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Fachkräftemangel auf Höchststand

Laut einer Umfrage des Wirtschaftsprüfers EY bei rund 600 Firmen verlieren 39 Prozent der Betriebe Umsätze aufgrund des Fachkräftemangels – am stärksten betroffen sind Bau und Industrie.
Amelie Miller
Lehner Erich, EY
Lehner Erich, EY
© EY/Christina Haeusler

Den Unternehmen fällt es aktuell so schwer wie noch nie, geeignete Fachkräfte zu finden: 83 Prozent haben dabei derzeit (erhebliche) Schwierigkeiten – sieben Prozentpunkte mehr als 2021 (76 %). Das ist gleichzeitig der höchste Stand seit Erhebungsbeginn 2014. Nur zwei von hundert Betrieben geben auf der anderen Seite an, keine Schwierigkeiten bei der Rekrutierung geeigneter Fachkräfte zu haben.

In fast allen Teilen der österreichischen Wirtschaft ist 2021 der Fachkräftemangel wahrnehmbar. Besonders stark, trotz wiederholter Lockdowns und starkem Gästerückgang, im Bereich Tourismus, wo 33 Prozent sehr schwer und weitere 48 Prozent eher schwer die gesuchten Fachkräfte finden. Auch im Energiesektor bzw. der Transportwirtschaft (30 % bzw. 53 %) und im Handel (28 % bzw. 52 %) gibt es große Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. 

Das sind Ergebnisse der Studie „Beschäftigung und Fachkräftemangel in Österreich“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.

„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der Fachkräftemangel hat sich durch die Coronakrise und den Wirtschaftsabschwung im letzten Jahr weiter verschärft. Es gibt innerhalb Österreichs keine Branche und kein Bundesland, das vom Fachkräftemangel verschont bleibt. Das bremst – gemeinsam mit dem Rohstoffmangel – den Wiederaufschwung nach der Krise, weil österreichische Unternehmen aufgrund der schon wieder gefüllten Auftragsbücher zusätzliche Stellen schaffen wollen, aber oft nicht die Fachkräfte mit der richtigen Qualifikation dafür finden“, so Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich, und verantwortlich für den Bereich Mittelstand.

Einstellungsbereitschaft steigt nach drei Jahren mit Rückgang wieder

Mehr als jeder Vierte (26 %) möchte in den kommenden sechs Monaten zusätzliche Mitarbeiter einstellen – deutlich mehr als Anfang 2021 (20 %). Nur jedes 20. Unternehmen (5 %) plant Stellenstreichungen – so wenige wie seit vier Jahren nicht mehr. 

Die meisten neuen Stellen wollen Unternehmen in Oberösterreich (33 %), Vorarlberg (30 %) und Niederösterreich (29 %) schaffen. Am wenigsten neue Arbeitsplätze sind im Burgenland (10 %) geplant.

Fachkräftemangel verursacht Umsatzeinbußen

Bei fast vier von zehn Unternehmen (39 %) verursacht der Fachkräftemangel Umsatzeinbußen – noch mehr als 2021 (35 %). Jeder Zehnte leidet sogar unter erheblichen Umsatzeinbußen von mehr als fünf Prozent. 

Besonders ausgeprägt sind die Folgen des Fachkräftemangels auf den Umsatz in der Baubranche (58 %), der Industrie (46 %) und dem Gesundheitsbereich (44 %). Auch die Tourismusbranche verliert trotz der Lockdowns und Stornierungen Umsätze (40 %), weil es an geeignetem Personal fehlt.

Probleme in allen Bundesländern – Fachkräftemangel besonders im Westen

Am ausgeprägtesten ist – wie im Vorjahr – der Fachkräftemangel bei Unternehmen in Vorarlberg (39 % haben „große“, 40 % „eher große“ Probleme). Auch in Tirol (30 % bzw. 50 %) sowie Niederösterreich (27 % bzw. 56 %) ist die Suche nach qualifiziertem Personal oft sehr schwierig oder erfolglos. Am besten ist die Situation noch im Burgenland – allerdings klagen dort dennoch 21 Prozent über „große“ und weitere 66 Prozent über „eher große“ Schwierigkeiten bei der Fachkräfterekrutierung.