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Eigenheime: Neubau muss Sanierung weichen

Verband der Ziviltechniker (VZI) und IG Lebenszyklus Bau fordern Fokus auf Sanierung, Nachverdichtung und Förderung des Ausbaus von bestehenden Eigenheimen
Patrick Baldia
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© Getty Images | Ausbau, Ankauf und Sanierung bestehender Objekte als Alternative zum Neubau: bei Eigenheimen braucht es einen Paradigmenwechsel, fordern die Verbände VZI und IG Lebenszyklus Bau

Anlässlich der laufenden Regierungsverhandlungen und des Vorstoßes der Sozialpartner zum „Eigenheimbonus“ melden sich nun auch die Verbände VZI und IG Lebenszyklus Bau zu Wort. Der Grundtenor: Angesichts des bereits hohen Bodenverbrauchs in Österreich müsse der Fokus ganz klar auf Sanierung und Verdichtung liegen. Um dies zu befördern, wäre etwa eine finanzielle oder steuerliche Unterstützung des Ankaufs bestehender Eigenheime sinnvoll. Ebenso wesentlich sei es, jene Untersuchungen zu fördern, die eine fachgerechte Entsorgung von Schad- und Störstoffen ermöglichen, um anschließend korrekt und vor allem ungefährdet „weiterbauen zu können“.

„Netto-Neuversiegelung gleich Null"

Die Verbände sind sich einig: Das Ziel muss eine „Netto-Neuversiegelung gleich Null“ sein. Um dies zu erreichen, müsse auch über intensivere Flächennutzung – zum Beispiel durch eine höhere Bebauungsdichte und lokale Infrastruktur in den Siedlungsschwerpunkten – geredet werden. Auch der Ausgleich von Neu- durch Rückwidmungen wäre ein Ansatz. Und natürlich: die Verhaltensänderung der Akteure.

„Das Einfamilienhaus ist ein stark emotional besetztes Thema. Die Frage nach der Wohnform wird man daher weniger mit einer Gebäudeform beantworten können. Die Antwort liegt vielmehr in der richtigen Programmierung und Reaktivierung unserer Ortskerne,“ ist Dominik Philipp, IG Lebenszyklus Bau, überzeugt. Verhaltensänderungen müssten durch staatliche Vorgaben und zielgerechte Anreize – etwa Förderungen für neue Wohnformen – forciert werden.

Ausbau, Ankauf und Sanierung bestehender Objekte

Förderungen sollten jedoch nicht für den Neubau, sondern zum Beispiel für den Aufkauf und die Sanierung bestehender Objekte ausgeschüttet werden. Dies würde zu einer höheren Sanierungsquote, zu einer Nachverdichtung und zum Erhalt der bestehenden Infrastruktur führen. Damit könne auch sichergestellt werden, dass Schad- und Störstoffe fachgerecht untersucht und dann entsorgt werden – ein wichtiges Thema im zukunftsweisenden Umgang mit Bestandsobjekten. Gerade im Einfamilienhaus-Sektor werden solche Untersuchungen aus finanziellen Gründen oftmals nicht gemacht, was zu gesundheitsgefährdenden Situationen führt.

Thomas Hoppe, Präsident des VZI: „Die Umplanung von Einfamilienhäusern auf Zwei- oder Mehrfamilienhäuser ist nicht nur eine Chance der Weiternutzung und der Vermeidung von Bodenversiegelung, sondern ermöglicht auch ein Wohnen der Generationen und eine Wiederbelebung des halburbanen Raums. Es ist eine in mehrerer Hinsicht lohnende Planungsaufgabe für die Zukunft.“

Zukunftsweisender Umgang mit Gebäudebestand

Bereits der Erhalt der bestehenden tragenden Struktur bringt die nötigen CO2-Einsparungen, die für die angestrebte Klimaneutralität nötig sind. Das Miteinbeziehen der grauen Energie – des tatsächlichen Ressourcenverbrauchs über den Gebäudelebenszyklus – zeigt, dass eine Verlängerung der Nutzungsdauer und kreislaufgerechte Sanierung des Bestands das Ziel sein muss.

„Wichtig ist aus meiner Sicht, uns davon zu lösen, dass das Einfamilienhaus die einzige Möglichkeit zur Erfüllung unserer emotionalen (Wohn)Bedürfnisse wie Geborgenheit, Zugehörigkeit, Freiraum, Grün etc... ist. Vielmehr müssen wir alternative Wohn-Lösungen in den Vordergrund stellen und fördern, die diese Bedürfnisse in umweltverträglicher Form befriedigen,“ ergänzt Wolfgang Kradischnig, IG Lebenszyklus Bau und VZI.