Untreue, schwerer Betrug, betrügerische Krida, grobfahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen: Die Vorwürfe, denen die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) seit kurzem rund die größte Insolvenz des Jahres 2021 nachgeht, wiegen schwer.
Im November ist der Immobilienentwickler Eyemaxx Real Estate in die Pleite geschlittert, mit Verbindlichkeiten von rund 165 Millionen Euro. Geschädigt, so "Der Standard" sind in erster Linie die Zeichner von Anleihen, über die sich die seit 2011 an der Frankfurter und seit 2019 an der Wiener Börse notierte Aktiengesellschaft finanziert hat und die sie letztlich nicht mehr bedienen konnte.
Ermittelt wird gegen den langjährigen Alleinvorstand, Gründer und 19,9-Prozent-Aktionär Michael Müller und eine Person aus einer Eyemaxx-Tochter. Basis der Ermittlungen sind zwei Sachverhaltsdarstellungen. Die Behörde bestätigt auf Anfrage des Standard, dass sie gegen zwei Personen ermittle (wegen der eingangs erwähnten Vorwürfe) und ein Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben habe.
Die Ermittler gehen u. a. dem Verdacht nach, dass die Beschuldigten "investitionsbereite" Anleihezeichner und einen Darlehensgeber falsch über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens informiert hätten. Um eine Wandelanleihe von 4,3 Mio. Euro platzieren zu können, habe Müller sechs Wochen vor Insolvenzanmeldung in einem Interview davon geredet, "dass wir wieder auf dem richtigen Weg sind". Sechs Wochen später musste Müller mit seiner Eyemaxx den Weg zum Insolvenzgericht Korneuburg antreten.
Ein weiterer Verdacht: Das Unternehmen habe die Anleihen nicht aus Erlösen aus dem operativen Geschäft , sondern durch die Begebung neuer Anleihen bedient. Hier kommt auch der Firmensitz - ein Schloss in Leopoldsdorf, das Müller auch als Wohnsitz dient ins Spiel. Dieses dient für eine Anleihe als Sicherheit.
Für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung. Diese mit dem Schloss besicherte Anleihe wurde im März 2021 vollständig bedient – gerade rechtzeitig, um eine Anfechtung im Rahmen der folgenden Insolvenz auszuschließen. Ein Teil des Geldes dafür, so einer der Vorwürfe, soll von einer Tochterfirma gekommen sein. Der beschuldigte Manager habe dafür weder Sicherheiten bestellt, noch die nötigen Beschlüsse eingeholt.
Müller weist im Standard diese Vorwürfe "aufs Schärfste" zurück, es handle sich um Unterstellungen, nie im Leben habe er Untreue begangen oder andere Delikte.
Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.