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Die Schlacht um Germanien

Österreichische Immos haben den großen Nachbarn längst erobert. Ihr Angebot ist vielfältig und umfangreich.
Reinhard Krémer

Österreichische Immos haben den großen Nachbarn längst erobert. Ihr Angebot ist vielfältig und umfangreich.

Noch in den 70er Jahren des verwichenen Jahrhunderts war es schier denkunmöglich, dass aus der Alpenrepublik mehr kommt als Grüner Veltliner in Form von – sagen wir – reschem Brünnerstraßler im handlichen, alkoholikerfreundlichen 2-Liter-Gebinde oder bestenfalls noch Alpenkäse mit geliehenem eidgenössischem Namen.

Das hat sich zum Glück gründlich geändert; Zug um Zug rückte Österreich vor und schickte immer mehr „Global Player“ aufs internationale Parkett.

Und so war es auch bei den Immobilienunternehmen und auch beim deutschen Nachbarn – wobei man sich die Frage stellen kann, ob ein Engagement dort nicht eh eher so was ist wie ein Heimspiel.

Daher wird dort gebaut und entwickelt, was das Zeug hält: Die BUWOG zum Beispiel hat ein rund 42.700 Quadratmeter großes Grundstück in Hamburg-Bergedorf für ein Wohnprojekt mit über 1.000 Einheiten gekauft. Das war der Startschuss für Development-Tätigkeiten in Deutschlands zweitgrößter Stadt. Damit wird der Geschäftsbereich Property Development, die Planung und Errichtung von Wohnungsneubauten, nämlich nicht nur gefestigt, sondern neben Wien und Berlin, wo die BUWOG seit langem erfolgreich als Bauträger tätig ist, um den Standort Hamburg erweitert. Und das Unternehmen ist gekommen, um zu bleiben: Die Strategie der BUWOG Group für Hamburg ist auf Wachstum und Langfristigkeit ausgerichtet.

First we take Hamburg...

Die Stadt ist keine terra incognita; man kann beherzt auf lokale Strukturen zurückgreifen, weil das Unternehmen bereits mit einer Niederlassung vor Ort vertreten ist. Seit Erwerb des DGAG-Portfolios vor zwei Jahren hält die BUWOG Group rund 2.900 Bestandseinheiten im Hamburger Umland, etwa in den Städten Norderstedt und Glinde. Anfang des Jahres hat die BUWOG dann direkt in der Stadt Hamburg (Bezirk Hamburg-Harburg) ein Bestandsportfolio mit 245 Einheiten zugekauft und auch in der Immobilienverwaltung für Dritte ist die BUWOG schon seit längerem in Hamburg aktiv.

…then we take Berlin!

Die PREMIUM Unternehmensgruppe wiederum, seit mehr als 20 Jahren als Projektentwickler und Bauträger im Bereich Wohnen unterwegs, breitet ihre Flügel über den Osten Deutschlands; genauer über Berlin. An der Bornholmer Straße wurde der Spaten für das Neubauprojekt NIO in den märkischen Boden gestochen. Das Ensemble aus neun Häusern in Berlin-Prenzlauer Berg wird mit 194 Eigentumswohnungen auf die Bedürfnisse verschiedenster Zielgruppen zugeschnitten. Es zeichnet sich durch gute Anbindung und hohen Designanspruch aus. Im Skandinavischen Viertel, in unmittelbarer Nähe zur Bösebrücke, schließt das Karree auch eine bedeutende städtebauliche Lücke und ergänzt so den beliebten Wohnkiez durch seine moderne und offene Architektur; da lassen sich die Österreicher nicht lumpen. Die neun individuell gestalteten Gebäude bieten flexible Grundrisse und eine Vielzahl unterschiedlicher Wohntypen: Von der Terrassenwohnung über das noble Townhaus bis hin zum elitären Penthouse mit Blick über die Dächer Berlins steht alles zur Auswahl. Wohnflächen gibt es von 34 bis 148 Quadratmeter; die Deckenhöhen reichen bis zu 2,70 Meter.

Auch außerhalb der Gemäuer geht’s anspruchsvoll zu: Alle neun Häuser gruppieren sich nämlich um einen großzügigen, begrünten Innenhof, der von POLA Landschaftsarchitekten gestaltet wird. Flächige Pflanzungen aus Gräsern, grober Felsstein, frei fließende Sandflächen und Terrassen aus verblichenem Holz, Birken und niedrige Kiefern sollen eine typisch skandinavische Atmosphäre erzeugen - so geht Heimat.

Manhattan an der Donau

Auch 6B47 Real Estate Investors AG entwickelt und realisiert Projekte beim Nachbarn im Westen. Was PREMIUM in Berlin über die Bühne brachte, beging auch die 6B47 Germany GmbH; nämlich den feierlichen Spatenstich. Diesfalls in Ingolstadt – und zwar für den einzigen Wohntower dort. Am Grundstück in direkter Nachbarschaft des Nordbahnhofs haben sich bereits viele Projektentwickler versucht. So sollten Boardinghäuser, Hotels und Büroflächen entstehen. Überzeugt hat allerdings bis dato kein Konzept – muss erst ein Österreicher kommen, könnte man meinen. 2013 jedenfalls kaufte 6B47, die in Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf höchst aktiv ist, das Areal; und seitdem ging‘s dahin. Mit dem Gestaltungsbeirat wurde ein Entwurf ausgetüftelt, mit dem alle Beteiligten d‘accord waren. Jetzt sollen 80 Eigentumswohnungen in Turm und Sockelbau sowie Gewerbeflächen im Erdgeschoß entstehen. Der Sockelbau soll ganz bewusst das bestehende Stadtbild respektieren, während der Turm mit seinen weißen Bändern – die in Wahrheit Balkone sind – für einen hohen Wiedererkennungswert sorgt. Der Rohbau wird nach Plan bis September 2017 hochgezogen; die ersten Nutzer können bereits im Laufe des Jahres 2018 einziehen. Vor kurzem hat das Unternehmen übrigens das erste „me and all“ Hotel, eine Marke der Lindner Hotels AG, mit 177 Zimmern in Düsseldorf fertiggestellt. Das Viersternehotel erstreckt sich über 8.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche plus 190 Quadratmeter für ein Sushi-Restaurant.