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Erfolgsfaktor Ethik

Christliche Werte.Das Bankhaus Schelhammer & Schattera wird in erster Linie als Experte für ethisch-nachhaltige Veranlagung gesehen. Dies wollen die Vorstandsdirektoren Peter Böhler und Gerd Stöcklmair sowie die Finanzierungsexpertin Melinda Budai ergänzen: „Wir wollen in der Community auch als Spezialisten für Immobilienfinanzierung wahrgenommen werden.“
Michael Neubauer

Christliche Werte.Das Bankhaus Schelhammer & Schattera wird in erster Linie als Experte für ethisch-nachhaltige Veranlagung gesehen. Dies wollen die Vorstandsdirektoren Peter Böhler und Gerd Stöcklmair sowie die Finanzierungsexpertin Melinda Budai ergänzen: „Wir wollen in der Community auch als Spezialisten für Immobilienfinanzierung wahrgenommen werden.“

Ethische Investments und Immobilien. Wie passt das zusammen? Gerd Stöcklmair: Uns verbindet man immer mit „Kirchen-Bank“, mit ethisch-nachhaltiger Veranlagung – also Fonds, Sparen, Festgelder – und noch mit Edelmetallen und Valuten. Dass wir auch Spezialist für Immobilienfinanzierungen in Wien bzw. Wien/Umgebung sind, ist vielleicht noch nicht so bekannt. Peter Böhler: Wir sind eine kleinere Bank, die sehr individuell arbeitet. Wir legen großen Wert auf persönliche Beratung und kennen unsere Kunden daher sehr gut. Viele begleiten wir ja schon über Jahrzehnte, insbesondere auch in der Immobilienfinanzierung. Unsere Positionierung und unser starker wirtschaftlicher Background bringen es mit sich, dass wir sehr selektiv am Markt agieren können. Letztendlich geht es auch darum, dass wir über einen längeren Zeitraum sehr gut zusammenarbeiten, und dass unsere nachhaltigen und ethischen Überlegungen auch verwirklicht werden. Das Bankhaus steht ja auch für ethisch-nachhaltige Bankdienstleistungen. Wie kann dieser Ansatz im Finanzierungsbereich umgesetzt werden? Böhler: Das Bankhaus orientiert sich bei seinen Ethik- bzw. Nachhaltigkeitsgrundsätzen an der christlichen Soziallehre sowie den Prinzipien der Ökosozialen Marktwirtschaft. Wir haben Standards, was wir finanzieren möchten, da bekennen wir uns ausdrücklich zur Nachhaltigkeit. Bei Wohnbauprojekten natürlich auch ganz besonders, was bestmögliche ökologische Standards betrifft. Wir bewerten auch mittels Ausschlusskriterien, was wir keinesfalls finanzieren wollen. Für Unternehmen, die beispielsweise mit Pornografie, Waffenhandel und -produktion oder Gentechnik ihr Geld verdienen, sind wir der falsche Ansprechpartner. Melinda Budai: Für uns ist ganz wichtig, wie sieht die Liegenschaft aus, die wir finanzieren. Wird nachhaltig gebaut? Wie ist der Energieausweis? Ist das vielleicht sogar ein grünes Wohnhaus? Das hat für uns Priorität. Für uns ist auch wichtig, dass eine Liegenschaft mit dem Umfeld im Einklang ist. Wir begleiten ein Projekt vom Ankauf der Liegenschaft bis zur Fertigstellung des Hauses. Dadurch haben wir Einblick in den Prozess, was unsere Kunden bei der Errichtung der Liegenschaft tun. Entscheidend ist auch, dass ein Projekt rückzahlbar ist. Wir machen nicht alles, nur weil es gut aussieht. Wir legen Wert darauf, dass das Projekt realistisch ist. Stöcklmair: Das ist aber auch gleichzeitig das „Mehr“, das wir als kleine Bank anbieten können. In den vergangenen fünf, sechs Jahren haben wir ein großes Know-how aufbauen können, um uns als starker Anbieter und vor allem als zuverlässiger Partner zu positionieren. Beispielsweise arbeiten namhafte Wiener Bauträger seit vielen Jahren mit uns zusammen. Wohnbaufinanzierung, wo wir Verbrauchern die Möglichkeit bieten, einen eigenen Wohnraum zu schaffen, ist auch für ein ethisch-nachhaltig orientiertes Bankhaus ein schönes Thema. Weil Sie von kleineren Projekten gesprochen haben. Wo liegt Ihre Schmerzgrenze bei der Finanzierung? Ich welchem Rahmen fühlen Sie sich wohl? Budai: Unsere Projekte liegen zwischen 500.000 Euro bis 10 Millionen Euro. Im Schnitt liegen die Projektsummen bei rund 3 Millionen Euro. Bei Projekten über 10 Millionen arbeiten wir in der GRAWE Bankengruppe mit der Bank Burgenland als kompetentem Syndikats-Partner zusammen. Vor knapp zwei Jahren hat die GRAWE Bankengruppe Schelhammer & Schattera mehrheitlich übernommen. Hat sich durch die neuen Eigentümer etwas an der strategischen Ausrichtung geändert?  