Eine Umfrage der Vorarlberger Arbeiterkammer (AK) zeichnet ein dramatisches Bild der Wohnkosten im Land. 2018 mussten Vorarlberger im Schnitt 28 Prozent ihres Haushaltseinkommens fürs Wohnen ausgeben, heute sind es 32 Prozent. 37 Prozent der Befragten müssen gar mehr als 40 Prozent ihres Einkommens dafür aufwenden. Und das, obwohl in Vorarlberg die jüngsten Kostensteigerungen noch gar nicht voll durchschlugen, so die AK, die daher dringen Maßnahmen fordert.
AK-Präsident Bernhard Heinzle sprach am Donnerstag von einem "Kosten-Hammer", der vor allem bei Geringverdienenden und Mietern privater Wohnungen erbarmungslos zuschlage. Doch auch der Mittelstand sei längst erreicht. "Es macht betroffen, wenn knapp die Hälfte aller in Miete lebenden Umfrageteilnehmern nicht wissen, ob sie die aktuelle Inflation finanziell noch länger stemmen können - fast jeder Zehnte kann es schon jetzt nicht mehr", so Heinzle. Dabei seien die seit sechs Jahren explodierenden Kosten für Mieten und Eigentum an sich das Problem, denn der Strompreis sei bisher noch gar kein Treiber gewesen. Die Löhne hätten mit den Steigerungen nicht Schritt gehalten.
Von einer "Wohnkosten-Überlastung", dass also mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens dafür aufgeht, sind derzeit 37 Prozent der per Online-Umfrage befragten 2.000 Vorarlberger betroffen. "Bei den privaten Mietern sind es sogar 43 Prozent", so AK-Direktor Rainer Keckeis. Dabei wirke die Situation derzeit noch besser, als sie eigentlich sei, denn die Energiekrise habe sich noch nicht wirklich niedergeschlagen. Den Leuten machten vor allem Erhöhungen bei Mieten, Betriebskosten und Ratenzahlungen Sorgen. Dazu kämen die unabsehbaren Entwicklungen der Energiekrise, steigende Kreditzinsen und die hohe Inflation. Verschärft werde alles noch durch das Fehlen günstiger Wohnungen für Haushalte mit niedrigem Einkommen. Häuslebauer, darunter viele junge Familien, litten zudem unter hohen Handwerkerpreisen, die den Traum vom Eigenheim platzen ließen.
51 Prozent der privaten Mieter bezeichneten sich als stark belastet durch die Wohnkosten. Diese Mieter seien Anpassungen an den Verbraucherpreisindex schutzlos ausgeliefert, anders als in Wien seien für die meisten Mietverhältnisse weder Richtwert- noch Kategorie-Mietzins anwendbar. Mietforderungen könnten sogar drei Jahre rückwirkend geltend gemacht werden, erläuterte der AK-Direktor. Man fordere eine Inflationsbremse. Die Wertanpassung des Hauptmietzinses müsse einheitlich auf zwei Prozent gedeckelt und dürfe nur einmal im Jahr erfolgen. Darüber hinaus brauche man eine große Mietrechtsreform und mehr sozialen Wohnbau mit der Möglichkeit zum Mietkauf. Baubewilligungen will die AK nur mehr bei Wohnbedarf-Nachweis erteilt sehen, zudem soll bei der Umwidmung in Bauland der Wertzugewinn mit 30 Prozent besteuert werden. Diese Mittel sollten dann dem sozialen Wohnbau und dem Bodenfonds zugute kommen. (apa)