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ESG: Game-Changer in Etappen

„Langfristig wird das vielseitige Thema ESG für die Immobilienbranche relevant werden”, ist Roland Schmid, Eigentümer und CEO von IMMOunited überzeugt.
Amelie Miller
Schmid
Schmid
© IMMOunited GmbH

Wer ist der Top-Game-Changer: die Covid-Pandemie, ESG & EU-Taxonomie - oder doch die Zinswende?

Die Covid-Pandemie hat zwar ihre Spuren in der Immobilienbranche hinterlassen, zu einem Top-Game-Changer ist sie allerdings nicht geworden. Viel eher hat sie gezeigt, wie resilient der österreichische Markt ist und wie wertvoll Immobilien unter anderem als Anlage sind. Die aktuelle Zinssituation wird sich wohl mittelfristig bemerkbar machen. Viele private und gewerbliche Käufer werden ihre Entscheidungen wahrscheinlich gründlicher überlegen als noch vor einigen Jahren.

Langfristig wird das vielseitige Thema ESG für die Immobilienbranche relevant werden. Insbesondere die ökologische Komponente hat relevante Auswirkungen auf die Planung, den Bau, die Sanierung und die Nutzung von Immobilien – auch weil es diesbezüglich konkrete gesetzliche Regelungen gibt, die sich auf die Kapitalkosten auswirken. Diese Entwicklung wird aber nicht von heute auf morgen passieren, sondern graduell. Somit kann man nicht von einem einschneidenden, disruptiven Trend sprechen, sondern eher von einer stufenweisen Veränderung.

Bremsspuren am Markt. Ist die Immobilien-Party vorbei? Rechnen Sie mit Preisabschlägen? Wenn ja - in welchen Asset-Klassen?

Aufgrund der Verbücherungszeit  sind aktuelle Entwicklungen immer etwas zeitverzögert im Grundbuch abzulesen. Wir haben allerdings bereits beobachtet, dass die Transaktionsanzahl im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich mit demselben Zeitraum 2021 merkbar zurückgegangen ist. Grund dafür könnte sein, dass sich Käufer mehr Bedenkzeit für ihre Entscheidungen nehmen. Auch Abgeber vertagen den Verkauf ihrer Objekte möglicherweise. Ein damit einhergehender Preisrückgang kann aktuell aber (noch) nicht bestätigt werden.

Noch steigen die Quadratmeterpreise im Allgemeinen (zum Beispiel im Wohnungsbereich) kontinuierlich an. Ob es aufgrund der aktuellen Krisensituation einen Preisrückgang geben wird, werden wir im Laufe der kommenden Monate beziehungsweise Jahre sehen.

Könnte die Krise zur Entspannung der Grundstücksmärkte in den Ballungszentren führen?

Grundstücke sind vor allem in den österreichischen Ballungszentren ein knappes Gut. Die Nachfrage überwiegt hier das, teils schwer auffindbare, Angebot. Zwar sehen wir auch hier einen deutlichen Transaktionsrückgang, aber auch das kann daran liegen, dass Verkäufer mit der Veräußerung ihrer Objekte noch warten wollen. Möglicherweise sehen auch einzelne Interessenten aufgrund des erhöhten Kapitalbedarfs aktuell von einem Kauf ab.

Die Frage lautet somit: Für wen bedeutet diese Situation Entspannung? Während das Rennen um leistbare Grundstücke in guter Lage möglicherweise eine kurze Atempause macht, gestalten sich die aktuellen Marktbedingungen für Firmen eher schwierig.