Mehr als 400 Branchenvertreter aus dem In- und Ausland treffen sich von 4. bis 5. November 2025 in Wien, um neue Impulse für die heimische Energiezukunft zu setzen und innovative Lösungsansätze sichtbar zu machen. Mit einem klaren Appell an die Politik startete heute die „Österreichische Fachtagung für Photovoltaik & Stromspeicherung”, eine Kooperationsveranstaltung der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV) und des Bundesverbandes Photovoltaic Austria (PV Austria): Die Energiezukunft Österreichs kann nur mit verlässlichen Rahmenbedingungen gestaltet werden.
Die Transformation des Energiemarkts ist ein zentraler Faktor für nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Es braucht jedoch neue und langfristig stabile Rahmenbedingungen, damit Österreich sein enormes Potenzial im Bereich Photovoltaik und Stromspeicherung voll entfalten kann. Zwei Technologien, an denen angesichts geopolitischer Unsicherheiten und des fortschreitenden Klimawandels längst kein Weg mehr vorbeiführt. Bei der „Österreichischen Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung” waren sich die Experten einig: Länder riskieren ihre wirtschaftliche Stabilität, wenn sie ihre Energieversorgung nicht selbst in die Hand nehmen. Die Gestaltung des Energiemarkts ist längst eine strategische Kernfrage – für Unternehmen, Verbraucher und die gesamte Volkswirtschaft. Die Branche ist auch bereit zu liefern, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen passen.
Mammutprojekt Strommarktreform kurz vor der Ziellinie?
Zur Eröffnung der Fachtagung stellte sich Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner den drängendsten Fragen der PV- und Speicherbranche: Wie ist der Stand beim Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) – und wie geht es 2026 mit den Förderungen weiter?
„Das Ziel der Bundesregierung ist sichere, saubere und leistbare Energie. Das Elektrizitätswirtschaftsgesetz ist dabei eine der zentralen Gesetzesmaterien, die nun rasch umgesetzt werden sollen. Mit diesem Gesetz modernisieren wir den Strommarkt und schaffen die Grundlage, um Versorgungssicherheit, Netzdienlichkeit und Verursachergerechtigkeit bestmöglich miteinander zu verbinden. Unser Ziel ist klar: Wir wollen das ElWG so schnell wie möglich abschließen, denn die Branche wartet seit Langem auf klare Rahmenbedingungen. Die Regierungsvorlage soll zeitnah vorliegen, danach sind wir auf die konstruktive Mitarbeit der Opposition angewiesen.“—Elisabeth Zehetner
„Wir entwickeln das Fördersystem konsequent weiter: Wir wollen mehr Marktintegration, mehr Wettbewerb und mehr Effizienz bei den Erneuerbaren. Dabei greifen wir auch zentrale Empfehlungen aus dem aktuellen Evaluierungsbericht auf.“—Elisabeth Zehetner
Aktuell arbeitet das Ministerium an einer größeren Novelle des EAG, mit der u. a. Batteriespeicher künftig eine stärkere Rolle im Fördersystem zukommen soll.
Neue Gesetze dürfen PV-Wirtschaft nicht schwächen
Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria, zeichnete das Bild der aktuellen Stimmung in der Branche und verwies nochmal auf die Dringlichkeit guter Rahmenbedingungen:
„Die Unsicherheit ist spürbar – viele Unternehmen wissen derzeit nicht, unter welchen Bedingungen sie in den nächsten Jahren planen können.“ Als konkrete Beispiele für Themen, die der Branche in diesem Jahr besonders zu schaffen machten, nannte Paierl die Diskussion um Einspeisegebühren für erneuerbare Stromerzeuger und den Energiekrisenbeitrag-Strom: „Wir sehen aktuell einen Rückgang im PV-Zubau. Hier braucht es klare und wieder positive Signale seitens der Regierung sowie Vertrauen in stabile Rahmenbedingungen – und keinen Österreichaufschlag für die heimischen Stromproduzenten. Die kürzlich beschlossene Verlängerung der bestehenden PV-Bundesförderungen ist so ein positives Signal und Beispiel dafür, wie man mit der Branche umgeht.“—Herbert Paierl
„In vielen Ländern haben sich intelligente Maßnahmen zur Netzkostensenkung bereits bewährt. Österreich sollte diese Effekte nach Einführung des ElWG ebenfalls abwarten und wirken lassen und keine zusätzlichen Belastungen für Netzanschlüsse oder Betreiber*innen einführen, die den Ausbau bremsen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährden.“—Hubert Fechner, Obmann der TPPV
Zudem verwies Fechner auf die Tatsache, dass noch immer 60 Prozent des heimischen Energiesystems auf fossiler Energie beruht und daher die Notwendigkeit einer ambitionierten nationalen „Elektrifizierungsstrategie“ gegeben ist. Die Zukunft liegt in elektrischen Lösungen im Mobilitäts-, Wärme- und Industriebereich.
Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds und in dieser Funktion Sponsor-Partner des Events, hob die Bedeutung des ElWG für die gemeinschaftliche Energieerzeugung hervor:
„Das neue E-Wirtschaftsgesetz kann neue Chancen für die Energiegemeinschaften und lokale Modelle der Selbstversorgung eröffnen. Dabei sind gute Rahmenbedingungen wichtig, um eine einfache Umsetzung in der Praxis zu garantieren.“—Bernd Vogl
Weiters betonte er die neue Rolle der „aktiven Kund*innen“, die künftig Peer-to-Peer-Handel mit Strom ermöglichen soll:
„Der Peer-to-Peer-Handel bringt einen Paradigmenwechsel, der die Marktstruktur langfristig verändern wird.“—Bernd Vogl
Damit es sich volkswirtschaftlich langfristig lohnt, müsse man Hürden kontinuierlich abbauen und Investitionen anstoßen.