Stöcklmair: Ich komme aus der GRAWE Bankengruppe und kenne daher die Überlegungen für den Kauf sehr genau. Die ethisch-nachhaltige Ausrichtung des Bankhauses war ein zentraler Faktor, warum Schelhammer & Schattera für den GRAWE-Konzern so interessant war. Diese Ausrichtung und Fokussierung wird sogar noch wesentlich stärker forciert. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass wir uns zusätzlich Expertise von außen holen, insbesondere durch den unabhängigen Ethikbeirat der Bank. Wie können Sie als kleinere Bank mit den Großen am Markt erfolgreich konkurrieren? Budai: Kleinere Einheiten bringen ja auch viele Vorteile mit sich, beispielsweise gelebte Kundennähe, Berater, die man kennt und die sich Zeit nehmen. Wir gestalten Finanzierungen so, dass der Kunde von Beginn seiner Überlegungen an begleitet wird. Während bei vielen Geldinstituten der Umbau des eigenen Geschäftsmodells die Kundennähe immer mehr in den Hintergrund drängt, vertraut man beim Bankhaus Schelhammer & Schattera auf Bewährtes. Wie sehen Sie den Immobilienmarkt? Immer mehr Investoren sind bereit, mehr Risiko zu nehmen, um ansprechende Renditen zu erwirtschaften. In Deutschland mehren sich die Stimmen, die von Überhitzung sprechen. Wie ist das bei Ihnen? Gehen Ihre Finanzierungskunden stärkeres Risiko ein? Stöcklmair: Manche Kunden vielleicht schon, aber das ist nicht unsere Linie. Wenn Kunden deutlich mehr Risiko nehmen wollen, dann sind wir nicht der richtige Partner. Wir sind sehr konservativ, was die Risikoneigung betrifft. Uns geht es nicht um das Generieren von Volumina oder Bilanzsummenfetischismus, das ist nicht unser Fokus. Wir wachsen lieber langsam und nachhaltig, mit einem gesunden Geschäft. … daher auch keine Fremdwährungskredite? Böhler: Richtig! Fremdwährungskredite sind im Bankhaus heute überhaupt kein Thema. Auch in der Vergangenheit wurden sie bei uns nur in einem verschwindenden Ausmaß, immer nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch, gemacht. Es gab Zeiten, da wurden wir wegen dieser restriktiven Haltung belächelt, heute ist das anders… Welche Zielgruppe wird mit ethischen Fonds angesprochen? Gab es da eine Veränderung? Stöcklmair: Ethische Fonds sind nach wie vor eine Nische, aber eine sehr rasch und weit über Markt wachsende. Dominiert wird die Nachfrage insbesondere von institutionellen Investoren wie Pensions- und Vorsorgekassen, Versicherungen, kirchlichen Einrichtungen etc. Auf private Anleger entfällt etwa ein Viertel des Marktes. Wir sehen hier noch beachtliches Wachstumspotenzial. Werden die Zinsen steigen, und wenn ja, wann? Böhler: Der berühmte Blick in die Glaskugel. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Meine pragmatische Ansicht ist, dass die EU aktuell keine höheren Zinsen verkraften kann. Höhere Zinsen würden die Staatsbudgets sprengen. Bei den enormen Verschuldungsquoten, die im Zuge der Finanzkrise entstanden sind, würde bei einem Zinsniveau wie zu normalen Zeiten, zwischen drei und fünf Prozent, vieles nicht mehr möglich sein. Stöcklmair: Wir haben auch hier das Thema der Marktrisiken. Das Zinsänderungsrisiko ist hier sehr gering ausgestaltet. Das heißt, wir müssen unser Geschäftsmodell nicht unbedingt darauf aufbauen, ob die Zinsen steigen oder fallen. Wir sind einfach gut ausgesteuert.