Neben Flächenverfügbarkeit und Latenz nehmen dabei Stromversorgung und -kosten sowie Nachhaltigkeit entscheidende Rollen ein. Das vollständige Whitepaper finden Sie hier.
„Für die Standortsuche von Rechenzentren wird auch das Bewirtschaftungskonzept wichtiger. Die Akzeptanz eines Rechenzentrums hängt inzwischen immer mehr auch mit Nachhaltigkeit und zukünftig auch mit der produktiven Verwendung von Abwärme zusammen, um die gesellschaftliche Akzeptanz von Rechenzentren zu erhöhen – sowohl auf kommunaler Ebene als auch in der breiten Öffentlichkeit. Damit steigt die Relevanz eines professionellen und zukunftsorientierten Facility Managements weiter“, sagt Thomas Ball, Partner bei der Lünendonk & Hossenfelder GmbH.
Die meisten Rechenzentren erfordern Nähe zu einem internationalen Netzwerkknoten wie dem DE-CIX in Frankfurt am Main oder dem AMS-IX in Amsterdam. So wird die Distanz, die Informationen über Glasfaserleitungen zwischen Ursprungs- und Empfängerpunkt überwinden müssen, möglichst geringgehalten. Dies gilt zumindest für alle Rechenzentren, die Empfänger an vielen unterschiedlichen Punkten in Europa und der Welt miteinander verbinden.
„Gerade dort sind aber auch die geeigneten Grundstücke knapp und teuer. Befinden sich die zu erwartenden Nutzer mehrheitlich in einer Region, kann für die meisten Betreiber ein regionaler Knotenpunkt, der an die Backbone-Netze angeschlossen ist, deswegen eine gute Alternative sein“, ergänzt Anna Klaft, Business Development Manager DACH Data Centre Solutions bei CBRE.
Zudem empfiehlt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) als Mindestabstand zwischen redundanten Rechenzentren eine Entfernung von 200 Kilometern. Das ist eine wesentliche Verschärfung der früheren Empfehlung, die bei fünf Kilometern lag. Für einen hohen Ausfallschutz sind das nicht zu verachtende Herausforderungen, die etwa eine synchrone Spiegelung unmöglich machen oder deutlich erschweren.
Internet of Things, eingebettet in Smart Home und Smart City, Industrie 4.0 und andere Anwendungen wie autonomes Fahren werden aber auch in der Peripherie stattfinden. Unter anderem durch die voranschreitende Verbreitung von 5G-Mobilfunk, der hinsichtlich Datenraten und Latenz deutliche Fortschritte gegenüber LTE/4G bringt, werden diese Anwendungen den Bedarf nach kleineren Rechenzentren in der Fläche steigern.
„Seit rund fünf Jahren ist eine deutliche Zunahme von sogenannten Edge-Rechenzentren, die nahe am Entstehungsort von Daten platziert werden, zu beobachten. Bis 2025 könnte der Anteil des in Edge-Rechenzentren gespeicherten und verarbeiteten Datenvolumens auf 75 Prozent ansteigen. Diese Entwicklung ist jedoch keine Alternative zu den großen Rechenzentren, sondern eine Ergänzung“, sagt Klaft.
Die Stromversorgung ist ein weiterer wichtiger Faktor für den Betrieb von Rechenzenten – und damit bei der Standortsuche von Bedeutung. Das gilt sowohl für die Verfügbarkeit der Netzleistung als auch für die Stromkosten. Stromverbrauch und -preise bestimmen die Betriebskosten von Rechenzentren wesentlich.
Besonders die Nähe zum Mittel- und Hochspannungsstromnetz ist angesichts des hohen Strombedarfs ein wesentlicher Standortfaktor. Die Preise für die Netznutzung bei den Netzbetreibern sind bei Entnahmen aus dem Höchstspannungsnetz geringer als bei solchen aus den Umspannungsebenen. Betreiber, die diesen Vorteil nutzen wollen, sollten daher bei der Standortsuche die Nähe zum Höchstspannungsnetz und den notwendigen Platz für ein zu errichtendes Umspannwerk berücksichtigen.
Auf internationaler und auf nationaler Ebene gibt es zudem große Unterschiede bei den Stromkosten. So ist der Strompreis in Deutschland (Stand Januar 2020) mit 21,8 Cent pro KWh für nicht-Haushaltskunden sehr teuer. Deutlich günstiger in Europa ist beispielsweise Schweden mit 9,7 Cent.
Die Umweltbilanz von Rechenzentren lässt sich nicht nur durch den Bezug umweltfreundlich erzeugten Stroms verbessern, sondern auch durch die Anschlussverwendung der anfallenden Abwärme. Diese kann dazu beitragen, an anderer Stelle Strombedarf und damit Emissionen einzusparen. Unternehmen, die zukünftig ein neues Rechenzentrum planen, können daher Standorte wählen, die eine Einspeisung der Abwärme in das lokale Nah- und Fernwärmenetz ermöglichen.