Im stationären Einzelhandel haben sich laut österreichischem Handelsverband die Gesamtumsätze drasitisch reduziert: von 76,6 Milliarden Euro auf 74,5 Milliarden Euro. Das entspricht einer Redkution von ca. 2,9 Prozent. Noch deutlicher fällt das Minus mit 4,2 Prozent unter Berücksichtigung der Inflation aus.
Das stark reduzierte Weihnachtsgeschäft trägt maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Dieses ist 2020 um rund 2,2 Milliarden Euro (minus 10 % zu 2019) geringer ausgefallen ist.
Das Minus im stationären Handel hat sich laut Untersuchungen des Handelsverbandes und des Wirtschaftsforschungsinstituts großteils auf das Internet verlagert. Das bestätigen Daten zum Weihnachtsgeschäft 2020, welches mit 6,25 Milliarden Euro „nur“ rund 2,4 Prozent unter dem Wert aus 2019 (€ 6,4 Mrd.) gelegen hat.
Der Online-Handel ist laut WiFo im Jahr 2020 um rund 17 % gewachsen und hat erstmals einen Anteil von mehr als 11 % am Gesamtumsatz erreicht.
Laut einer akutellen Schätzung des KSV für das Jahr 2020 Der KSV wird in Österreich eine Reduktion der Insolvenzfälle um rund 40 % im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Das bedeutet, dass in der größten Wirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg gerade einmal 3.000 Unternehmen in die Insolvenz geschlittert sind.
Es ist ein durchaus realistisches Szenario, dass mit Fortdauer der Krise und/oder mit dem Auslaufen der Hilfepakete ein Nachholeffekt eintreten wird, der vor allem den stationären Einzelhandel und den für den Handel so wesentlichen Teil der Gastronomie besonders hart treffen kann, schätzt Stefan Krejci, RE/MAX Commercial Austria.
Profiteure der Corona-Krise sind grundsätzlich all jene Branchen, die wenig bis gar nicht von den Lockdown-Maßnahmen der Regierung betroffen sind. Dazu zählen vor allem der Lebensmittelhandel und Drogeriebetriebe, aber auch Baumärkte und Sportartikelhändler, die – wenn offen – gestürmt wurden und auch mit dem Online-Business einiges abfangen konnten.
Auf Vermieterseite werden nach der Einschätzung des Beratungsunternehmens Standort+Markt am stärksten die EKZ-Betreiber betroffen sein.
Für innovative und neue Konzepte bestehen realistische Chancen, an gute Standorte in zentralen Lagen zu kommen, die sonst nicht frei geworden wären. Als Beispiel dafür nennt Krejci die Neueröffnung von der Burgerkette „Five Guys“ im Jänner 2021 am Wiener Graben. Absolute Top-Lagen werden jedoch im ersten Schritt kaum von der Krise getroffen sein. Durch deren Attraktivität ist es für diese Standorte immer leichter, neue Konzepte zu gewinnen – da hat auch Corona keinen Einfluss.
Wir sehen aktuell noch keine gravierenden Auswirkungen in Bezug auf Leerstand in den TopInnenstadtlagen und das quer über Österreich, obwohl sich das Mietniveau leicht reduziert hat. Klar ist jedoch auch, dass für B- und C-Lagen Corona ein Brandbeschleuniger in Bezug auf Leerstände sein wird, erläutert Krejci und ergänzt: Das wird vor allem für innerstädtische Ortskerne zu neuen Herausforderungen führen.
Bei der Nachverwertung ehemaliger Handelsimmobilien kommt es zukünftig noch mehr als bisher auf entsprechende Kreativität bei den Umnutzungen an. Die dann aber – wenn sie gut umgesetzt werden – auch zu entsprechend attraktiven Renditen führen können. Wobei sich das Spektrum an Möglichkeiten durch die Corona-Krise wohl zumindest kurzfristig reduzieren wird.
Mögliche Profiteure der Krise könnten Fachmarktagglomerationen sein, deren Mietermix besonders auf Güter des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Drogerie, Apotheken, Tierbedarf, etc.) ausgelegt ist – allesamt Branchen, die von Lockdown-Maßnahmen weniger betroffen sind. Gleichzeitig können FMZs den Händlern oftmals eine effektivere Betriebskostenstruktur anbieten als klassische Einkaufszentren.
