Der von der Coronakrise besonders schwer betroffene Flughafen Wien ist im vergangenen Jahr wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt, sieht sich jetzt aber durch den Krieg in der Ukraine mit einem erhöhten Unsicherheitsfaktor konfrontiert. Alle Flüge zwischen Russland, der Ukraine und Wien seien gestrichen worden, die direkten Folgen würden rund 4 Prozent des Passagiervolumens betreffen, indirekte Auswirkungen seien noch nicht abschätzbar, sagten die Vorstände am Mittwoch.
"Wir stehen jederzeit bereit, wie auch 2015, an der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen mitzuwirken", so Flughafen-Vorstand Günther Ofner bei der Bilanzpressekonferenz. Normalerweise gebe es 41 Flüge pro Woche nach Russland und in die Ukraine, die nun alle ausfielen. Die Sperre des russischen Luftraums wirke sich auf den Wiener Flughafen nicht so aus, weil es momentan aufgrund der Coronakrise immer noch wenige Flüge in diese Richtung gebe. Der wöchentliche AUA-Flug nach Shanghai werde umgeroutet, so Vorstand Julian Jäger. Auch Bangkok könne man umgehen. Andere Flughäfen oder Fluglinien, wie Finnair, seien von der Sperre viel schlimmer betroffen.
Am Standort Wien werden heuer aufgrund der insgesamt guten Verkehrsentwicklung und dem starken Sommerflugplan 17 Millionen Passagiere erwartet bzw. rund 21 Millionen Passagiere in der Gruppe. "Wenn die Ukraine nicht wäre, dann würde ich sagen, wir schauen auf einen sehr guten Sommer hin", meinte Jäger. Am 29. März 2022 geht der um 61 Mio. Euro neu gestaltete Terminal 2 wieder in Betrieb, auch die Züge des City Airport Train (CAT) werden ab diesem Tag nach zwei Jahren Pause wieder regelmäßig fahren.
Jäger und Ofner forderten ein Ende der ausnahmslos durchgeführten Gesundheitskontrollen am Flughafen. Eine stichprobenartige Kontrolle würde ausreichen. Österreich sei eines der letzten EU-Länder, wo dermaßen streng und intensiv kontrolliert werde. Angesichts der hohen Energiekosten solle der geplante Einstieg in die CO2-Beisteuerung für 2022 ausgesetzt werden, so ein weiterer Wunsch der Vorstände.
Mit dem Passagierniveau vor der Krise rechnet das Management nicht vor 2025. Die Zahl der Gäste sei derzeit noch weit vom Vorkrisenniveau 2019 entfernt. Am Flughafen Wien wurden im Vorjahr 10,4 Millionen Passagiere gezählt und damit um rund 67 Prozent weniger Reisende als im Jahr vor der Coronapandemie. Inklusive der Auslandsbeteiligungen Malta Airport und Flughafen Kosice verzeichnete der Flughafen 13,1 Millionen Passagiere im Jahr 2021, das ist ein Passagierminus von fast 67 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019.
Unter dem Strich erzielte das börsennotierte Unternehmen 2021 einen Gewinn von 6,1 Mio. Euro, nach einem Verlust von 75,7 Mio. Euro im Jahr 2020. Auch der operative Gewinn (EBIT) war mit 19,2 Mio. Euro positiv. Im Jahr davor stand ein Minus von 86,5 Mio. Euro zu Buche. Der Umsatz lag bei 407 Mio. Euro, ein kräftiges Plus von 22 Prozent gegenüber 2020. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) hat sich von 54,1 auf 153,7 Mio. Euro fast verdreifacht. Wie schon 2020 wird auch für 2021 keine Dividende ausgeschüttet. Für 2022 stellte Ofner eine Gewinnausschüttung in Aussicht.
Der Personalstand schrumpfte während der Krise von 5.900 auf rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit Ende März werde der Flughafen die Kurzarbeit nach über zwei Jahren komplett beenden und in den Normalbetrieb übergehen, kündigte Ofner an. Das stelle das Unternehmen vor gewisse Herausforderungen, weil sowohl im April als auch im Mai die Passagierzahlen nicht annähernd auf dem Niveau von vor der Krise sein werden. Diese Monate müsse man "durchtauchen". Laut Ofner hat der Flughafen Wien im Vorjahr in Österreich 69 Mio. Euro in Form der Kurzarbeit bezogen und 20 Mio. Euro für sonstige Staatshilfen wie den Fixkostenzuschuss. (apa)