Der heißeste Tag des Jahres lässt die Stadt stöhnen: Für rund 80 Wohnungen am Althangrund im 9. Wiener Gemeindebezirk gibt es jetzt Abkühlung. Der von den Immobilienentwicklern 6B47 Real Estate Investors im Vorjahr errichtete Neubau Althan Park ist das erste Gebäude in Wien, in dem Privatpersonen ab sofort Fernkälte beziehen können.
„Wien gehört zu den europäischen Hauptstädten, die stark vom Klimawandel betroffen sein werden. Die Hitzetage nehmen massiv zu, eine umweltfreundliche Kühlung ist das Gebot der Stunde. Großes Potential liegt hier in der Fernkälte, die wir jetzt auch selektiv für Neubauten im Privatkundenbereich anbieten können. Mit Althan Park starten wir hier ein komplett neues Feld, weitere Gebäude – vor allem in den Wiener Stadtentwicklungsgebieten – werden folgen“, so Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl.
„Mit unserem Projekt Althan Park setzen wir neben einem innovativen Nutzungsmix auch hinsichtlich Ressourcenschonung neue Maßstäbe. Aus der ehemaligen Postzentrale haben wir via Refurbishment eine State-of-the-Art-Immobilie geschaffen, die jetzt auch mit zukunftsträchtiger und vor allem nachhaltiger Kühltechnik ausgestattet wird. Solche Maßnahmen sind essenziell, damit auch im Rahmen einer Immobilienentwicklung und für ihre spätere Nutzung ein wichtiger Beitrag für effektives Energiemanagement geleistet wird. Innovationen dieser Art zahlen wesentlich in den Klimaschutz sowie in eine Immobilie ein und schaffen insgesamt auch Werte für die nächsten Generationen“, so 6B47 Vorstandsvorsitzender Peter Ulm.
Kälte kommt direkt aus der Spittelau
Das Wohngebäude ist direkt an die Fernkältezentrale Spittelau angeschlossen. Für die Verbindung zum Althangrund hat Wien Energie eine zusätzliche Versorgungsleitung Richtung Franz-Josef-Bahnhof errichtet. Bisher deckte das Leitungsnetz der Spittelau vor allem den Bereich um die Heiligenstädter Lände bzw. entlang des Währinger Gürtels ab. Wichtige, öffentliche Gebäude wie das AKH, die BOKU oder das Ö3-Gebäude in der Muthgasse werden von hier ebenfalls mit umweltfreundlicher Kälte versorgt.
So funktioniert Fernkälte
Ein Großteil der Kühlenergie bei Fernkälte kommt aus Abwärme von Verbrennungsprozessen. Im Sommer ist Wärme aus der Müllverbrennung in Wien der wichtigste Energieträger für die Kühlung. Als Antriebsenergie wird Wärme anstelle von Strom verwendet. Dadurch können Strom und Treibhausgasemissionen eingespart werden. Über ein eigenes Fernkältenetz wird auf etwa 5-6 Grad Celsius abgekühltes Wasser direkt zu den Abnehmern transportiert und dort über die eigenen Kühlsysteme in den Gebäuden verteilt.
So funktioniert das auch beim Althan Park: Wien Energie liefert das kalte Wasser bis zur Übergabestation in den Gebäudekomplex. Die Aufteilung auf die verschiedenen Wohnungen und deren Steuerung erfolgt über das hauseigene Kühlsystem. Auch die Kostenaufschlüsselung und Abrechnung erfolgt bei diesem Objekt direkt über die Hausverwaltung. Bei zukünftigen Projekten ist auch das Modell einer direkten Verrechnung zwischen Privatkunden und Wien Energie angedacht.
Investition: 65 Millionen in den nächsten fünf Jahren
Aktuell sorgen in Wien insgesamt 16 Fernkältezentralen dafür, dass es auch an Hitzetagen kühl bleibt. Über das mehr als 12 Kilometer lange Fernkältenetz mit einer Fernkälte-Gesamtleistung von rund 130 Megawatt (MW) versorgt Wien Energie Kunden in der gesamten Stadt. Das entspricht über 2.500.000 Quadratmeter klimatisierter Bürofläche oder 250 Fußballfeldern. In den nächsten fünf Jahren investiert Wien Energie rund 65 Millionen Euro in den Ausbau der Fernkälte.