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Die Zeiten ändern Dich!

Ein Kommentar von Frank Brün, Managing Partner bei Phorus Management und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real Estate Asset Management Association
Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS SIOR
Brün
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© REMG

In einem Restaurant in der Innenstadt hat mir auf der Karte  „Veganes Paradeiser-Carpaccio mit Wiener Miso-Dressing und Röstzwiebeln“ sofort gefallen. Daraufhin einen Tomatensalat bestellt, aber mit normalen Zwiebeln. Wenn Blicke töten könnten. Am Nebentisch witzelte jemand, dass Fahrradfahren lediglich veganes Reiten sei. Hat aber nicht jeder verstanden. Da drängte sich die Frage auf: Was ist im diesjährigen Sommerloch noch normal?

Ein wirklich normales Sommerloch war es irgendwie schon: nicht wirklich was los, außer den üblichen Breaking News mit dem Zweck, mal 15 Minuten mit etwas im Rampenlicht zu stehen. Als krönender Abschluss, quasi als Sahnehäubchen pünktlich zum Schulbeginn, kam dann noch der neue Mietendeckel mit all seinen Schattierungen sogar im Verfassungsrang an, was uns sicher noch etwas länger beschäftigen wird. Manche betrachten das als ganz großes Sommerkino – „Austrian Style“. Ich hingegen freue mich schon auf die einen oder anderen Wortspenden der „Top-Entscheider der Immobilienbranche“, die wahrscheinlich schon, mit den Hufen scharrend, bereitstehen. Das muss dann sofort mit Selfie ge-shared werden. Wer nichts postet, wird ge-ghostet! Aber: 100 Likes auf Insta sind in etwa so viel wert wie eine Million Guthaben bei DKT.

Hieß es nicht immer, dass man bei Immobilien nichts falsch machen kann – außer variabel zu finanzieren? Umso bemerkenswerter sind die neuerlichen Rufe aus dem Sommerloch zur Rettung der nun auch völlig unschuldigen Betroffenen von überraschend hohen variablen Zinsen bei ganz normalen Immobilienfinanzierungen. Der von mir sehr verehrte Kabarettist Dieter Hildebrandt hat mal tiefsinnig formuliert: „Wenn Leute nicht mit Geld umgehen können, hängt das oft damit zusammen, dass sie vielleicht gar keines haben.“

Hand aufs Herz: Haben auch Sie Ihr Konsumverhalten den Sommer über auf nachhaltig umgestellt? Schon ein „Klimakonto“ bei einer großen Bank eingerichtet, „klimafreundliche Heumilch“ aus hiesigen Supermärkten getrunken oder auf der Webseite der großen Zeitung die Jobsuche „klimafit“ gemacht? Der noble Bio-Bäcker bei mir um die Ecke bietet seit kurzem seinen eigenen Nachhaltigkeitsbeitrag: Da gibt es jetzt anstelle der liebgewonnenen Recycling-Papiersackerln überteuerte „baumfrei“-Taschen aus Bagasse. Das ist ein Zellstoff, der als Abfall aus der Rohrzucker-Herstellung in den subtropischen Anbaugebieten „re-used“ wird – die Mehrfachverwendung der Sackerl wird wärmstens empfohlen. Super, diese Zuckerrohrprodukte aus der Region. Da würden mir schon noch bessere Alternativen einfallen.

Als letztes Sommerlochschmankerl möchte ich schließlich auf die Viertagewoche verweisen, von der so viele reden. Würde ich auch gerne mal machen: Super wären zum Beispiel die vier Tage von Donnerstag bis Sonntag – sind gleich mal schon zwei freie Tage dabei! Da bleiben zwei volle Tage für die Arbeit übrig. Das nenne ich mal eine wirklich gute Work-Life-Balance. Slay!