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Die Mühen der Ebene

Die geplante Fusion von Immofinanz und CA Immo wird allerorten bejubelt – doch stehen die „Mühen der Ebene“ noch bevor.
Reinhard Krémer

Die geplante Fusion von Immofinanz und CA Immo wird allerorten bejubelt – doch stehen die „Mühen der Ebene“ noch bevor. Immofinanz-CEO Oliver Schumy, vor seinem Engagement bei der Immofinanz Finanzvorstand des Kartonriesen Mayr-Melnhof und als knochentrockener Zahlenmensch bekannt, ging in seinem neuen Amt erst einmal daran, den Wildwuchs bei Gehältern, der sich in der Ära Zehetner breitgemacht hatte, massiv zu beschneiden. Dutzende Mitarbeiter mussten europaweit gehen. Auch ein neuer Finanzvorstand wurde in Stefan Schönauer gefunden, mit 36 Jahren sicher kein Methusalem in seiner Funktion. Seine Vorgängerin Birgit Noggler hatte überraschend das Handtuch geworfen - nach heftigen Grabenkämpfen mit Schumy, wird gemunkelt.

Seine Jugend könnte dem gebürtigen Waldviertler Schönauer jedenfalls noch zu Gute kommen, denn für die neueste Entwicklung wird er sicher viel Kraft und Ausdauer brauchen: Nach einem knappen Jahr Ruhe an der Front sicherte sich die Immofinanz für 604 Millionen Euro einen 26%-Anteil an CA Immo; bis zum nächsten Jahr wollen die Unternehmen dann verschmelzen. Der Kaufpreis soll „zu 50 Prozent via Bankkredite und der Rest über Kapitalmarktinstrumente“ aufgebracht werden, wie CEO Oliver Schumy verlauten ließ – da kommt allerhand Arbeit auf den Waidmann Schönauer zu. Der will rund 200 Millionen durch den Verkauf von Logistikimmobilien aufbringen und 50 Prozent des Kaufpreises mit Convertible Bonds finanzieren – wenn es der Markt hergibt, unken Beobachter. Insider schwärmen jedenfalls von den Synergieeffekten, die sich durch die Übernahme ergeben würden, und schließlich hatte auch schon Eduard Zehetner ein Jahr zuvor erklärt: „Die CA Immo passt hinsichtlich Kernländer und Assetklassen sehr gut zu uns.“ Dann muss es ja stimmen.

Alles daher eitel Wonne Waschtrog? Jein. Zwar soll die Verschmelzung der beiden Unternehmen Einsparungen in Höhe von 33 Millionen Euro jährlich bringen und ein neuer „Supertanker“ mit einem Börsenwert von 2,8 Milliarden Euro würde vom Stapel laufen; doch schon jetzt rumort es bei der CA Immo: Die Noch-Großaktionäre O1 und Terim hatten gegen den Wunsch des Aufsichtsrats in der Hauptversammlung ihre Kandidaten in das Gremium entsandt, obwohl sie 26 Prozent Anteile bereits veräußert hatten. Jetzt sind zwölf statt bisher acht Kapitalvertreter im Aufsichtsrat vertreten - geplant war eigentlich eine Reduktion auf sieben. Die Analysten sind sich jedenfalls uneinig: Während die Baader Bank ein Verkaufsvotum abfeuert, sieht die Societé Generale den Einstieg sehr positiv. Die Raiffeisen Centrobank hat ihr Kursziel für die Immofinanz-Aktien von 1,85 Euro auf 2,15 Euro angehoben – die Anlageempfehlung lautet unverändert auf „Hold“, obwohl ein Scheitern der Fusion größere Risiken für die Immofinanz als für CA Immo berge, meinen die Analysten. Und: Ob die Immofinanz die positiven Effekte am Ende des Tages wirklich gewinnbringend nutzen kann, hängt von zwei Faktoren ab, heißt es bei der RCB. Zum einen müsse der Zusammenschluss noch von der Mehrheit der Aktionäre beider Konzerne genehmigt werden. Zum anderen hänge der Erfolg auch davon ab, ob die Immofinanz ihre Russland-Assets erfolgreich abstoßen kann. Und hier meinen Kritiker, dass der Verkauf viel zu spät erfolge. Denn in Russland zeigt sich wieder Wachstum – und das könnte auch die Assets wieder nach oben bringen. Dann hätte Schumy den gleichen Fehler gemacht wie viele Privatanleger: Buy high – sell low. Zeigen wird sich schließlich auch, ob zwei Unternehmenskulturen unter einen Hut zu bringen sind – und wer in einem fusionierten Konzern den Hut nehmen muss.