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„Die Fed scheint entschlossen, das Rezessionsrisiko auszuschalten“

Ein Kommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management
Patrick Baldia
„Die Fed scheint entschlossen, das Rezessionsrisiko auszuschalten“
"Die Fed ist offenbar bestrebt, das Wachstum so stark wie möglich anzukurbeln, ohne dass dabei die Inflation zu stark ansteigt", meint Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.
© RBC BlueBay AM

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Zinsen in dieser Woche um 50 Basispunkte gesenkt. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell betonte, dass die US-Wirtschaft nach wie vor robust ist. Er wies auch darauf hin, dass die Zinssenkung um 50 Basispunkte kein Signal für eine neue Gangart ist. Powell verwies auf die Dot-Plot-Prognosen, die weiterhin eine geringere geldpolitische Lockerung als in den Markterwartungen eingepreist vorsehen.

Die Fed ist offenbar bestrebt, das Wachstum so stark wie möglich anzukurbeln, ohne dass dabei die Inflation zu stark ansteigt. Die Wachstumsprognosen für das laufende Quartal liegen nahe bei 3 Prozent. Eine höhere Arbeitslosenquote wurde zwar als Schwäche angeführt. Es scheint aber klar zu sein, dass diese auf eine Zunahme des Arbeitskräfteangebots zurückzuführen ist. Das Risiko einer Rezession in naher Zukunft erschien uns zuletzt schon gering. Die Fed scheint nun entschlossen zu sein, es komplett auszuschalten.

Wenn eine Lockerung der finanziellen Bedingungen zu einer Wiederbeschleunigung der Wirtschaft führt, könnte sich der jüngste Abwärtstrend der Inflation umkehren. Es besteht daher gleichermaßen die Möglichkeit, dass die Fed auf ihrer nächsten Sitzung im November je nach Wirtschaftsdaten und Marktentwicklung einen Zinsschritt in Höhe von 0,25 oder 50 Basispunkten vornimmt.

Eine Fed, die das Wachstum maximieren möchte, könnte zu einer etwas stärkeren mittelfristigen Inflation und höheren neutralen Zinssätzen führen. Mit Blick auf die US-Wahlen gehen wir außerdem davon aus, dass Risiken in Bezug auf eine weitere fiskalpolitische Lockerung bestehen. Sollte Donald Trump das Rennen um das Weiße Haus gewinnen, könnten Zölle den Inflationsdruck zusätzlich erhöhen.

Angesichts von Renditen um die 3,5 Prozent für 2- bis 10-jährige Anleihen sind wir der Meinung, dass es nur begrenztes Potenzial für einen deutlichen Rückgang gibt – es sei denn, es kommt zu einem erheblichen Wirtschaftsabschwung. Ironischerweise könnte daher eine kurzfristig eher locker agierende Fed den Spielraum für Zinssenkungen auf längere Sicht einschränken.

Außerdem sind wir nach wie vor der Meinung, dass die Renditekurve von 2 bis 30 Jahren steiler werden dürfte und dass Anleihen mit längeren Laufzeiten einen höheren Aufschlag werden bieten müssen. Dies ist zum Teil eine Folge der zunehmenden fiskalischen Risiken und des notwendigen zusätzlichen Angebots.

Nach der Fed-Sitzung richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer nun wieder auf die Daten. Powell wies ausdrücklich auf die Datenabhängigkeit der Währungshüter hin. Die Arbeitsmarktzahlen werden eindeutig eine hohe Priorität haben. In den nächsten Wochen ist es auf der Datenseite aber relativ ruhig. Der Großteil der relevanten Veröffentlichungen steht erst in der ersten Oktoberhälfte an.

Wir halten Ausschau nach Anzeichen dafür, dass eine Lockerung der finanziellen Bedingungen dazu beiträgt, die Stimmung und die Wirtschaftstätigkeit in zinssensiblen Sektoren wie dem Baugewerbe zu beleben. Statt einer Konjunkturabschwächung könnte es sogar zu einem Mini-Boom kommen.

Am Horizont zeichnen sich die US-Wahlen ab. Die Dynamik hat sich jüngst weiter in Richtung der demokratischen Kandidatin Kamala Harris entwickelt. In den kommenden Wochen kann und wird im Rennen Trump vs. Harris jedoch noch viel passieren. Bei den beiden zurückliegenden US-Wahlen haben die Kandidaten der Demokraten in den letzten beiden Monaten vor der Abstimmung tendenziell an Unterstützung verloren.