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Es fehlt die Gesamtstrategie

Österreich wächst. Landflucht, Zuwanderung aus dem EU-Ausland und zuletzt die steigenden Flüchtlingszahlen aus Kriegs- und Krisenländern lassen die Bevölkerungszahlen in den Ballungsgebieten seit Jahren ansteigen. Das Plus im Jahr 2015 von über 43.000 Menschen alleine in Wien spricht für sich.
Michael Pisecky

Österreich wächst. Landflucht, Zuwanderung aus dem EU-Ausland und zuletzt die steigenden Flüchtlingszahlen aus Kriegs- und Krisenländern lassen die Bevölkerungszahlen in den Ballungsgebieten seit Jahren ansteigen. Das Plus im Jahr 2015 von über 43.000 Menschen alleine in Wien spricht für sich. Der Wohnbau hält hier nicht Schritt, sodass günstige Wohnungen immer knapper werden. Gleichzeitig wird das Bauen durch teilweise übertriebene bis sinnlose Vorgaben immer teurer. Alleine das Festhalten an verpflichteten Stellplätzen in Wien, obwohl zigtausende Garagenplätze leer stehen, macht Bauen – und damit Wohnen – um bis zu 20 Prozent teurer, als es eigentlich sein müsste. Dazu kommen noch ein falsch verstandener Mieterschutz und gesetzliche Regelungen, die lediglich dazu geführt haben, dass internationale Investoren Österreich längst den Rücken gekehrt haben und nun in anderen Ländern groß angelegte Wohnimmobilien errichten. Das Ergebnis ist, dass obwohl in der gesamten EU der Wohnbau boomt, dieser in Österreich seit drei Jahren rückläufig ist. Statt mit gesetzlichen Eingriffen das Vertrauen in Immobilieninvestments zu erhöhen, wurde hierzulande eine massiv wirtschaftsfeindliche Steuerreform umgesetzt. Durch die Mehrbelastung von rd. 500 Millionen Euro wurde auch noch der letzte Rest an Attraktivität für die Schaffung von Wohnraum zerstört.

Wirtschaftskrise, steigende Arbeitslosenzahlen und der seit Jahren anhaltende Trend zum Singleleben haben den Bedarf an kleineren Wohnungen massiv erhöht. Dennoch sind nach wie vor Wohnungszusammenlegungen begünstigt. Wer jedoch große Wohnungen auf Singlewohnungen umbauen möchte, hat derzeit nur Nachteile. Daher macht es kaum jemand und diese Wohnungen fehlen am Markt. Auch hier hinkt die Politik weit hinten nach. Ebenso ist es mit den veralteten Flächenwidmungsplänen, die noch immer von schrumpfenden Bevölkerungszahlen ausgehen. Dringend notwendige Nachverdichtungen werden dabei an allen Ecken und Enden behindert. Altverträge mit niedrigsten Mieten, Eintrittsregelungen und die sukzessive Beschneidung des Rechts, über das Eigentum verfügen zu können, machen es Zinshaus- und Wohnungsbesitzern immer schwerer, Wohnungen unbefristet zu vermieten.

Das Vermieten von Wohnungen ist in vielen Regionen – allen voran in den Wiener Gründerzeitvierteln - bereits so unwirtschaftlich, dass vielen Vermietern nur noch eine Chance bleibt: die Wohnungen als Eigentumswohnungen zu verkaufen. Dadurch verschwinden diese Wohnungen aber vom Markt und stehen gerade Menschen mit geringerem Einkommen, die dringend eine günstige Wohnung benötigen, nicht mehr zur Verfügung.

Der soziale Wohnbau alleine wird es ohne Unterstützung nicht schaffen, die Wohnprobleme in Österreich zu lösen. Auch populistische Rufe nach leistbarem Wohnen bei gleichzeitigen Forderungen, die das Investieren in Wohnimmobilien komplett uninteressant machen, sind eindeutig der falsche Weg. Stattdessen sollte man sich endlich zusammensetzen und einen nationalen Gesamtplan erstellen, mit dem ein ausreichendes Angebot an Wohnungen geschaffen werden kann, die dem aktuellen Bedarf entsprechen, und der gleichzeitig auch wieder das Vertrauen all jener zurückbringt, die ihr Geld in Wohnimmobilien investiert haben oder es noch möchten.