„Wir erleben heuer eine der herausforderndsten Expo Reals je. Und wenn sie mich nach der Stimmung fragen: 2022 war von Leugnen gezeichnet, 2023 von Ernüchterung“, so Chris Brett, Head of Capital Markets, EMEA bei CBRE. Und wahrscheinlich kann man die Stimmung unter den Teilnehmern der größten europäischen Messe für Immobilien und Investitionen nicht besser auf den Punkt bringen. Trotz der mauen Stimmungslage, zählte die „Arbeitsmesse der Immobilienbranche“, so Messe München CEO Stefan Rummel, mehr als 40.000 Teilnehmer (2022: 39.000). „Steigende Zinsen, stagnierende Bauvorhaben, Inflation – die Problemstellungen sind vielfältig“, so Rummel zu den Gründen für den „großen Diskussionsbedarf“.
Glaubt man den Experten von CBRE, so wird es noch mindestens zwei, drei Quartale dauern, bis die Zahl der Deals in Europa, den USA und Großbritannien wieder ein „substanzielles Niveau“ erreicht. Jos Tromp, Head of Research Continental, kann den herausfordernden Umfeld auch “Positives” abgewinnen, nämlich, dass die zurückgehende Konjunktur helfe, die hohe Inflation wieder zu senken. Noch eine „gute Nachricht“: Auch wenn der Kreditmarkt „trickreich“ sei, so sei grundsätzlich genügend Liquidität, Tromp sprach von „überwiegend privaten Kapital“, vorhanden. Nachsatz: „Die Marktteilnehmer sind bereit, die drastisch gestiegenen Finanzierungskosten zu akzeptieren.“
Andere Messeteilnehmer zeigten sich jedenfalls weniger optimistisch, was die Dauer der Krise betrifft. „Sie wird wohl noch drei, vier Jahre dauern“, so ein heimischer Brancheninsider zum ImmoFokus.
Auch Markus Arnold, CEO und Alleineigentümer Arnold Immobilien, klang schon einmal positiver, auch wenn er meint, die auf der Messe geführten Gespräche gäben Anlass zu vorsichtigem Optimismus.
„Die Märkte befinden sich derzeit in einer ambivalenten Situation“, erklärt Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien. „Einerseits gibt es in vielen Bereichen, insbesondere im Wohn-, aber durchaus auch im Bürosegment, großen Bedarf an adäquaten Flächen, andererseits lohnt es sich für Entwickler und Investoren vielfach dennoch nicht, Projekte tatsächlich zu starten."
Das Konferenzprogramm spiegelte jedenfalls die aktuellen Herausforderungen für die Immobilienbranche: Zinsen, Nachhaltigkeit, Demographie und Digitalisierung. In den Vorträgen und Diskussionen ging es schwerpunktmäßig um Wohnungsbau, Finanzierung beziehungsweise Refinanzierung, ESG, Digitalisierung, Städteentwicklung sowie den demographischen Wandel. „Die Expo Real hat gezeigt, dass die Marktteilnehmer sich diesen Herausforderungen stellen“, so Gertrud Traud, Managing Director und Chefvolkswirtin bei der Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale.
Und hier noch ein paar Zahlen: Zur Expo Real kamen von 4. bis 6. Oktober insgesamt 1.856 Aussteller aus 36 Ländern (2022: 1.887/33). Die Gesamtteilnehmerzahl von mehr als 40.000 unterteilte sich in knapp 20.000 Fachbesucher (2022: 19.434) und 20.312 Unternehmensvertreter (2022: 20.498). Wie jedes Jahr gilt jedenfalls auch 2023: Nach der Expo ist vor der Expo. 2024 wird die „Arbeitsmesse der Immobilienbranche“ vom 7. Bis 9. Oktober stattfinden und damit unmittelbar dem Oktoberfest folgen.