Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits sechsmal in Folge angehoben - um insgesamt 3,50 Prozentpunkte. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Institute für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt aktuell bei 3,00 Prozent.
Er sei als Bankenregulator immer vorsichtig und die Unsicherheit sei groß. "Aber ich bin relativ zufrieden mit dem Zustand, in dem sich die Banken in der EU im Durchschnitt befinden", merkte Campa an. Die durchschnittlichen Eigenkapital- und Liquiditätsquoten seien hoch. "Das ist ein guter Ausgangspunkt", fügte er hinzu.
"Wir haben die wichtigen Banken der EU geprüft und dabei keine Geschäftsmodelle entdeckt, die denen von Silicon Valley Bank und Signature Bank ähneln", sagte Campa weiter. Der Zusammenbruch der beiden US-Banken hatte Schockwellen an den Börsen ausgelöst und die Furcht vor einer neuen Bankenkrise geschürt. Der Notverkauf der krisengeplagten Schweizer Großbank Credit Suisse an die heimische Rivalin UBS hatte die Nervosität von Investoren weiter angeheizt.
Zwar gebe es auch in Europa unrealisierte Verluste in den Bankbilanzen, diese habe die EBA aber genau im Blick. "Wir erwarten nicht, dass wir bedeutende Institute finden, bei denen es wegen unrealisierter Verluste signifikante Solvenzrisiken gibt," sagte Campa.
Der EBA-Chef forderte zudem mehr Tempo bei der Umsetzung der neuen globalen Kapitalvorschriften für Banken in Europa. Dieses nach der globalen Finanzkrise auf den Weg gebrachte Reformpaket (Basel III) war bereits vor Jahren ausgehandelt worden. "Wir reden über die Aufarbeitung einer Krise, die zwischen 2007 und 2009 stattgefunden hat", kritisierte Campa. "Und im Jahr 2023 diskutieren wir immer noch über die Umsetzung der Regeln, mit denen wir die Schwachstellen von damals ausbügeln wollen. Man kann nicht behaupten, dass wir früh dran sind." (apa)