In diesem Segment gab es 2020 auch vereinzelt Neueröffnungen, wie beispielsweise die „Arena Mattersburg“ (7.500 m²), eine erste Teilfläche im „Frunpark“ in Parndorf (XXL Sport mit ca. 3.200 m²), oder das „FMZ Seewalchen“ und das „FMZ Stockerau“. Außerdem expandierte das „MEZ Amstetten“ um rund 3.500 m2 auf insgesamt knapp 7.000 m2 . Auch diese Erweiterung ging im Herbst 2020 vollvermietet in Betrieb.
Im Jahr 2020 kam es auf Händlerseite zu keinen größeren Neueintritten in Österreich. Davon unbenommen zeigen sich die Profiteure der Corona-Krise nach wie vor – wenn auch sehr ausgewählt – expansionslustig.
Intersport Winninger wird beispielsweise im Frühjahr 2021 einen neuen Store in der Mariahilfer-Straße Wien eröffnen. Auch der Lebensmittelhandel und Drogeriebereich ist neuen Standorten aufgeschlossen, ebenso Spezialanbieter wie der Reitsportausrüster Equiva oder der Diskontbereich (TEDI, KIK, Action, …) Im Möbel- und Einrichtungsbereich gab es unter anderem die Neueröffnung von XXX-Lutz in Eugendorf oder jene von Betten Reiter in Amstetten.
Auf keiner Fachtagung über die Zukunft des stationären Handels kommt man am Thema „Gastronomie und Erlebnis“ vorbei. Sie galten als wesentlicher Treiber für den stationären Handel als Reaktion auf den Online-Handel. Gerade diese Branchen sind einerseits von entscheidender Bedeutung, aber andererseits die Hauptleidtragenden der aktuellen Krisensituation.
Jeder Lockdown wirkt wie ein Amazon-Förderprogramm. Es wird ein ordentlicher Kraftakt der Händler notwendig sein, um Einkaufen wieder mit Freude, Spaß und sozialem Austausch aufzuladen und dafür braucht es auch eine funktionierende und innovative Gastronomie sowie Entertainmentangebote, merkt Krejci an.
Quelle: RE/MAX Commercial Research
Die massive Veränderung in Richtung Online-Handel bedeutet letztlich eine immense Herausforderung für die dahinterliegenden Warenströme.
Das führte im Jahr 2020 dazu, dass die österreichische Post AG ein weiteres Rekordergebnis in Bezug auf die Anzahl der Paketsendungen verzeichnen konnte. Dieses lag nach Angaben von statista.com im Jahr 2020 bei 165 Millionen Pakten. Dies entspricht einem Anstieg von rund +30 % zum Vorjahr.
Unabhängig vom Online-Handel ist im letzten Jahr wohl auch klar geworden, dass Versorgungssicherheit ein wesentlicher Treiber im wirtschaftlichen Ablauf ist.
Zentrale Produktionsstandorte, verkürzte aber auch besser abgestimmte Lieferwege werden dazu beitragen, dass das Thema Logistik immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Das sollte auch bei politischen Entscheidungsträgern zu einem Umdenken führen, die bei Widmungsentscheidungen und Betriebsansiedlungen bis dato fast ausschließlich die Frage nach der Anzahl der Arbeitsplätze am Grundstück und nicht den gesamtwirtschaftlichen Nutzen in den Fokus gestellt haben, fordert Anton Putz von RE/MAX Commercial Wien.
Auch 2021 wird der Investmentmarkt durch verschiedene Faktoren weiter in Richtung Preissteigerungen getrieben werden. Aktuell ist nicht davon auszugehen, dass das niedrige Zinsumfeld in absehbarer Zeit angehoben wird. Der Zinssatz für die Einlagefazilität steht nach wie vor bei -0,5 %. In Anbetracht der aktuellen Umstände sind Zinsanhebungen nahezu ausgeschlossen.
Entsprechender Anlagedruck, reduziertes Angebot und mögliche Nachholeffekte werden aus heutiger Sicht wesentliche Treiber am Investmentmarkt sein. Das wird zu sinkenden Spitzenrenditen führen,“ erwartet Krejci.
Quelle: RE/MAX Commercial Research