Drei von vier Bankkunden (75 %) ist die Nachhaltigkeit ihrer Bank wichtig bis sehr wichtig. Am wichtigsten ist den Kunden dabei, wofür die Bank steht bzw. welche Geschäfte sie tätigt, beispielsweise im Hinblick auf Atomenergie oder Waffenproduktion. Dies gibt knapp jeder zweite einheimische Bankkunde (47 %) in der Befragung an. Umweltmaßnahmen wie Energiesparen oder Recycling sind 42 Prozent ein Anliegen. Soziale Maßnahmen (z. B. Hilfsprojekte) sind für mehr als jeden dritten Bankkunden (36 %) wichtig.
Wenn auch das Interesse für nachhaltige Finanzprodukte bei jedem zweiten Bankkunden (51 %) gegeben ist, vertrauen nur vier von zehn Bankkunden (39 %) ihrer Bank bezüglich Nachhaltigkeit voll und ganz.
Der Klimawandel und seine Auswirkungen lassen Banken ihre entscheidende Rolle als Mitgestalter von nachhaltigen Investitionsentscheidungen bewusster werden. Sustainable Finance hat das Potenzial, die gesamte Wertschöpfungskette von Finanzdienstleistern zu beeinflussen und zu verändern und somit einen großen Teil zu einem grüneren Planeten beizutragen. Um auch die Bankkunden mit an Bord zu holen, bedarf es einfacher, verständlicher und zugänglicher Informationen über die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Banken, die das Vertrauen steigern, erklärt Armin Schmitt, Partner und Leiter des Bereichs Financial Services Consulting bei EY Österreich.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, bei der im März 2020 über 1.000 österreichische Bankkunden befragt wurden.
Über die Hälfte (51 %) der österreichischen Bankkunden gibt an, großes bzw. sehr großes Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten zu haben. Gleichzeitig besitzt nur knapp jeder Fünfte (18 %) ein solches.
Ein Hebel, um das Potenzial zu realisieren, liegt in der gezielten Ansprache von Kunden – nur, wenn man sie darüber informiert, welche Angebote es gibt, werden diese auch wahrgenommen. Nachhaltige Finanzprodukte sind für Banken und Finanzdienstleister Wachstumsfeld und Zukunftschance und sollten auch dementsprechend vermarktet werden, so Philipp Schöckler, Director im Bereich Financial Services Consulting bei EY Österreich.
Jeder zweite Bankkunde (47 %) in Österreich weiß nicht, ob seine Bank überhaupt nachhaltige Finanzprodukte anbietet.
Vor allem in der Altersgruppe der 18-bis-24-Jährigen (65 %) besteht großes Interesse nach einem nachhaltigen Finanzprodukt, wenngleich bislang nur etwa jeder Sechste eines gekauft hat (15 %). Auch hier zeige sich, dass gezielte Kundenansprache der interessierten Zielgruppen ein zentraler Erfolgsfaktor sei, meint Schöckler. Im Durchschnitt bieten österreichische Banken zwölf nachhaltige Finanzprodukte an. Insbesondere die Zielgruppe der 18-bis-24-Jährigen gibt zu 57 Prozent an, nicht zu wissen, ob ihre Bank nachhaltige Finanzprodukte anbietet. Am besten informiert sind Bankkunden mit einem Alter von über 64 Jahren. Hier wissen in etwa zwei von drei (63 %) über das Angebot nachhaltiger Finanzprodukte ihrer Bank Bescheid.
Nachhaltigkeit zählt zu den drei wichtigsten Entscheidungskriterien beim Kauf eines Finanzproduktes – und ist somit sogar wichtiger als ein niedriger Preis. Unangefochten an erster Stelle der wichtigsten Faktoren beim Kauf von Finanzprodukten steht die hohe Sicherheit: Für acht von zehn Bankkunden (81 %) ist Sicherheit am wichtigsten, gefolgt von hoher Rendite (52 %) und eben Nachhaltigkeit, die für knapp die Hälfte (44 %) von großer Bedeutung ist.
Obwohl Nachhaltigkeitsbestrebungen für viele Bankkunden wichtig und zukunftsweisend sind, würde rund die Hälfte weder einen höheren Preis (53 %) noch eine geringere Rendite (48 %) für ein nachhaltiges Finanzprodukt akzeptieren. Bleiben die Konditionen gleich, würde über ein Viertel der Kunden (27 %) zu einer Bank wechseln, die neben traditionellen auch nachhaltige Finanzprodukte bietet.
Banken, die zukünftig nur klassische Finanzprodukte ohne Nachhaltigkeitsfokus anbieten, riskieren also, mittelfristig über ein Viertel (27 %) ihres möglichen Kundenpotenzials nicht adäquat zu bedienen. Mehr als vier von zehn der 35-bis-44-Jährigen (43 %) würden zu einer Bank wechseln, die zusätzlich zu klassischen auch nachhaltige Finanzprodukte bei vergleichbaren Konditionen anbietet. Quer durch alle Alterskohorten würde sich nur jeder Fünfte (20 %) für eine Bank entscheiden, die ausschließlich nachhaltige und keinerlei „traditionelle“ Finanzprodukte zu gleichen Konditionen anbiete.