Die Coronakrise trifft auch die Energiewirtschaft stark. Nachdem sich die österreichischen Energieversorger über ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 gefreut haben und vor dem Ausbruch der Pandemie mehr als die Hälfte davon ausgegangen ist, an diese Erfolge anknüpfen zu können, drücken Verbrauchsrückgänge und ein Preisverfall auf die Entwicklung der Energiebranche.
Spannend ist in diesem Jahr der Blick in die Zukunft: War im Vorjahr noch die Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs und Personalentwicklung bei fast jedem Energieversorger ganz oben auf der Agenda (90 Prozent), so ist das Thema Fachkräftemangel in diesem Jahr nur noch auf Platz drei der größten Herausforderungen für die nächsten zwei bis drei Jahre zu finden. Die Energieerzeugung und der Energieverbrauch der Kunden liegen gleichauf auf Rang drei (71 Prozent) – mit einem deutlichen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr von 26 Prozent. Als bedeutendste Themen der nächsten Jahre werden Smart Metering (76 Prozent), also die intelligenten Stromzähler und deren Nutzung, sowie die Optimierung interner Prozesse und betriebliche Reorganisation (77 Prozent) gesehen.
Energieunternehmen müssen sich bewusst sein, dass ihre Daten und Systeme ein interessantes Ziel für Cyberkriminelle sind. Ein Stromausfall kann schnell zum Desaster für ganze Regionen und Staaten werden. Durch die Installation von intelligenten Stromzählern werden Haushalte außerdem zunehmend digital. Das sind die Gründe, warum die österreichische Energiebranche das Risiko von Cyberattacken sehr ernst nimmt. Derzeit gehen laut einer EY-Umfrage vier von fünf Energiedienstleistern davon aus, dass das Risiko von Cyberangriffen zunimmt, mehr als 40 Prozent schätzen das Risiko sogar als sehr hoch bzw. hoch ein“, so Stefan Uher, Leiter des Energiesektors bei EY Österreich.
Wie schon im Vorjahr sind fast drei Viertel der österreichischen Energieversorger der Meinung, dass die Digitalisierung verschiedene Industrien und Sektoren zusammenwachen lässt (71 Prozent). Auch die Einschätzung im Hinblick auf jene Branchen mit dem größten Synergiepotenzial sind nahezu unverändert: Der Wohnungswirtschaft (82 Prozent) wird dabei das größte Potenzial zugeschrieben.
Die größten Konvergenzen erwarten Energieversorger heuer in den Geschäftsfeldern Smart Metering und digitales Messwesen und dezentraler Stromerzeugung inkl. Stromspeicherung (jeweils 77 Prozent).
Zur Studie
Das sind einige Ergebnisse der Stadtwerkestudie 2020 des Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY, für die gemeinsam mit dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) über 160 Energieversorger aus der Region Österreich, Deutschland und Schweiz befragt wurden. In Österreich haben 17 Energieversorger an der Befragung teilgenommen.