Böse ist, wer eine Wohnung hat und diese nicht vermietet, egal ob man selbige in einigen Jahren benötigt und daher nicht kurzfristig vermieten will oder ob sich eine Vermietung einfach nicht lohnt. Dabei wird ganz vergessen, dass es ja nicht nur darum geht, ob im freien Markt Wohnungen, die man selbst finanziert hat, nicht vermietet sind, sondern wie es im Gemeinde- und geförderten Genossenschaftsbau aussieht. Diese als „leistbares Wohnen“ deklarierten Heime werden immerhin von jener Allgemeinheit, die tatsächlich noch Steuern zahlt, finanziert. Dass man sozial schwachen Menschen helfen muss, steht selbstverständlich außer Diskussion.
Österreich ist das Land mit der höchsten Dichte an sozialem Wohnbau. Alleine in Wien wohnen über 60 Prozent aller Mieterinnen und Mieter in Gemeinde- und geförderten Mietwohnungen (in Schweden und Frankreich tun dies nur je 12 Prozent und in Polen 5 Prozent). Wenn sozial schwache Menschen bei der europaweit höchsten Anzahl von bezuschussten Mieten durch die Allgemeinheit, keine für sie leistbare Wohnung finden können, dann kann im System etwas nicht richtig laufen und dafür sind nicht die privaten Vermieter in Geiselhaft zu nehmen. Da sollte eher überprüft werden, warum viele Wohnungen im Gemeindebau nicht mehr bewohnt werden. Nicht unerheblich viele Wohnungen werden z. B. für Enkel „aufgehoben“, während man selbst schon längst im Speckgürtel wohnt.
Es wäre nach jahrzehntelanger hochemotionaler Diskussion in Fragen des „leistbaren“ Wohnens höchste Zeit zu Fakten zurückzukehren. Der österreichische Wohnungsmarkt besteht zu fast 50 Prozent aus Eigentum (Häuser & Eigentumswohnungen), der verbleibende Mietmarkt wiederum zu 57 Prozent aus Mietwohnungen, die direkt von Gemeinden gehalten werden oder dem gemeinnützigen Wohnungsmarkt zuzurechnen sind. Der Rest von ca. 20 Prozent des Gesamtmarktes entfällt ca. zur Hälfte (also rund 10 Prozent des Gesamtmarktes) auf Wohnungen im Vollanwendungsbereich des derzeit geltenden MRG. Es besteht daher überhaupt keine Notwendigkeit, den privaten Teil des Marktes mit völlig überzogenen Regelungen weiterhin einzuschränken, sowie ununterbrochenes „Investoren-Bashing“ zu betreiben – das wird die Probleme nicht lösen!
Lösen kann die Knappheit am Wohnungsmarkt in Ballungszentren nur ein vermehrtes Angebot. Wenn Grundstücke und das Bauen an sich immer teurer werden, ist es noch wichtiger, dass die Politik eine langfristige Planungssicherheit ermöglicht. Denn wird diese durch permanente Eingriffe nicht mehr gewährleistet, lässt man es bleiben. Wer nicht erkennt, dass steuerliche und wohnrechtliche Anreize nötig sind, um dem Wohnungsmarkt etwas mehr Dynamik zurückzugeben, verschließt die Augen vor der Realität. Denn nur so wird mehr investiert werden und auch leerstehende Wohnungen kommen auf den Markt.
Louis Obrowsky, Präsident des Verbandes der Institutionellen Immobilieninvestoren. Geschäftsführer der LLB Immo Kapitalanlagegesellschaft.