Die Baubranche boomt, allerorts herrschen Engpässen bei Baumaterialien - der Ruf nach einem Konjunkturprogramm wirkt auf den ersten Blick weit hergeholt.
Dessen ist sich Robert Schmid, Obmann des Fachverbandes Steine+Keramik, durchaus bewusst. "Aber es kommen auch andere Zeiten und darauf muss man vorbereitet sein. Das Thema muss viel langfristiger angegangen werden." Im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative UMWELT+BAUEN hat man deshalb ein Konjunkturprogramm bis 2040 ausgearbeitet, von dem die Bauwirtschaft, die Haushalte und Unternehmen, die Energieversorger und letztendlich die gesamte Bevölkerung profitieren soll.
Ein Plan, der an eine eierlegende Wollmilchsau erinnert. Auf den Punkt gebracht: Die Ziele sind ehrgeizig - aber Papier ist geduldig. Die Initiative ist auf drei Stufen aufgebaut und soll in Etappen bis 2040 umgesetzt werden und beinhaltet:
So weit so gut. Auch weitere Punkte lesen sich auf den ersten Blick sehr gut. Doch Papier ist eben geduldig.
Doch wer soll das finanzieren?
Wie soll das funktionieren? Bis 2040 müssen die Gebäude "klima-fit" sein, doch die Sanierungsrate ist derzeit so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Hat sich jemand ausgerechnet wieviel das kosten wird. Auch wenn "die klimafitte Umrüstung der Gebäude als nachhaltige Nutzungssicherung auf Zeiträume von bis zu 30 Jahren verteilt werden kann", muss diese erst einmal finanziert werden.
Keine Rede im Papier ist von längst fälligen Änderungen im Wohnungseigentums- und Mietrecht. Stichwort Neuregelung der Rücklage und effizientere Regelungen der Willensbildung. "Hunderttausende Altbauwohnungen klimafit und digital ins 21. Jahrhundert bringen." Auch hier stellt sich die Frage, wie soll das funktionieren? Im Mietrecht wäre ein besonders starker Treiber, wenn Wohnungen im Vollanwendungsbereich (also vor 1945 errichtete Gebäuden) "bei entsprechend hoher Qualität der Sanierung" angemessen vermietet werden könnten. Doch davon kein Wort. Vielleicht sollte auch die Aussetzung der Erhöhung der Richtwertmieten nicht immer wieder als Weisheit letzter Schluss eingesetzt werden. Rechtssicherheit sieht anders aus.
Immobilien-Eigentümer und Vermieter wurden von der Bundesregierung in der Pandemie bisher eiskalt im Regen stehen gelassen. Für eine klimafitte Gebäudesanierungsoffensive sollen sie jetzt in ihre Taschen greifen? Da sind wohl nun in einem ersten Schritt vertrauensbildnde Maßnahmen von Nöten.