Herr Schaffer, das Problem ist nicht neu, die Pandemie hat es weiter verschärft: der Fachkräftemangel in der heimischen Hotellerie. Wie gravierend ist die Lage wirklich?
In Österreich fehlen laut Hochrechnungen rund 50.000 bis 55.000 Fachkräfte beziehungsweise haben der Branche den Rücken zugekehrt und sich für eine andere entschieden. Wohin sie gegangen sind, wissen wir nicht, vermuten aber in den Handel, die Logistik oder logistiknahe Dienstleistungen. Die Lage ist jedenfalls akut: Mir sind beispielsweise Fälle in Wien bekannt, wo Hotels aufsperren wollen, dafür aber nicht genügend Personal haben. Im Westen des Landes blicken wiederum viele Hotels wegen fehlender Mitarbeiter mit großer Sorge auf die Wintersaison.
Ist das Problem nicht großteils selbstverschuldet – Stichworte: niedrige Löhne und herausfordernde Arbeitszeiten?
Das Problem ist häufig selbstverschuldet, in der Branche gibt es viele schwarze Schafe beziehungsweise wenig Bewusstsein für modernes HR-Management. Hotel und Gastronomie haben zweifellos ein schlechtes Image. Klar ist, dass es nicht mehr gehen wird, Kollektivvertragslöhne zu zahlen. Und auch die fordernden Arbeitszeiten und die Schwierigkeit, ein ausgewogenes Berufs- und Privatleben zu führen müssen adressiert werden.
Welche Lösungsvorschläge haben Sie?
Die Kollektivvertragslöhne müssten von den Unternehmen angepasst werden. Daher werden früher oder später wohl die Zimmerpreise steigen müssen. Was das Problem der fordernden Arbeitszeiten betrifft, könnte beispielsweise eine temporäre Umstellung der Öffnungszeiten – etwa in den F&B-Abteilungen – erheblich dazu beitragen, die Personaleinteilung zu vereinfachen. Notfalls kann auch über die Schließung einzelner Abteilungen an den umsatzschwächsten Tagen entschieden werden. Aber auch durch die Limitierung der Zimmerauslastung auf ein bestimmtes Maß könnte verhindert werden, dass das Personal dauerhaft überlastet wird.
Näheres über die aktuellen Herausforderungen in der Hotelbranche erfahren Sie in der kommenden Ausgabe des ImmobilienFokus.