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Eigentumswohnungsmarkt dreht auf Erholungskurs

Bernhard Reikersdorfe: „Spürbar mehr, aber nur unwesentlich teurer!“
Michael Neubauer
Michael Neubauer
Eigentumswohnungsmarkt dreht auf Erholungskurs
© REMAX Austria/Christian Postl

So lässt sich das Ergebnis des „RE/MAX-ImmoSpiegel Eigentumswohnungen 2025 erstes Halbjahr“ in einem Satz zusammenfassen. 

Im ersten Halbjahr 2025 wurden österreichweit in den Grundbuchsabteilungen der Bezirksgerichte 19.244 Wohnungen neu verbüchert, um +3.270 mehr als 2024. Auf 2023 (19.999) fehlen -3,8 %, auf das Rekordjahr 2022 (26.262) sind es -26,7 % und auf den Zehnjahresdurchschnitt (23.330) noch -17,5 %.

Die Preise sind im Bundesmittel den RE/MAX-Experten zufolge um +2,8 % gestiegen, also wieder geringer als die Inflationsrate (Juni 24/Juni 25: +3,3 %), nämlich von 256.355 Euro auf 263.639 Euro.

„2024 hat sich der Einfamilienhausmarkt wieder ins Positive gedreht. Zum Halbjahr 2025 haben auch die Eigentumswohnungen nachgezogen, es wurde wieder deutlich mehr verkauft. Der Höchststand beim Wohnungsangebot ist bereits überschritten, liegt aber noch immer auf einem guten Niveau. Die Preise sind im ersten Halbjahr moderat gestiegen, im Vergleich zur Inflationsrate sogar minimal gesunken. Die Zinssituation hat sich beruhigt und langfristige Fixzinskredite sind erschwinglich und planbar. Das Wohnbau-Kreditvolumen ist im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr um über 50 % gestiegen. Der Traum von den eigenen vier Wänden ist wieder für mehr Menschen in greifbare Nähe gerückt.“
—Bernhard Reikersdorfer, MBA, Managing Director von RE/MAX Austria.

„Offensichtlich ist aber auch, dass Eigentumswohnungen am Markt fehlen, vor allem generalsanierte oder neue. Wenn nicht ausreichend generalsaniert und neu gebaut wird, verkommt der Bestand schleichend, und die Preise werden wieder stärker anziehen. Die ersten Anzeichen gibt es bereits. Die Baubranche ist ohnedies von der aktuellen Situation verstärkt betroffen und braucht Unterstützung, aber auch der Wohnungsmarkt braucht die richtigen Impulse seitens der Politik, um den Neubau bzw. die Sanierung von Wohnraum zu fördern und die Preisentwicklung zukünftig in einem akzeptablen Rahmen zu halten“, meint Reikersdorfer weiter. „Ob das weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren, finanzielle Anreize bei der Sanierungsabschreibung oder Steuererleichterungen für Bauträger oder Erstkäufer sind, jeder Impuls würde helfen.“

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Die Wohnungspreise sind nach dem Rekordjahr 2022 nominal gesunken. Im Jahr 2023 um -1,6 %. 2024 sind sie nominal um +1,0 % gestiegen allerdings weit unter der Inflationsrate. 2025 wieder ein nominaler Preisanstieg um +2,8 %, aber wieder unter der Inflationsrate von +3,3 %.

Die statistische österreichische Standardwohnung kostete 263.639 Euro, um +7.283 Euro mehr als 2024. Im Fünfjahresvergleich liegen die Wohnungen mit +21,9 % um -6,2 Prozentpunkte unter der VPI-Inflation von 28,1 %. Durchgerechnet sind die Wohnungspreise seit dem Rekordjahr 2022 um +2,2 % gestiegen. Die Inflationsrate (VPI) lag aber im gleichen Zeitraum bei insgesamt +14,9 %. Damit sind die Wohnungen im Vergleich zum gesamten Warenkorb um -11,1 % billiger geworden.

Finanzierungsseitig sind die Fixzinskredite (10-jährige) im letzten Halbjahr auf knapp über 3 % gestiegen und die EZB wird nach Ansicht von nahezu allen Analysten 2025 keine Zinssenkung mehr durchführen.

„Wenn die Wohnungen in den letzten drei Jahren real billiger geworden sind, gleichzeitig die langfristigen Fixkreditzinsen eher minimal anziehen als fallen und gleichzeitig mehr verkauft wird, als neues Angebot auf den Markt kommt, dann ist das Ende doch abzusehen. Wer früher dran ist, hat noch mehr Auswahl, die besseren Preise und die besseren Zinsen.“
—Anton Nenning, RE/MAX Austria Head of Research

Preisentwicklung so homogen wie selten zuvor

Die Preisentwicklung über die gesamte Preisbandbreite ist wenig unterschiedlich und das ist im Vergleich zur Vergangenheit eher ungewöhnlich. Meist haben die unteren Wohnungspreise erheblich stärker angezogen als die oberen. Diesmal steht ein Preisanstieg von +3,0 % für das untere Preisviertel einem Auftrieb von +2,9 % für das obere Quartil gegenüber und im Medianbereich ein Plus von +2,7 %. „Im statistischen Sinn preisdämpfend hat allerdings der erheblich geringere Erstbezugsanteil vor allem auf das obere Preissegment gewirkt und die unterdurchschnittlichen Mengensteigerungen in Salzburg und vor allem in Tirol“, erklärt Nenning.

Somit kostete jede vierte Wohnung, die im ersten Halbjahr 2025 verbüchert worden ist, weniger als 159.720 Euro (2024: 155.000 Euro) und am anderen Ende jede vierte mehr als 355.000 Euro (2024: 345.000 Euro).

Wohnungsgrößen um einen Fußabstreifer größer

Wie bei den Wohnungspreisen haben auch die gemeldeten Wohnungsgrößen wieder eine Trendwende vollzogen. Sie werden minimal größer, von 67,5 m² auf 67,7 m², genaugenommen um +0,19 m². Den Höchstwert ermittelten die RE/MAX-Experten in den letzten zehn Halbjahren 2021 und 2022 mit 68,9 m², 2023 und 2024 ging es bergab.

Quadratmeterpreise moderater im Anstieg

Die gemeldeten Quadratmeterpreise zeigen mit +3,3 % einen höheren Anstieg als die Gesamtwohnungspreise. Dies kommt daher, weil die teureren Neubau- und Generalsanierungswohnungen wesentlich präziser die Wohnungsgrößen melden als unsanierte Verkäufe von Bestandswohnungen.

Statistisch sind sie von 4.164 auf 4.300 Euro gestiegen.

Erstbezug und Neubau mit sinkender Bedeutung

Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort. Der Erstbezugsanteil am Gesamtwohnungsmarkt, also Neubau oder nach Sanierungen, sinkt seit 2021 von 37,7 % über 37,1 % (2022), 33,0 % (2023) und 30,2 % (2024) auf 26,1 % (2025). Weniger Erstbezug führt statistisch zu tendenziell geringeren Durchschnittspreisen.

Gleichzeitig sind die Preise für Erstbezugswohnungen um die Hälfte stärker gestiegen als für Bestandswohnungen. So hat sich der Erstbezugsaufschlag auf den Bestandswohnungspreis von +41,4 % im Jahr 2023 auf +51,9 % im ersten Halbjahr 2025 erheblich erhöht.

Wie im Halbjahr 2024 ist Niederösterreich am unteren Ende der Bau- und Umbautätigkeit mit 16,5 % Erstbezug, ganz vorne liegen dagegen Tirol mit 28,2 % und Wien mit 30,8 %