Auch nach zehn Zinserhöhungen in den USA ist laut Notenbankchef Jerome Powell noch Spielraum nach oben. Vor einem Ausschuss im US-Senat verwies er am Donnerstag auf das Meinungsbild in dem für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschuss (FOMC) der Zentralbank. Eine breite Mehrheit sehe es als angemessen an, die Zinsen dieses Jahr weiter zu erhöhen: "Vielleicht sogar zweimal", fügte er hinzu.
Es sei noch "ein langer Weg", bis das Ziel einer Inflationsrate von 2,0 Prozent erreicht werde, erklärte der Fed-Chef bei der Anhörung im Kongress. Am Vortag hatte er bei einem Hearing in der zweiten Parlamentskammer, dem Repräsentantenhaus, dieselbe Formulierung gewählt.
Investoren erwarten im allgemeinen einen weiteren Zinsschritt im Juli. US-Notenbankdirektorin Michelle Bowman machte deutlich, dass sie mehrere Schritte nach oben sehen möchte: "Ich glaube, dass zusätzliche Leitzinserhöhungen notwendig sein werden, um die Inflation im Laufe der Zeit auf unser Ziel zu senken." Die Fed habe zwar Fortschritte bei der Eindämmung des Preisauftriebs gemacht. Aber trotz der deutlichen Straffung der Geldpolitik gebe es noch immer ein "inakzeptabel hohes Inflationsniveau".
Die Notenbank hat nach zehn Erhöhungen in Folge zuletzt eine Pause eingelegt und die Leitzins-Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent beibehalten. Sie will damit Zeit zum Sichten weiterer Konjunkturdaten gewinnen. Die Inflationsrate in den USA war im Mai zwar auf 4,0 von 4,9 Prozent im April gesunken, blieb aber deutlich über der von der Fed angepeilten Stabilitätsmarke.
Jüngst hatte sich der Chef des Fed-Bezirks Atlanta, Raphael Bostic, dafür ausgesprochen, dass die Notenbank nun die Füße still halten solle. "Meine Grundlinie ist, dass wir für den Rest des Jahres auf diesem Niveau verharren sollten", sagte der Chef des Notenbankbezirks Atlanta, Raphael Bostic, in einem Interview mit "Yahoo Finance". (apa)