Die Europäische Zentralbank (EZB) ist aus Sicht von Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel auf einem guten Weg, die Inflation im Euroraum einzudämmen. "Die Fortschritte bei der Inflation, die wir bisher gesehen haben, sind ermutigend und entsprechen unseren Prognosen", sagte das deutsche Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der EZB am Donnerstag auf einer Veranstaltung in St. Louis in den USA.
"Allerdings wird der Disinflationsprozess auf der letzten Meile unsicherer, langsamer und holpriger sein", merkte sie an. Daher sei ständige Wachsamkeit geboten. "Das bedeutet auch, dass wir die Tür für weitere Zinserhöhungen nicht schließen können."
Vor einer Woche hatten die Währungshüter auf ihrer auswärtigen Ratssitzung in Athen eine Zinspause beschlossen. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde bei 4,00 Prozent belassen - das höchste Niveau seit dem Beginn der Währungsunion 1999. Die EZB hat im Kampf gegen die hohe Inflation seit Sommer 2022 die Zinsen bereits zehn Mal in Folge nach oben gesetzt.
Inzwischen ist die Inflation im Oktober auf 2,9 Prozent gesunken, nachdem sie im Herbst 2022 zeitweise noch bei über zehn Prozent gelegen hatte. "Wenn wir wachsam bleiben, werden wir in der Lage sein, Risiken, die sich für die Inflationsaussichten ergeben, frühzeitig zu erkennen, so wie die Läuferin auf die Signale ihres Körpers hört", erläuterte Schnabel.
Die EZB müsse daher alle eingehenden Daten sorgfältig kontrollieren und laufend überprüfen, ob sie mit den Annahmen übereinstimmten, die ihren Konjunktur- und Wirtschaftsprognosen zugrunde lägen. Schnabels Fazit: "Das Inflationsziel ist jetzt in greifbarer Nähe, aber wir sollten erst feiern, wenn wir die letzte Meile wirklich geschafft haben." (apa)