In Zeiten angespannter Immobilienmärkte werden in Deutschland aktuell deutlich weniger Wohnungen gebaut als im Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte. Seit Beginn der Baustatistik 1950 wurden 405.000 neue Einheiten pro Jahr fertiggestellt, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im vorigen Jahr lag die Zahl neuer Wohnungen mit 295.300 rund 27 Prozent unter dem Durchschnitt.
Den bisher höchsten Stand gab es 1973 mit gut 714.200 Wohnungen in der früheren Bundesrepublik. Nach der deutschen Vereinigung war 1995 das Rekordjahr mit rund 602.800 Einheiten im gesamtdeutschen Bundesgebiet.
Die wenigsten Wohnungen wurden im Zuge der globalen Finanzmarktkrise 2009 fertiggestellt: Im damaligen Rezessionsjahr waren es nur 159 000. Seitdem ist der Wohnungsbau bis 2020 auf 306.400 Fertigstellungen stetig gestiegen, weil viele Investoren auf "Betongold" und den Immobilienmarkt gesetzt haben. Zudem konnten sich private Häuslebauer dank niedriger Zinsen den Traum von den eigenen vier Wänden leisten. Wegen der Zinswende der Europäischen Zentralbank und gestiegener Baukosten ist der Wohnungsbau in Deutschland inzwischen eingebrochen. Die Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP hat sich eigentlich zum Ziel gesetzt, dass jährlich 400.000 neue Wohnungen in Deutschland gebaut werden. Dies gilt bis auf weiteres als unwahrscheinlich.
Mit dem gesellschaftlichen Wandel und zunehmenden Wohlstand wuchsen im Laufe der Jahre die Ansprüche in puncto Wohnen der Menschen in Deutschland. "Allein in den drei Jahrzehnten seit der deutschen Vereinigung ist diese Entwicklung deutlich sichtbar", erklärte das Statistikamt. So hatte rein rechnerisch eine Person Ende 2021 im Schnitt 47,7 Quadratmeter Wohnfläche und 2,3 Wohnräume zur Verfügung - 1991 waren es nur 34,9 Quadratmeter und 1,8 Wohnräume. Das entspricht einem Anstieg der durchschnittlichen Wohnfläche pro Kopf um rund 37 Prozent binnen 30 Jahren. Die Durchschnittsgröße einer Wohnung stieg in dieser Zeit von 82,1 Quadratmetern auf 92,1 Quadratmeter. (apa)