Nach der Kurswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni gibt es aus Sicht des deutschen Bundesbank-Präsidenten Joachim Nagel keinen Automatismus für weitere Zinsschritte nach unten. "Zinssenkungen machen wir nicht per Autopilot", sagte Nagel dem "Tagesspiegel" in einem am Dienstag veröffentlichten Interview. "Wir werden also je nach Datenlage entscheiden." Die Währungshüter überprüften also ihren Kurs bei jeder Sitzung neu. "Dabei bleiben wir vorsichtig."
Die Europäische Zentralbank hatte Anfang Juni die Zinswende vollzogen und erstmals seit fast fünf Jahren die Schlüsselsätze gesenkt. Zum weiteren Kurs äußerte sich die EZB-Führung bisher sehr vorsichtig. Das nächste Zinstreffen findet am Donnerstag kommender Woche statt.
"Die Inflation geht zurück", sagte Nagel der Zeitung. "Und wir erwarten, dass sie spätestens Ende 2025 unseren Zielwert von zwei Prozent erreicht." Die Kerninflationsrate, bei der die stark schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden, sei mit 2,9 Prozent aber noch relativ hoch.
Die EZB strebt zwei Prozent Teuerung als optimales Niveau für die 20-Ländergemeinschaft an. Im Juni lag die Rate bei 2,5 Prozent. (apa)