Ein Drittel der österreichischen Unternehmen (33 %) setzt bereits Künstliche Intelligenz ein, vor allem im Kundenservice mit Chatbots. Ein Großteil davon hat KI erst in den letzten zwei Jahren eingeführt (26 %). Nur 32 % der bisher nicht aktiven Unternehmen planen den Einstieg im kommenden Jahr, während 39 % auch 2025 noch auf KI verzichten wollen. Damit steht Österreich noch am Anfang der Entwicklung.
„Künstliche Intelligenz hat in vielen österreichischen Unternehmen bereits Einzug gefunden, allerdings ist die Luft nach oben noch groß. In den kommenden Jahren wird KI viele, wenn nicht alle Unternehmensbereiche transformieren. Wir müssen in Österreich am Ball bleiben, um nicht an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.“—Susanne Zach, Leiterin des Bereichs AI & Data bei EY Österreich.
Die Daten stammen aus einer EY-Umfrage unter 100 Führungskräften großer und mittlerer Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden.
Der häufigste Einsatzbereich von KI ist der Kundenservice (41 %), gefolgt vom Vertrieb (30 %, v. a. für Datenmanagement), der IT (28 %, z. B. Cybersicherheit) und der Produktion (14 %, z. B. Predictive Maintenance). Im Personalbereich (10 %) kommen KI-Lösungen etwa beim Recruiting zum Einsatz, in der Logistik (7 %) primär zur Lieferkettenoptimierung.
„In vielen Betrieben steckt KI noch in den Kinderschuhen, das volle Potenzial wird kaum genutzt. Die Palette ist vielfältig und geht über einfachere Anwendungen wie Chatbots weit hinaus. Speziell für die Industrie gibt es für die Produktion zahlreiche Anwendungsfälle, die sich auch mit geringeren Budgets umsetzen lassen und großen Mehrwert erzielen. Das wird aktuell in Österreich leider noch unterschätzt – hierauf sollte ein größeres Augenmerk gelegt werden."—Susanne Zach, Leiterin des Bereichs AI & Data bei EY Österreich.
Drei Viertel der eingesetzten oder geplanten KI-Anwendungen gelten laut Unternehmensangaben als einfach oder eher einfach. Nur 17 % setzen auch komplexere Projekte um – häufiger bei mittelgroßen Unternehmen mit weniger als 50 Millionen Euro Umsatz. „Je größer die Unternehmen, umso komplexer sind in der Regel auch die Prozesse und Strukturen. Komplexere Projekte lassen sich natürlich auch in einem solchen Umfeld umsetzen, brauchen aber oft mehr Vorlaufzeit“, so Zach.
Nur 11 % der Befragten gaben an, das Potenzial und die Grenzen von KI voll zu kennen, 60 % haben wenig bis kaum Klarheit. Zach sieht hier Schulungsbedarf: „Wichtig ist zu begreifen, dass KI am besten funktioniert, wenn im Betrieb bereits ein breites Verständnis dafür besteht und jede bzw. jeder Einzelne zur Umsetzung etwas beitragen kann. Unternehmen sollten daher in Schulungsprogramme investieren, um ein besseres Verständnis für KI-Technologien zu entwickeln.“
In 58 % der Unternehmen fehlt eine KI-Strategie, nur 36 % haben bereits eine entwickelt. Auch klare Ziele gibt es in vielen Fällen nicht – zwei Drittel (66 %) haben keine definierten Anforderungen an KI. Das erschwert auch die Erfolgsmessung: Nur 22 % haben Klarheit über den Return on Investment. Bei den Kosten ist rund die Hälfte (49 %) im Unklaren.
Trotz Unsicherheit erwarten viele Unternehmen große Wirkung: 81 % rechnen mit einer Steigerung der Arbeitsqualität, 78 % mit höherer Effizienz. Nur wenige (7 % voll, 19 % eher) sehen dadurch Druck auf Mitarbeitende entstehen. 53 % empfinden die eigene Belegschaft als skeptisch gegenüber KI.
„Unternehmen sollten darauf achten, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, das Mitarbeitende ermutigt, sich mit KI auseinanderzusetzen und keinen enormen Druck aufbaut. Durch offene Kommunikation und Schulungsangebote können sie Skepsis abbauen und das Vertrauen in KI-Anwendungen stärken.“—Susanne Zach, Leiterin des Bereichs AI & Data bei EY Österreich.
Vertrauen in KI ist insgesamt noch ausbaufähig: Nur 34 % vertrauen der Technologie bei Prognosemodellen, 51 % bei Informations- und Recherchezwecken. „Nur wenn wir KI vertrauen, können wir das Potenzial voll nutzen“, so Zach.
Auch regulatorisch herrscht Nachholbedarf: 77 % haben zwar vom AI Act gehört, aber nur 19 % sich bisher näher damit befasst. Nur 9 % haben erste Maßnahmen zur Einhaltung der Vorschriften eingeleitet.
„Seit Februar diesen Jahres gelten ja bereits spezifische Anforderungen für KI-Schulungen und ein Verbot von Systemen mit inakzeptablen Risiko. Schon im Sommer sind darüber hinaus etliche Punkte aus dem AI Act anzuwenden. Dass der Anteil der Unternehmen, die sich damit zumindest schon beschäftigt haben, auch aktuell noch so gering ist, könnte in der zweiten Jahreshälfte zu Problemen führen. Wer sich damit noch nicht auseinandergesetzt hat, dem raten wir dringend, spätestens jetzt damit anzufangen.“—Susanne Zach, Leiterin des Bereichs AI & Data bei EY Österreich.