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EZB-Direktorin Schnabel gegen vorschnelle Zinswende

Inflationsentwicklung in der Eurozone weiterhin unsicher
Patrick Baldia
Schnabel
Schnabel
© APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS | EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat am Freitag in einer Rede erneut davor gewarnt, die Zinsen zu früh zu senken

EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat davor gewarnt, angesichts weiterhin bestehender Unsicherheiten hinsichtlich der Inflationsentwicklung die Zinsen in der Eurozone zu früh zu senken. "In diesem Umfeld muss die Geldpolitik so lange restriktiv bleiben, bis wir sicher sein können, dass die Inflation nachhaltig zu unserem mittelfristigen Ziel zurückkehren wird", so das Mitglied der Europäischen Zentralbank am Freitag in einer Rede beim European University Institute in Florenz.

Die zuletzt lange Phase hoher Inflation lege nahe, dass die Europäische Zentralbank (EZB) vorsichtig sein müsse, den geldpolitischen Kurs nicht vorschnell zu ändern. Es gelte, eine Stop-and-go-Geldpolitik wie in den 1970er-Jahren zu vermeiden.

Die EZB strebt mittelfristig 2,0 Prozent Inflation als Optimalwert für die 20-Länder-Gemeinschaft an. Im Jänner lag die Teuerungsrate bei 2,8 Prozent nach 2,9 Prozent im Dezember. Noch im Herbst 2022 hatte sie zeitweise bei über 10 Prozent gelegen. Seit Sommer 2022 hatte die EZB zehnmal in Serie die Zinsen angehoben. Mit dem allmählichen Rückgang der Teuerung hält sie jedoch seit September 2023 die Füße still. Der Einlagensatz, den Finanzinstitute erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder horten, liegt seitdem bei 4,0 Prozent. Der Leitzins, zu dem sich Banken im Euroraum frisches Geld bei der EZB besorgen können, beträgt weiter 4,5 Prozent.

Im Blick hat Schnabel insbesondere die Entwicklung der Löhne in der Eurozone. Der EZB-Direktorin zufolge verschärft das schwache und zuletzt sogar negative Produktivitätswachstum im Euroraum die Auswirkungen, die der momentan starke Lohnanstieg auf die Kosten der Betriebe hat. "Dadurch steigt das Risiko, dass die Unternehmen die höheren Lohnkosten an die Verbraucher weitergeben, was die Rückkehr der Inflation zu unserem 2-Prozent-Ziel verzögern könnte", führte sie aus. Das Wachstum der Löhne in der Währungsgemeinschaft gilt momentan als einer der stärksten Inflationstreiber. Nach einem neuen jüngst vorgestellten Prognose-Instrument der EZB könnte das Lohnwachstum in den ersten Monaten dieses Jahres noch einmal zulegen. (apa)