Wer ist der Top-Game-Changer: die Covid-Pandemie, ESG & EU-Taxonomie - oder doch die Zinswende?
Während die Pandemie jedenfalls zu einem veränderten Nutzerverhalten im Bereich der Büroimmobilien geführt hat, halte ich die Zinswende aktuell für den Game-Changer schlechthin. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen wird sich wohl aufgrund der hohen Inflation in Verbindung mit gestiegenen Zinsen und erhöhten Eigenmittelanforderungen etwas einbremsen. ESG & EU-Taxonomie stellen hingegen eine Chance für Entwickler und Besitzer dar, weil Immobilien, welche die Voraussetzungen erfüllen, sicherlich stärker nachgefragt werden.
Bremsspuren am Markt. Ist die Immobilien-Party vorbei? Rechnen Sie mit Preisabschlägen? Wenn ja - in welchen Asset-Klassen?
Dass die Immobilien-Party vorbei ist, kann man meines Erachtens so generell nicht sagen, da bestimmte Investorengruppen weiterhin auf der Suche nach attraktiven und nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten sind und bleiben werden. Im Bereich der privaten Nachfrage könnte es zu einer Delle kommen, wobei ich nicht erwarte, dass hier mit großen Preisabschlägen zu rechnen ist, sondern eher mit einer Seitwärtsbewegung bei Wohnungen.
Inwiefern sich die Zinssatzerhöhungen bei Gewerbeimmobilien in Preisabschlägen auswirken werden, bleibt abzuwarten, wobei hier nachhaltige Immobilien sicherlich die besseren Karten haben.
Außerdem wird es weiterhin Asset-Klassen geben, die – vor allem bei entsprechender Taxonomie-Konformität – stark nachgefragt bleiben werden, wie zum Beispiel Logistikimmobilien.
Könnte die Krise zur Entspannung der Grundstücksmärkte in den Ballungszentren führen?
Eine gewisse Entspannung der Grundstücksmärkte ist jedenfalls für mich vorstellbar, weil einige Entwickler eventuell für eine gewisse Zeitspanne in Abwarteposition gehen, um zu beobachten, wie sich die private Nachfrage nach Wohnungen weiterentwickelt. Es sind ja noch viele Projekte in Bearbeitung. Um hier kein Überangebot zu erzeugen, kann es durchaus sinnvoll sein, die Produktionsrate etwas zu senken und damit die Grundstücksmärkte zu entlasten.