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EZB: Gewerbeimmobilien nicht angemessen bewertet

Bankenaufsicht: Wert in Büchern von manchen Banken zu optimistisch angesetzt
Patrick Baldia
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© Nitschmann, Hans-Joachim/AdobeStock | Die EZB ist nach eigenen Angaben bei der Inspektion von Banken auf eine Reihe von Problemen gestoßen, wie die Bewertungen von Gewerbeimmobilien erstellt werden

Manche großen Geldhäuser im Euroraum haben aus Sicht der EZB-Bankenaufsicht den Wert von Gewerbeimmobilien trotz der Krise in dem Sektor womöglich in ihren Büchern zu optimistisch angesetzt. Bei Inspektionen vor Ort seien Kontrolleure auf eine Reihe von Problemen gestoßen, wie Banken Bewertungen von Gewerbeimmobilien erstellten, teilten die Aufseher in ihrem jüngsten Newsletter mit, der am Mittwoch veröffentlichten wurde.

Wegen des anhaltenden Abschwungs auf dem Gewerbeimmobilienmarkt sei besondere Aufmerksamkeit von den Banken gefordert. Eine umsichtige Bewertung sei hochgradig wichtig. Die Europäische Zentralbank (EZB) überwacht seit Herbst 2014 die Großbanken im Euroraum.

"Aufgrund höherer Zinssätze und sinkender Nachfrage, was wichtige Segmente belastet, könnten Kreditnehmer zunehmend Schwierigkeiten bei der Bedienung ihrer Schulden bekommen," warnten die Aufseher. Die Preise für Gewerbeimmobilien wie Bürogebäude, Geschäftsräume und Einzelhandelsimmobilien waren zuletzt im Euroraum im Sinkflug. Die rückläufige Nachfrage ist auch auf eine zunehmende Nutzung von Homeoffice nach der Corona-Pandemie zurückzuführen. Allein im vierten Quartal 2023 waren die Preise für Gewerbeimmobilien laut EZB binnen Jahresfrist um 8,7 Prozent gesunken. Eine rasche Erholung des Gewerbeimmobilienmarktes erwartet die Euro-Notenbank laut ihrem jüngsten Stabilitätsbericht nicht.

Inspekteure stellten laut EZB unter anderem fest, dass einige Banken bei ihren Bewertungen Daten von 2021 nutzten, als der Sektor noch nicht in der Krise war. Anpassungen an den Marktrückgang, den Inflationsschub und die massiven EZB-Zinserhöhungen in der Folgezeit seien jedoch nicht vorgenommen worden. Manche Institute würden unangemessene Definitionen für die Bestimmung von Marktwerten nutzen. Einige fassten den Marktwert als den Preis auf, den sie voraussichtlich erzielen könnten, wenn sie in der Lage wären, zu verkaufen, was bei Konflikten mit dem Kreditnehmer aber Monate oder sogar Jahre dauern könne. Bei der Bewertung von Vermögenswerten müssten stets die jeweils herrschenden Marktbedingungen zugrunde gelegt werden - nicht eine frühere Situation mit günstigeren Bedingungen. Auch was in der Zukunft bei einer Markterholung als Preis erhofft werden könne, sei keine Grundlage für die Wertbestimmung.

Verschiedene Bewertungsmethoden zu nutzen und dann als Ergebnis den Durchschnittswert zu nehmen, sei ebenfalls zu beanstanden. In einem solchen Fall solle vielmehr untersucht werden, warum es zu unterschiedlichen Bewertungen komme. "Die bevorzugte Methode sollte immer diejenige sein, die die meisten Marktteilnehmer verwenden würden, um zu bestimmen, was sie zu zahlen oder zu akzeptieren bereit wären", kritisierten die Bankenwächter. Der Einbruch des Gewerbeimmobilienmarktes ist derzeit ein Hauptsorgenfaktor für die Bankenaufseher. (apa)