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Die Rahmenbedingungen passen nicht

Ob der Weltklimavertrag von Paris zu Recht als historischer Erfolg gefeiert bezeichnet werden darf wird sich zeigen. Eines allerdings ist klar: Ohne Investitionen in den Immobilien-Bestand werden sich die Klimaziele nicht erfüllen lassen. Aktuell aber passen die Rahmenbedingungen nicht.
Michael Neubauer

Ob der Weltklimavertrag von Paris zu Recht als historischer Erfolg gefeiert bezeichnet werden darf wird sich zeigen. Eines allerdings ist klar: Die Vereinbarung ist ein Startschuss. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Sie kündigt das Ende des fossilen Zeitalters an. Kohle, Öl und Gas sollen als Energieträger verbannt, der Temperaturanstieg auf 1,5 Grad statt auf 2,0 Grad limitiert werden. Langfristig sollen nicht mehr Treibhausgase wie zum Beispiel CO2 ausgestoßen werden, als gleichzeitig zum Beispiel von Wäldern wieder aufgenommen werden können. Doch der Ankündigung müssen nun auch Taten folgen. Allein mit mehr Bäume pflanzen wird sich das nicht ausgehen. Kein anderer Wirtschaftszweig verzeichnet einen vergleichbar hohen Ressourcen- und Rohstoffkonsum wie die Bau- und Immobilienindustrie. Weltweit wird rund die Hälfte aller stofflichen Ressourcen für die Errichtung von Straßen, Gebäuden und Infrastruktur verbraucht. Bei den mineralischen Rohstoffen sind es sogar knapp 80 Prozent, die auf das Konto des Bausektors gehen. In den Industrienationen verursachen Gebäude rund 40 Prozent aller CO2-Emissionen. Gebäude verbrauchen nicht nur Energie für Heizung, Warmwasseraufbereitung und Klimaanlagen während der Betriebsphase. Schon in der Bauphase werden fossile Brennstoffe in hohem Umfang verbrannt. Besonders die Produktion von Dämmmaterial wie Glas- und Steinwolle ist sehr energieintensiv. Bei Büroimmobilien ist das Thema Nachhaltigkeit schon längst angekommen. Zum einen aus Imagegründen, zum anderen auch, weil allen Beteiligten – Bauherren, Investoren & Betreibern - klar ist, dass sie bei Gebäuden, die nicht den aktuellen technischen und ökonomischen Standard entsprechen, über die Jahre hinweg mit einem massiven Wertverlust rechnen müssen. Aufholbedarf besteht allerdings bei den Wohnimmobilien: Die Entwicklung geht bei privat genutzten Immobilien oder im (sozialen) Wohnungsbau viel langsamer voran. Der Wohnungsneubau erfüllt bereits sehr hohe Standards. Wichtig sei, über den Bestand nachzudenken. Investiert ein Vermieter in ein Bestandsobjekt, das vor 1945 gebaut wurde, kann dieser wegen des Mietrechtsgesetzes nicht mehr Miete verlangen, obwohl die Betriebskosten durch die Investition niedriger werden. Die letzten gesetzlichen Maßnahmen – Erhöhung der Immobilienertragsteuer, Erhöhung der Grunderwerbsteuer, Abschreibung von Gebäuden – und die Pläne die Grundsteuer dramatisch zu erhöhen, wird die Bereitschaft in Immobilien zu investieren, wohl nicht steigern. Ohne Investitionen in den Immobilien-Bestand werden sich die Klimaziele nicht erfüllen lassen. Aktuell aber passen die Rahmenbedingungen nicht.