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Die Kreditklemme - das Phantomproblem

Kommentar von Reinhard Krémer zum Artikel "Aufbruch zu neuen Ufern".
Reinhard Krémer

Österreich ist ein Land mit kleinen Strukturen - und kleinen Unternehmen. Dazu gibt es von der Wirtschaftskammer reichlich Zahlen: In etwa 406.000 Unternehmen halten die Alpenrepublik am Laufen. Rund 98 Prozent davon sind kleine und mittlere Unternehmen, im Fachjargon so genannte „KMU“, in der Größe von nur einem bis maximal 49 Beschäftigten. Diese KMU sind aber die Säulen der österreichischen Wirtschaft und tragen mit über 1,4 Millionen unselbständig Beschäftigten und mit mehr als 400 Milliarden Euro Umsatz zu rund 63 Prozent des gesamten Umsatzes der gewerblichen Wirtschaft bei. Mit 58 Prozent ist der Anteil an Einpersonenunternehmen (EPU) in der heimischen Unternehmerlandschaft besonders hoch. Das Durchschnittsalter von EPU liegt bei 45 Jahren und sie sind interessanterweise in etwa halbe halbe auf beide Geschlechter aufgeteilt: Der Frauenanteil liegt nämlich bei 48 Prozent. Nur zur Vervollständigung des Bildes: Pro Jahr werden in Österreich auch an die 25.000 neue Unternehmen gegründet oder übernommen. So weit also die nackte Statistik. Was jedoch kein Zahlenwerk zeigt, ist, wie oft gerade diese „Kleinen“ beim Gang zur Bank um einen Kredit auf die Nase gefallen sind. Nirgends steht vermerkt, wie groß der Frust und die Verbitterung bei jedem vergeblichen Bittgang und Klinkenputzen waren. Und auch wenn die Statistik hier schweigt: Irgendwo muß schließlich der Hund begraben sein, wenn Deutschlands Konjunktur der heimischen davonzieht. Mit ein Grund ist die Kreditklemme, die es offiziell ja gar nicht gibt, wie weitsichtige Banker gebetsmühlenartig immer wieder vor sich her brabbeln. So lange, bis sie es vielleicht sogar selber glauben. Zur Gewissenserforschung: Haben Sie als Unternehmer und nicht zur Klasse der „Supertanker“ zählend in letzter Zeit schon einmal versucht, einen Kredit für Ihre Firma zu bekommen? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben Sie da Ihre blauen Wunder erlebt. Und mit der gleichen Wahrscheinlichkeit lässt sich sagen: Solange die Kreditvergabe nicht funktioniert, wird das Werkel nicht laufen. Besonders in Österreich, wo die Strukturen - siehe oben - klein sind und besonders auch Bauunternehmen bereits leiden, wenn sie 20.000, 30.000 Euro nicht bekommen, ist das für viele ein herber Schlag in die Magengrube. Denn, wie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker richtig feststellte, steckt nicht nur Österreich, sondern ganz Europa in einer Investitionsfalle. Im Klartext: Firmen geben kein Geld aus. So lange also keine Investitionen stattfinden, für die es nun einmal vor allem in einem „kleinteiligen“ Land meist ohne eine willige Bank absolut nicht geht, regiert Stillstand die Wirtschaft. Ein Ausweg aus der - nicht existenten - Kreditklemme wäre die massive Stärkung des Austria Wirtschaftsservice (AWS), der Förderbank des Bundes, die dann endlich richtige Geldströme fließen lassen könnte - ein mehr als willkommener warmer Sommerregen für die Wirtschaft. Oder die Banken entdecken endlich ihre wahre Funktion in der Gesellschaft wieder …