Die Wirtschaft der Eurozone schrumpft zu Jahresbeginn nicht mehr so stark, hat jedoch noch kein Wachstum vor Augen. Der Einkaufsmanagerindex stieg im Jänner um 0,3 auf 47,9 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Mittwoch zu seiner monatlichen Umfrage unter tausenden Unternehmen mitteilte. Dies ist zwar der höchste Wert seit einem halben Jahr. Doch zeigen Werte unter 50 Punkten ein Schrumpfen der Wirtschaft an.
Die Unternehmen waren im Jänner zudem erneut mit höheren Einkaufspreisen konfrontiert und konnten diese an ihre Kunden weitergeben. "Infolgedessen stehen Preiserhöhungen im seltenen Widerspruch zum rezessiven Umfeld. Daher ist klar, dass auch wenn die Inflation ein Thema bleibt, Zinserhöhungen durch die EZB zum jetzigen Zeitpunkt abwegig sind", so Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank - der Sponsorin der Umfrage.
Die EZB entscheidet am Donnerstag erstmals im neuen Jahr über den Leitzins. Experten gehen davon aus, dass sie im Kampf gegen die Inflation den Leitzins bei 4,50 Prozent halten wird. An der Börse sind aber durchaus Zinssenkungsfantasien vorhanden. Daher erwarten viele Volkswirte, dass die Europäische Zentralbank (EZB) vor allem darauf aus sein wird, überzogene Spekulationen auf eine Zinssenkung bereits ab März oder April einzufangen.
Auch das konjunkturelle Umfeld dürfte im EZB-Tower in Frankfurt Sorge bereiten: Laut EZB-Vizepräsident Luis de Guindos könnte die Eurozone vor der Jahreswende in eine technische Rezession abgerutscht sein. Im Sommerquartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1 Prozent geschrumpft. Wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge zurückgeht, sprechen Volkswirte von einer technischen Rezession.
"Die massive Anhebung der EZB-Leitzinsen dürfte noch nicht ganz verdaut sein. Gleichzeitig kommen auch von der Außenwirtschaft kaum Impulse, da nicht nur die EZB, sondern auch alle anderen westlichen Notenbanken die Zinsen massiv angehoben haben", so die Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Zudem schwächle die Nachfrage aus China: "Dies alles spricht dafür, dass die Wirtschaft im Euroraum noch bis in das Frühjahr hinein leicht schrumpfen wird. Die heutigen Daten bestätigen diese Einschätzung", so sein Fazit. (apa)