EY am Mittwoch mitteilte, lag das Gesamtinvestitionsvolumen bei knapp 114 Milliarden Euro - rund ein Fünftel davon ging demnach auf den Zusammenschluss der beiden Wohnimmobilien-Riesen zurück.
Amelie Miller
Vonovia
Vonovia
© Vonovia SE

Um diesen Sondereffekt bereinigt erreichten die Investitionen mit 90,3 Mrd. Euro in etwa das Niveau von 2019 (89,5 Mrd. Euro) und lagen um rund 14 Prozent über dem Wert des ersten Coronajahrs 2020 (78,9 Mrd. Euro). Für 2022 sagt EY ein Volumen von rund 80 bis 90 Mrd. Euro voraus, womit der Markt erneut auf der Vor-Krisen-Ebene stagnieren würde. 

Einer EY-Befragung von 220 Marktteilnehmern in Deutschland zufolge erwarten 62 Prozent der Anleger, dass sich das Transaktionsvolumen im laufenden Jahr kaum verändert. Rund ein Drittel prognostiziere aber einen Anstieg, teilte die Beratungsfirma bei der Vorstellung ihres Trendbarometers Immobilien-Investmentmarkt mit. Die Stimmung sei damit optimistischer als im Vorjahr, als ein steigendes Volumen nur von einem Viertel der Befragten angenommen worden war.

"Die Immobilienwirtschaft ist bislang besser durch die Krise gekommen, als es die meisten erwartet haben", sagte Christian Schulz-Wulkow, Managing Partner bei EY Real Estate. "Für Entwarnung oder gar Sorglosigkeit gibt es allerdings keinen Anlass."

So könnten einige Effekte der Krise erst verzögert auftreten, etwa wenn Mietverträge ausliefen und Flächen nicht adäquat nachvermietet werden könnten. Vor allem Einzelhandelsimmobilien bereiten Investoren Kopfschmerzen, wie EY weiter mitteilte. So erwartet eine deutliche Mehrheit der Investoren bei Shopping-Centern sinkende Preise in allen Lagen. Davon ausgenommen sei der stationäre Lebensmitteleinzelhandel, wo insbesondere in guten Lagen mit gleichbleibenden oder gar steigenden Preisen gerechnet werde. 

Der Fokus der Investoren liege aber weiter auf dem Wohnungsmarkt, wo die befragten Anleger in guten Lagen steigende und in Randlagen stabile Preise erwarten. Ein ähnliches Bild zeige sich bei Logistikimmobilien. Etwas verhaltener wird laut EY der Büroimmobilienmarkt eingeschätzt: Hier werden in guten Lagen überwiegend gleichbleibende, in peripheren Lagen sinkende Preise erwartet. Hotelimmobilien werden je nach Nutzung bewertet. Bei Ferienhotels sind die Investoren mittelfristig optimistisch, bei Hotels für Geschäftsreisende erwarten sie auf längere Zeit keine Erholung. Der Markt für Hotelimmobilien ist in der Pandemie besonders stark in die Krise gerutscht, auch wenn er sich zum Jahresende 2021 etwas erholt hat. 

Wichtige Themen für Immobilienanleger seien 2022 neue Umweltschutzstandards und die Inflation, sagte EY-Manager Schulz-Wulkow. Investitionen würden verstärkt danach ausgerichtet, ob die Objekte strengeren Kriterien für Umwelt, soziale Standards und gute Unternehmensführung (ESG) standhielten. Das wirkt sich laut EY auf die Kaufpreise auf: Rund 80 Prozent der Befragten beobachteten Aufschläge für ESG-konforme Immobilien.

"Die Inflation wird kurzfristig als zusätzlicher Treiber des Immobilien-Investmentmarktes aufs Tableau treten." Steigende Zinsen bedeuteten aber "Ungemach für die Branche". Auch eine stärkere Regulierung beispielsweise der Mieten spiele eine Rolle. "Langfristig müssen wir uns der Frage stellen, wie lange die Mietenentwicklung der Teuerung nachfolgen kann."

(apa/Reuters)